Trotz Incentives, einer betont wertschätzenden Unternehmenskultur und diversen Zugeständnissen bleiben die Gehälter doch die überzeugendsten Faktoren für die Mitarbeiterbindung. Also „ohne Moos nichts los“? Nicht ganz, wie eine Studie von Docebo zeigt.
Die letzten Jahre waren für die meisten Unternehmen alles andere als einfach. Corona und Krieg, unterbrochene Lieferketten und nicht zuletzt der demografisch bedingte Fachkräftemangel sorgen für einigen Stress in den Chefetagen und HR-Abteilungen. Wie sollen die wertvollen Talente gehalten werden – vor allem, wenn kein Geld für Gehaltserhöhungen in der Firmenkasse ist? Docebo, Spezialist im Bereich Lern- und Weiterbildungskultur in Unternehmen und Anbieter von Lernlösungen auf der Grundlage Künstlicher Intelligenz (KI), hat vor diesem Hintergrund vor Kurzem eine Studie veröffentlicht. Den Ergebnissen zufolge ist das Geld zwar für die meisten Mitarbeiter am wichtigsten. Es gibt jedoch weitere Kriterien, die aus Belegschaftssicht maßgeblich sind und einen Ausweg aus dem Dilemma klammer Kassen und höherer Gehaltsansprüche aufzeigen.
Die Studie bestätigt einerseits, dass mit 73 Prozent nahezu drei Viertel der Befragten eine Stelle kündigen würden, wenn die Bezahlung aus eigener Sicht zu gering ist. Aber immerhin 71 Prozent würden sich im Zweifel für einen Arbeitgeber entscheiden, der ihnen kontinuierliche Lern- und Bildungsmöglichkeiten zur Verfügung stellt.
Bildung als Mittel zur Mitarbeiterloyalität? Die Studie legt nahe, dass eine dezidierte Lernkultur tatsächlich ein gutes Instrument ist, um Fachkräfte zu halten und an das Unternehmen zu binden. Im Zentrum stehen hier so genannte Learning & Development-Initiativen. Kennzeichnend für solche Angebote ist ihr systematischer Aufbau und ihre durchdachte Struktur sowie die für einen Einsatz unter verschiedenen Rahmenbedingungen erforderliche Flexibilität. Das unterscheidet sie von Ad-hoc-Weiterbildungsmaßnahmen, die mehr oder weniger spontan entwickelt und zur Verfügung gestellt werden.
Die Studie wirft ein Schlaglicht auf verschiedene Aspekte der Mitarbeiterbindung. So spielt das Geld zwar nicht die alleinige, aber dennoch eine sehr wesentliche Rolle. Wer sich unterbezahlt fühlt, sieht in Folge häufig keine ausreichende Wertschätzung seitens des Arbeitgebers und wird daraus entsprechend seine Konsequenzen ziehen. Eine unzureichende personelle Ausstattung kann ebenfalls demotivierend wirken, wie beispielsweise die Lage im Gesundheitswesen deutlich macht. So gibt mit 35 Prozent auch über ein Drittel der Teilnehmer der Umfrage an, unterbesetzte Teams als Kündigungsgrund zu sehen. Nicht zuletzt finden 33 Prozent die generelle Unternehmenskultur als maßgeblich für die eigenen Karriere- und Zukunftspläne.
Auf der anderen Seite kann mit einer fundierten Lern- und Weiterbildungskultur Vieles zum Positiven gewendet werden. Dabei spielen zeitgemäße Technologien eine ebenso erhebliche Rolle wie entsprechendes Know-how. Beides hat Einfluss auf die Effektivität solcher Programme und damit über deren Akzeptanz. Zielgerichtete und strategisch sinnvolle Investitionen in Weiterentwicklungs- und Schulungsangebote haben aber nicht nur einen einzigen Positiveffekt für die Unternehmen: Über die Mitarbeiterbindung hinaus sorgen sie auch für einen insgesamt höheren ROI (Return-on-Investment), indem die Betroffenen höhere bzw. qualifiziertere Leistungen erbringen und damit die Wertschöpfung insgesamt steigern können.
Auf der anderen Seite droht Ungemach, wenn Bildungsangebote zurückgefahren werden: Laut Studie würden 54 Prozent der ArbeitnehmerInnen in einem solchen Fall einen Jobwechsel innerhalb von zwölf Monaten in Betracht ziehen. Eine dauerhaft nicht vorhandene Schulungskultur hätte den gleichen Effekt.
Unterbesetzte Teams, wie von über der Hälfte der Befragten als Kündigungsgrund angegeben, verweisen klar auf den Fachkräftemangel als eine der größten Herausforderungen für HR-Verantwortliche. Hier heißt es aufpassen, dass keine Abwärtsspirale in Gang gesetzt wird. Denn wenn erst einmal die ersten qualifizierten MitarbeiterInnen das Unternehmen verlassen haben, werden weitere folgen. Das funktioniert auch in die Gegenrichtung: Dort, wo Kompetenz für eine höhere Wertschöpfung sorgt, wird der Arbeitgeber immer attraktiver für weitere Talente.
Eine echte Weiterbildungskultur ist also von essentieller Bedeutung für die (Über)Lebensperspektiven von Unternehmen. Es geht um nicht weniger als die richtige Kombination der fachlich passenden Fachkräfte zur passenden Zeit. Und das im Zweifel, ohne die Belegschaftsstärke und -kompetenz durch signifikante Gehaltsangebote sichern zu können. Damit werden einige Herausforderungen mit einem Schlag gelöst: Neue MitarbeiterInnen werden gewonnen, die Fähigkeiten der vorhandenen Belegschaft werden optimiert und die Unternehmenskultur wird aufgewertet.
Doch ist es wirklich so einfach? So einleuchtend – und durch die Studie auch evident – die Tatsache ist, dass eine Weiterbildungskultur ein wirksames Mittel gegen Personalnot und Kündigungswellen ist, so sehr stellt sich manchem die Frage, wie das ideale Angebot denn konkret aussehen könnte. Auch und gerade der gezielte Einsatz smarter Technologien dürfte manchen vor Probleme stellen. Hier kann ein Blick über die Expertisen im eigenen Unternehmen hinaus einen Lösungsweg aufzeigen. Externe Partner, die sich auf die Implementierung von Verwaltungssystemen und Technologien für eine systematische Bildungskultur spezialisiert haben, die über entsprechende Erfahrungen und Vergleichswerte verfügen und einen unverstellten Blick auf den Status quo werfen können, sind hier für viele Unternehmen die beste Lösung – in dem Sinn, dass sie sich aufwändige und teure Irrtümer beziehungsweise so manchen Try-and-Error-Effekt sparen können. Damit bieten sie den Arbeitgebern das, was die Studie klar als Königsweg zur Mitarbeiterbindung identifiziert hat: ein attraktives, plausibles und kontinuierliches Schulungsangebot, das auf einer entsprechenden Weiterbildungskultur basiert und sich beständig weiterentwickeln kann.