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Logistik auf neue Beine gestellt

Autor:Redaktion connect-professional • 22.2.2007 • ca. 2:50 Min

Wie empfindlich der Markt auf Störungen im reibungslosen Ablauf der Distributionslogistik reagiert, zeigen Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit. Denn gerade im vergangenen Jahr waren viele Broadliner und Vollsortimenter gezwungen, ihre Logistik deutlich auszubauen oder komplett auf neue Beine zu stellen. Während manche Distributoren, wie etwa Siewert & Kau, API oder Devil, Computer ihre Logistikkapazitäten am oder in unmittelbarer Nähe Firmenstandort erweiterten, verlegten andere ihr Lager an neue Standorte.

? Also Deutschland hat nun beispielsweise seine komplette Logistik in Braunschweig gebündelt. Das Lager am Firmensitz in Straubing gibt es nicht mehr. Das neue Zentrallager hat eine Grundstücksfläche von 54.000 Quadratmetern und bietet eine Lagerkapazität von 21.000 Quadratmetern. »Braunschweig gilt als optimaler Logistik-Standort in Deutschland«, begründete der Sprecher der Deutschland-Geschäftsführung, Michael Dressen, diesen Schritt. Beispielsweise sei der Paketdienstleister GLS in unmittelbarer Nähe positioniert. In der ersten Ausbaustufe wird das Zentrum laut Geschäftsführer Dressen eine Kapazitätserweiterung in Höhe von 50 Prozent im Vergleich zu der heutigen Lösung mit sich bringen. »In der höchsten Ausbaustufe kann sich der Umsatz der deutschen Gesellschaft verdoppeln«, prognostiziert Dressen. Also legt bei seinem neuen Lager keinen gesteigerten Wert auf Automatisierungsprozesse. So ist weder eine halbautomatische noch eine vollautomatische Regaltechnik geplant. »Eine zu hohe Automatisierung führt zu Unflexibilität«, ist Dressen überzeugt. Man habe sich bewusst für einen deutschen Standort entschieden, da es im Ausland nur geringe Kostenvorteile gegeben hätte. Darüber hinaus müsste man in diesem Fall mit einem geringeren Service-Level rechnen.

? Broadliner Tech Data bündelte die Logistik für Zentraleuropa trotzdem lieber im benachbarten Ausland: in Bor/Tschechien. Das Logistikzentrum in Bischofsheim wurde geschlossen, in Moers verblieb zunächst nur noch die Repack-Logistik. Damit sieht sich TD auch in einer guten Ausgangsposition für eine künftige Ausdehnung des Geschäfts nach Osteuropa. Aber auch für den deutschen Markt sollten sich schnell Vorteile ergeben, wie verbesserte Durchlaufzeiten und verlängerte Bestellannahmezeiten. Ein zunehmend interessanteres Geschäftsmodell wird durch das neue Hightech-Lager laut Country Manager Schlichtherle die komplette Warenlogistik-Abwicklung für Reseller. Trotz der Unterschiede zwischen dem US-amerikanischen und dem deutschen Channel, sei es doch interessant zu sehen, dass »bei Tech Data USA die Dropship-Quote bereits über 70 Prozent liege«. In Deutschland befindet sich die Zahl der Warenauslieferung für Händler an deren Endkunden noch »im niedrigen zweistelligen Bereich«. Dabei sieht Schlichtherle gerade in der Aufgabe der eigenen Logistik sowie die elektronische Anbindung an das Wawi-System des Lieferanten erhebliche Kosteneinsparungspotenziale für die Fachhändler.

? Der Kölner Vollsortimenter B.Com verlegte sein Zentrallager vom Firmenstandort Köln ins hessische Staufenberg. Hintergrund: der Distributor ist dort eng mit dem Logistiker DHL verbunden. Mit der Nähe zum DHL-Zentrum könne B.Com die Bestellzeiten verlängern, schneller und sicherer liefern, als dies von Köln aus der Fall gewesen ist. In Staufenberg verfügt B.Com über eine Lagerkapazität von 10.000 Quadratmetern, wobei bei Bedarf noch weitere Fläche hinzugefügt werden kann. Problemlos verlief der Umzug aber nicht: Der Distributor kämpfte aufgrund der Umstellung mit Lieferproblemen.

? Vor allem aber die Lieferverzögerungen von Ingram Micro, die sich nach der Umstellung auf ein neues Lagerverwaltungssystem ergaben, brachten die ganze Distributionsbranche ins Schwitzen. IM-Handelspartner, die auf schnelle Warenlieferungen angewiesen sind, waren dadurch häufig gezwungen bei anderen Distributoren zu bestellen. Diese freuten sich nicht immer über die Mehrbesteller. Beispielsweise sah sich Also Deutschland für kurze Zeit gezwungen, aufgrund der unerwartet hohen Zahl an Mehrbestellungen die Cut-Off-Zeiten für Lieferungen am nächsten Tag nach vorne zu verlegen. Mit Hochdruck arbeitete Ingram in den vergangenen Monaten an der Behebung des Lieferstaus und kann inzwischen vermelden: 98 Prozent der Bestellungen würden nun innerhalb von 24 Stunden ausgeliefert. Bei einer Lieferzeit von 48 Stunden erreiche man sogar eine Quote von fast hundert Prozent. »Das ist ein Traumwert, den wir auch vor der Umstellung des Lagersystems nicht erreicht haben«, betont Vertriebschef Marcus Adä. »Durch das neue System haben wir nun die Möglichkeit, die komplette Supply Chain umfassender darzustellen und transparenter zu gestalten.«