Jeder Handgriff kostet Geld
Von all dem soll natürlich der Händler nichts spüren. Ein guter Distributor funktioniert einfach – unabhängig davon, wie es hinter den Mauern des Logistikzentrums aussieht. Natürlich haben die Fachhändler Verständnis für die Probleme der Grossisten. Doch fordern sie so wie Peter Feige, Geschäftsführer der Technosoft Consulting GmbH, auch Verständnis für ihre Situation. »Für uns sind die Fracht- und Transportkosten ein ganz großes Thema, ebenso die Verfügbarkeit, komplette Lieferung und natürlich die RMA-Abwicklung.« Dass dies alles nicht umsonst zu haben ist, sieht er durchaus ein. Kann allerdings nicht einsehen, »warum zum Beispiel ein Broadline-Distributor selbst Kleinstartikel in ein großes Paket packt, oder bei mehreren Bestellungen am Tag die Tagesorder nicht bündelt, sondern jeden Artikel extra versendet«. Hier würden Kosten auf den Handel abgewälzt, »die bei preisgünstigen Produkten von unserer Marge nicht mehr finanzierbar sind«. Und von Supply Chain Management kann er bei solch althergebrachter Logistik nichts erkennen.
Gerade auf dem weiten Feld der Warenorder appellieren die Distributoren immer wieder, die Bestellungen zu bündeln. »Dafür sind wir auch bereit, unsere Bestellzeiten so weit wie möglich nach hinten zu verlegen«, erklärt COS-Chef Krings. Ziel bei dem Distributor sei ein Orderschluss bei 18.30 Uhr. »Aber dann muss einmal Schluss sein, denn sonst wird es bei der Kommissionierung zu knapp, wenn die Ware noch am gleichen Tag das Haus verlassen soll.« Die Händler hingegen, kontert Feige, müssten dann bestellen, wenn die Kunden die Waren nachfragen. »Ich kann nicht immer bis zur letzten Stunde warten, denn häufig ist genau dann so viel zu tun, dass für die Bestellungen kaum mehr Zeit bleibt«. Also muss am Nadelöhr Distribution aufgefangen werden, was auf der Seite der Händler offensichtlich nicht anders zu lösen ist.
Für die Distribution zeigt sich an diesem Beispiel »der Fluch der guten Tat«, wie dies Hellmich umschreibt. Denn je schneller und zuverlässiger die Distribution wird, desto später bestellen die Kunden in kleinen Einheiten. »Und das mit immer geringeren Werten.« Die Folge: Die Transaktionen bei der Distribution steigen, bis hin zu mehreren zehntausend Sendungen. Das führt dazu, dass in der Logistik längst die Wege der Mitarbeiter im Lager zwischen den Packstationen und der gelagerten Ware auf den Meter genau optimieren werden müssen. Jeder Handgriff, jeder Schritt kostet den Grossisten Zeit und damit Geld. Die Folge: Schnelldreher gehören so positioniert, dass sie ohne Zeitverlust verpackt und auf die Reise geschickt werden können.