Bitkom-Umfrage

Deutsche fordern mehr Tempo bei der Energiewende

16. März 2022, 6:30 Uhr | Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Drei Viertel wünschen sich Label für energieeffiziente Heizung

Auch beim Thema Heizen wünschen sich die Menschen in Deutschland mehr Transparenz. So würden drei Viertel (75 Prozent) ein Siegel oder Label begrüßen, das zeigt, ob die eigene Heizung energieeffizient ist. 68 Prozent wünschen sich intelligente Zähler, die in Echtzeit anzeigen, wie viel Energie die Heizung gerade verbraucht. 59 Prozent können sich außerdem vorstellen, ihre Verbrauchsdaten anonymisiert dem Ersteller der Heizkostenabrechnung zu übermitteln. „Insbesondere beim Thema Heizen könnten wir mit einer konsequenten Digitalisierung den Energieverbrauch massiv senken und die Energieeffizienz steigern. Heizungen gehören zu den größten CO2-Emittenten in Deutschland“, sagt Bitkom-Präsidiumsmitglied Matthias Hartmann. „Schon die im Klimaschutzgesetz formulierten Einsparziele für das Jahr 2020 wurden seitens des Gebäudesektors nicht erfüllt. Aktuelle Abschätzungen zeigen, dass die Ziele auch 2021 verfehlt wurden. Um Energie zu sparen, brauchen wir nicht nur die klassische energetische Sanierung, sondern vor allem eine smarte Steuerung von Heizungsanlagen – in Gewerbeimmobilien ebenso wie in Privathaushalten. Wir brauchen eine digitale Renovierungswelle.“

Viele Menschen teilen diese Ansicht. So meinen 65 Prozent der Deutschen, alte Gebäude sollten, wenn möglich, mithilfe digitaler Technologien effizienter gemacht werden. Ein Viertel (28 Prozent) würde mehr Miete für eine Wohnung bezahlen, wenn sie mit energiesparenden Smart-Home-Anwendungen ausgestattet ist. In vielen Haushalten sind entsprechende Tools und Anwendungen schon eingebaut: Fast ein Fünftel (18 Prozent) nutzt smarte Heizkörper und Thermostate, die in der Lage sind, die Temperatur in der Wohnung immer optimal anzupassen – beispielsweise abhängig davon, ob gerade gelüftet wird, ob Personen anwesend sind und teilweise sogar unter Berücksichtigung der Wettervorhersage. „Während des Lüftens die Heizung ausstellen oder sie herunter drehen, wenn man das Haus verlässt – das wird häufig vergessen. Mit smarten Thermostaten können Haushalte mit kleinstem Einsatz massiv Energie sparen“, betont Hartmann. 16 Prozent haben intelligente Rollläden oder Markisen – eine smart gesteuerte, automatische Verschattung kann an heißen Tagen für Kühlung sorgen. Jeder und jede Zehnte (10 Prozent) nutzt elektronische Verbrauchszähler oder Energiemonitore, die helfen, den Energieverbrauch im eigenen Zuhause zu erfassen. Hartmann: „Jetzt sind auch die Verbraucherinnen und Verbraucher gefordert. Ein großer Teil des Endenergieverbrauchs geht für warme Wohnungen und warmes Wasser drauf. Wir können alle einen Beitrag dazu leisten, die Energiewende zu beschleunigen und die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl zu verringern.“

Große Mehrheit unterstützt die Energiewende

Grundsätzlich unterstützt die Mehrheit der Menschen in Deutschland die Energiewende und hält den Umstieg von fossilen Energieträgern wie Öl und Gas sowie Atomenergie hin zu Wind- oder Sonnenenergie für richtig (81 Prozent). Vielen BürgerInnen geht die Energiewende jedoch nicht schnell genug. 71 Prozent bewerten das Tempo als zu langsam, wobei es 45 Prozent als viel zu langsam und 26 Prozent als eher zu langsam ansehen. Lediglich für ein Fünftel (19 Prozent) ist das Tempo genau richtig. Der Anteil derer, denen die Energiewende zu schnell geht, ist mit 6 Prozent verschwindend gering. „Die Energiewende hat drastisch an Bedeutung gewonnen: Der Ausbau erneuerbarer Energien und vor allem die Energieeffizienz müssen jetzt stark vorangetrieben werden“, sagt Hartmann. 72 Prozent der Deutschen stimmen der Aussage zu, die Energiewende werde ohne digitale Technologien nicht zu bewältigen sein. 69 Prozent sehen in digitalen Stromnetzen die Grundlage für die Energieversorgung der Zukunft.

Gleichwohl besteht bei den Menschen in Deutschland auch die Angst, dass das Stromnetz anfällig für Cyberattacken sein könnte. Zwei Drittel (68 Prozent) machen sich Sorgen, dass Hacker ein digitalisiertes Stromnetz lahmlegen könnten. Deutlich geringer ist die Sorge, dass ein Blackout generell durch den Umstieg auf erneuerbare Energien geschehen könnte – etwa an Tagen ohne Sonnenschein und Wind (33 Prozent). „Mit zunehmender Kriegsdauer gibt es Warnungen vor Cyberangriffen auf Energieversorger auch in Deutschland. Mehr denn je ist derzeit im deutschen Cyberraum volle Aufmerksamkeit und größtmögliche Wachsamkeit aller Unternehmen, Organisationen und staatlichen Stellen geboten“, betont Hartmann. „Die IT-Sicherheit muss weiter gestärkt werden, um frühzeitig Angriffe auf kritische Infrastrukturen erkennen und abwehren zu können.“

Um die Energiewende schnell voranzutreiben, wünscht sich eine breite Mehrheit von 86 Prozent der BundesbürgerInnen mehr Informationen für Eigentümer und Mieter zum Energiesparen. 60 Prozent fordern die Beschleunigung des Smart-Meter-Ausbaus in Deutschland. Fast die Hälfte (48 Prozent) findet, energiesparende Smart-Home-Technologien müssten stärker staatlich gefördert werden. Bitkom-Präsidiumsmitglied Hartmann: „Bund und Länder sollten den großen Zuspruch für die Energiewende nutzen und den Ausbau der Erneuerbaren schnell vorantreiben.“ Neben konkreten Beratungsangeboten für die BürgerInnen und einem beschleunigten Smart-Meter-Rollout sei auch nötig, die Nutzung anonymisierter Verbrauchsdaten zu erleichtern, um so weitere Einsparpotenziale zu heben. „Zudem müssen wir die schon vorhandenen digitalen Technologien für mehr Energieeffizienz umgehend in die Haushalte bringen – dazu gehören insbesondere automatisierte Steuerungssysteme für Heizung, Klima und Warmwasser. Digitale Technologien prägen das Energiesystem der Zukunft und können der Energiewende jetzt einen entscheidenden Boost verleihen.“

Welche Erfolgsfaktoren haben in den europäischen Vorreiterländern Spanien, Italien, Schweden und den Niederlanden einen zügigen Rollout ermöglicht? Interessierte können den Bitkom-Leitfaden „Erfolgsfaktoren für einen zügigen Smart Meter Rollout“ hier herunterladen.


  1. Deutsche fordern mehr Tempo bei der Energiewende
  2. Drei Viertel wünschen sich Label für energieeffiziente Heizung

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu BITKOM e. V.

Weitere Artikel zu Smart Meter

Matchmaker+