Einst reine Science-Fiction, heute eine wissenschaftliche Tatsache: Der Einsatz autonomer Roboter in der Lagerverwaltung war 2019 einer der wichtigsten Trends und bleibt auch darüber hinaus aktuell. Wie Edge AI Warehousing, "Lagerverwaltung", den Onlinehandel beflügelt.
Das Analystenhaus IDC prognostiziert, dass die weltweiten Ausgaben für Robotik-Systeme und Drohnen 2019 insgesamt 115,7 Milliarden US-Dollar betragen werden. Dies wäre ein Anstieg um 17,6 Prozent gegenüber 2018, und der Trend wird nach Angaben von IDC bis 2022 andauern, wenn die Ausgaben 210,3 Milliarden US-Dollar erreichen sollen.
Laut IDC-Analyst John Santagate werden bis 2021 etwa 60 Prozent der 2.000 größten Unternehmen weltweit autonome mobile Roboter einsetzen. Die sehr hohen logistischen Herausforderungen im Bereich Warenwirtschaft haben dafür gesorgt, dass diese Technologie in der Lagerlogistik Branche („Fulfillment“) besonders frühzeitig und umfassend eingesetzt wird („Early Adopter“).
Omnichannel-Technologie im Blick
Bekannte Auslöser dieser Entwicklung sind etwa der Wunsch nach Kosteneffizienz oder verbessertem Personalmanagement. Aber einer der Hauptgründe für den raschen Einsatz der Technologie ist die Notwendigkeit einer raschen und möglichst direkten Lieferkette, die sogenannte „Immediacy“. Amazon hat hier weltweit Pionierarbeit geleistet – mehr als 100.000 Roboter sind global in über 26 Order-Fulfillment-Centern des Unternehmens im Einsatz. Die Hauptanforderung für Händler und Logistikunternehmen gleichermaßen ist dabei die Lieferung am Folgetag und die Omnichannel-basierte Warenabwicklung über mehrere Vertriebskanäle. Möglich wird dies durch den zunehmenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz („AI“) und den Einsatz der „Edge AI Robotics“ genannten Kommissions-Roboter hinter den Kulissen.
In der Logistikbranche passiert zurzeit sehr viel. Im November 2018 hatte das Logistikunternehmen DHL ein Modernisierungsprogramm im Umfang von 300 Millionen US-Dollar angekündigt, um in 60 Prozent seiner Lagerhäuser in Nordamerika Roboter und IoT-Sensoren zu installieren und so mit der Nachfrage Schritt halten zu können. Angeblich lässt das chinesische Unternehmen Alibaba bereits 70 Prozent seiner Warenwirtschaft mithilfe von Robotern durchführen.
Es ist nicht neu, den zukünftigen Warenbedarf hochzurechnen und deshalb Waren bereits vorab an Zwischenlager zu versenden. Da sowohl Unternehmen als auch Verbraucher immer kürzere Lieferzeiten erwarten, wird es für Versender zunehmend wichtiger, ihre Lagerbestände bereits vorab an lokale Distributionslager statt an regionale Drehkreuze zu schicken und so die schnellstmögliche Auslieferung zu ermöglichen. Dabei (er)lernen und prognostizieren ausgefeilte KI-basierte Fulfillment-Lösungen, welche Warenteile, Marken und Warenmengen Tag für Tag und Postleitzahl für Postleitzahl benötigt werden und entwerfen Lieferstrategien. Die Möglichkeit, Waren noch am selben Tag auszuliefern, wirkt sich sehr positiv auf die Kundentreue sowie auf Wiederholungskäufe aus. In Kombination mit dem durch Logistikroboter ermöglichten 24-Stunden Betrieb in der Warenwirtschaft und den durch sie erzielbaren Einsparungen bei Heizung und Beleuchtung der Lager (die Roboter meist beide nicht benötigen) wird klar, welche Vorteile sich Versendern hier bieten und warum sich der Markt für diese Technologien so rasch entwickelt.