Distributed-Ledger-Technologie

Eine Frage des digitalen Vertrauens

15. Februar 2022, 6:30 Uhr | Autor: Bernd Groß / Redaktion: Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Ein Weg zu neuen Geschäftsmodellen

Der Einsatz von DLT in der Industrie schafft nicht nur Sicherheit und Vertrauen, sondern eröffnet auch neue Geschäftsmodelle und Möglichkeiten. Ein Beispiel dafür liefert die Finanzierung von Maschinen durch sogenannte Pay-per-Use-Kredite. Üblicherweise treiben Risiken die Kosten für einen Kredit in die Höhe. Zu solchen Risiken gehört auch die Auslastung der Maschinen. Ist die Maschine ständig im Einsatz? Hat die Fabrik genug zu tun? Die Banken treffen dazu Annahmen, die in die Berechnung der Kreditraten mit einfließen. Bei einem Pay-per-Use-Kredit wird die Annahme der Banken durch Gewissheit ersetzt. Die jeweilige Maschine berichtet per IoT in Echtzeit über ihre Auslastung – und die Kreditrate wird automatisch angepasst. Hat die Fabrik viel zu tun, steigt die Rate und der Fabrikbetreiber kann sich diese besser leisten. Sinkt die Auslastung der Maschine, sinkt damit auch die monatliche Rate.

Digital ist die Manipulation nur wenige Klicks entfernt. Die DLT kann das verhindern, indem sie eine Single Source of Truth schafft und damit eine robuste Vertrauensbasis.

Für die Betreiber von Produktionsanlagen ist das ein attraktives Modell, denn sie erhalten ein hohes Maß an Flexibilität und können das Risiko ihrer Finanzierung günstiger über die Zeit verteilen. Der gene-relle Zuspruch von Unternehmen zu Pay-per-Use-Krediten ist daher entsprechend groß. Einer Umfrage der TU Darmstadt im Auftrag von Creditshelf zufolge stehen 92 Prozent der befragten Vorstände und Geschäftsführer im industriellen Mittelstand solchen Formen der Finanzierung offen gegenüber. Doch sie setzen erneut eines voraus: Vertrauen. Damit sich die dynamischen Kredite am Markt durchsetzen, müssen alle Beteiligten den Daten, nach denen sich die Kreditrate richtet, vertrauen können. Diese Daten müssen zuverlässig sein und dürfen sich nicht manipulieren lassen. Auch hier kann der Einsatz von DLT erneut eine spannende und effiziente Lösung sein.

Ein weiteres Beispiel liefert der Maschinenbau. Die Zeiten, in denen Maschinen samt sämtlicher Einzelteile an einem einzigen Ort zusammengebaut wurden, sind schon lange vorbei. Die Produktion ist heutzutage dezentral organisiert. So ist es auch beim Bau von Helikoptern. Das Problem: Optisch lassen sich die Rotorblätter meist nicht unterscheiden. Doch an verschiedenen Standorten und nur für einen speziellen Helikopter produziert, ist es wichtig, dass stets der Überblick gewahrt wird. Ein Rotorblatt mag aussehen wie das andere – und ist dennoch nicht immer für den einen speziellen Helikopter geeignet. Durch virtuelles Warehousing und eine komplette Automatisierung der Lagerhaltung unter Einsatz von IoT ist es möglich, stets Ordnung zu wahren. Die DLT stellt ähnlich wie im Fall der Flugzeuge eine unverfälschte und gleichzeitig leistungsstarke Dokumentation sicher, die digital und vollautomatisch fortgeschrieben werden kann. Ähnlich ließe sich auch das gesamte Thema der Supply Chains grundsätzlich neu denken, die sich mit DLT und IoT effizienter gestalten lassen.

Kooperation und Automatisierung

Zusammenarbeit und Kooperation sind wesentlich für den unternehmerischen Erfolg im 21. Jahrhundert – und das womöglich mehr als jemals zuvor. Die Digitalisierung und innovative Technologien in der Cloud schaffen dafür neue Möglichkeiten. Die dezentrale Organisation von Prozessen und IT-Architekturen nimmt entsprechend zu. Genau deshalb passt die DLT so gut in diese Zeit und liefert den Grundstoff für die Industrie der Zukunft: Grenzenloses, aber nicht blindes Vertrauen.

Bernd Groß, CTO der Software AG und CEO von deren Tochter Cumulocity


  1. Eine Frage des digitalen Vertrauens
  2. Ein Weg zu neuen Geschäftsmodellen
  3. DLT USe Case: Der programmierbare Euro

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