Competence Center hilft den Nutzern
Im Januar 2004 haben 556 Dienststellen der Landesverwaltung das kaufmännische Rechnungswesen in Betrieb genommen, darunter die Sozialgerichtsbarkeit, die Staatsanwaltschaft, die Regierungspräsidien Mittel- und Südhessen sowie Teile der Schulverwaltung. Zum Jahresende 2004 wurde auch die Umstellung der restlichen rund 200 Dienststellen planmäßig realisiert. Damit nutzen in Hessen derzeit rund 15000 Anwender das SAP-System. Für die Betriebsunterstützung wurde mit dem Hessischen Competence Center für Neue Verwaltungssteuerung (HCC) eine neue Verwaltungseinheit aufgebaut. Das HCC betreibt die Anwendungsentwicklung und das Anwendungsmanagement, die komplette Leistungsverrechnung sowie die Mitarbeiterschulungen. Das über 100-köpfige Team fungiert als Kompetenzzentrum für die hessische ERP-Lösung.
Für die Umsetzung des Projektes Neue Verwaltungssteuerung (NVS) wurden von Harald Lemke und dem HCC ein so genanntes Landesreferenzmodell (LRM) für das Rechnungs- und das Personalwesen mit SAP entwickelt. Das LRM dient als Grundlage für die SAP-Implementierungen. Mittlerweile wurde das Landesreferenzmodell um das Modul PS (Projektsystem) erweitert, das der Planung und Steuerung von Projekten, beispielsweise im Hoch- und Straßenbau, dient. Zudem erfolgte eine Ergänzung um die Kostenträgerrechnung, um anfallende Kosten einzelnen Produkten und Leistungen der Verwaltung zuzuordnen.
Die Kosten für die Entwicklung und Einführung des SAP-Rechnungswesens werden von Lemke mit zirka 240 Millionen Euro beziffert. Keine kleine Summe, die Lemke jedoch als rundum angemessen betrachtet: »Das Projekt ist mit SAP-Einführungen in der Wirtschaft überhaupt nicht vergleichbar. Schließlich wird hier nicht einfach eine Software ausgetauscht, sondern eine neue Buchführung eingeführt.« Die Einrichtung und der Betrieb des Rechenzentrums für die SAP-Anwendungen bis 2004 verlangen außerdem 28,3 Millionen Euro, und die Kosten für die Schulungsdurchführung liegen bei 14,3 Millionen Euro. Die Kosten der Umstellung auf die kaufmännische Buchführung relativieren sich mit Blick auf die Menge von 15000 Arbeitsplätzen zu. »Ich behaupte: Ein privatwirtschaftliches Unternehmen kann SAP auch nicht günstiger betreiben als wir. Wir haben mit SAP erstmalig ein System, um einen Haushalt von 22 Milliarden Euro vernünftig zu managen. Der Betrieb der ERP-Lösung kostet jährlich 58 Millionen Euro, das sind gerade einmal zwei Promille des Haushalts«, rechtfertigt Lemke den Aufwand.
Integration per SAP-Software
Die vorhandenen Altsysteme werden, soweit sie unverzichtbar sind, über das SAP-Paket Netweaver integriert. Namentlich sorgt die SAP Exchange Infrastructure (SAP XI) für die Schnittstellenintegration. »Mit dieser Standardisierung der technischen Plattformen und der Ablösung der Altverfahren erreicht das Land sowohl eine deutliche Prozessoptimierung als auch einen langfristigen Investitionsschutz«, ist Lemke überzeugt.
Mit Hilfe des SAP Enterprise Portal wird derzeit ein E-Government-Portal aufgebaut, das in seiner Ausprägung als Mitarbeiterportal den rollenspezifischen Zugriff auf verschiedenste interne Dienste möglich macht. So kann beispielsweise künftig jeder Mitarbeiter seine Urlaubsplanung, eine neue Bankverbindung oder Wohnadresse selbst in seine Personalstammdaten eingeben. Auch der Internetauftritt des Landes Hessen soll auf das SAP Enterprise Portal migriert und damit für alle Verwaltungsbereiche vereinheitlicht werden. Erste E-Government-Applikationen und -Migrationen im Kontext des SAP Portals sollen bis zum Frühjahr 2005 umgesetzt werden.
Darüber hinaus ist bis Ende 2006 die Einführung einer landeseinheitlichen, integrierten Personaldatenhaltung und -verwaltung auf Basis der Personalmanagement-Software von SAP geplant.