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Weiterbildung

»In der Krise sind Fachkompetenzen wichtig«

Die Finanzkrise sorgt für Druck auf dem Arbeitsmarkt. Vorteile hat in dieser Situation, wer über gute Qualifikationen verfügt. CRN sprach mit Felix Müller, Chef des Weiterbildungs-Anbieters Demos Europäische Wirtschaftsakademie, über Strategien in der Krise und welche Rolle dabei IT-Qualifikationen spielen.

Autor: Redaktion connect-professional • 23.6.2009 • ca. 1:20 Min

Felix Müller ist Geschäftsführer der Demos Europäische Wirtschaftsakademie GmbH, einem der europaweit führenden Weiterbildungs-Anbieter

CRN: Viel wurde in den letzten Jahren vom Wandel von der Produktions- hin zur Wissensgesellschaft gesprochen. Kontinuierliches Lernen und Weiterentwicklung sind demnach die Schlüsselqualifikationen. Hat sich dieser Theoriewandel bereits auf dem Arbeitsmarkt und bei den Weiterbildungsakademien bemerkbar gemacht?

Müller: Man kann sicher einen gewissen Wandel auf dem Markt erkennen. Längerfristige, strategische Weiterbildungsprojekte und kontinuierliche Inhouse-Trainings werden stärker als früher nachgefragt. Die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen ist bei den Arbeitnehmern gegeben: Laut einer Stichprobe von TNS Emnid sind fast die Hälfte der Befragten bereit, sich in ihrer Freizeit weiterzubilden. Dennoch hat die stetige Weiterentwicklung noch nicht die Relevanz, die ihr meiner Meinung nach gebührt. So müssen die Weiterbildungsmaßnahmen stärker aufeinander aufbauen und den jeweiligen Wissensstand der Teilnehmer berücksichtigen. Dies wird in Unternehmen oft noch vernachlässigt, was auch daran liegt, dass sich der Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren stark verändert hat und die Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz häufiger als früher wechseln. Das neue Unternehmen kennt den Werdegang des Arbeitnehmers nur begrenzt und kann daher nur schwer dessen persönliche Entwicklung fördern. Die Verantwortung für das lebenslange Lernen muss der Arbeitnehmer deshalb mehr und mehr selbst in die Hand nehmen.

CRN: Können Sie bereits Auswirkungen der gegenwärtigen Finanzkrise auf den Weiterbildung-Markt erkennen? Wie schnell sind Unternehmen bereit, bei der Qualifizierung ihrer Mitarbeiter zu sparen?

Müller: Auch in der Weiterbildungsbranche zeigen sich mittlerweile die Auswirkungen der Krise. Das gilt insbesondere für die offenen Seminare, bei denen ein deutlicher Rückgang zu erkennen ist. Erfreulicherweise gibt es jedoch keinen vollständigen Stopp der Weiterbildung. Vielmehr sind Inhouse-Maßnahmen und langfristig angelegte Projekte gefragt, wie sie die großen Player anbieten. Stärker leiden kleine Weiterbildungsanbieter und Einzeltrainer. Im Übrigen gibt es hier auch länderspezifische Unterschiede. Die Niederlassungen der Demos Group in Großbritannien beispielsweise verzeichnet noch immer ein gutes Wachstum. Ganz anders sieht es dagegen in Spanien und Portugal aus, wo sich die Krise deutlich bemerkbar macht.