Die Folgen der Mikrochip-Knappheit sind bekannt. Viel kann nicht getan werden, um die Situation kurzfristig zu lösen. Da dieser Mangel als ein Haupthindernis für die Auto-Industrie in den kommenden Monaten gilt, könnte noch mehr drohen. Zudem befindet sich der Sektor derzeit im Umbruch.
Die CASE-Transformation (Connected Car, Autonomes Fahren, Shared Mobility und Elektromobilität) war noch nie so disruptiv wie jetzt. Darüber hinaus durchlaufen die wichtigsten Automobilunternehmen derzeit den tiefgreifendsten Wandel seit ihrer Gründung, mit dem Ziel, sich zu Technologieunternehmen mit starken internen Technologie- und Softwarekapazitäten zu entwickeln. Ihr Ziel ist es, die Rolle der Software und der digitalen Nutzererfahrung als Hauptfaktor für die zukünftige Rentabilität zu etablieren.
Die wichtigsten Automobilhersteller werden Lehren aus der aktuellen Situation ziehen, die es ihnen ermöglichen werden, die Zukunft anders anzugehen. Die heutige Wertschöpfungskette in der Automobilbranche ist sehr komplex. Sie weist zahlreiche Beschränkungen hinsichtlich der Kommunikation und Kontrolle über mehrere Ebenen von Zulieferern hinweg auf. So sind beispielsweise Chiphersteller traditionell Tier-3- oder Tier-4-Zulieferer für die Automobilhersteller, was bedeutet, dass es in der Regel eine Weile dauert, bis sie sich an die Veränderungen der Nachfrage auf dem Automobilmarkt anpassen. Aus diesem Grund möchte der Automobilsektor ein vernetztes Lieferkettenökosystem mit offenen Daten aufbauen. Initiativen wie zum Beispiel Catena-X sind ein gutes Beispiel für dieses Konzept. Ziel ist es, einen offenen Informationsaustausch zwischen OEMs und Zulieferern zu gewährleisten, um die Effizienz der Lieferkette insgesamt zu verbessern.
An anderer Stelle haben die Automobilunternehmen bereits damit begonnen, mehr Kontrolle über die in ihren Produkten enthaltene Software zu erlangen – indem sie ihre internen Softwareentwicklungsabteilungen stärken. Dies ist von entscheidender Bedeutung, da Software ein Hauptfaktor für den künftigen Profit sein wird. Nach dem Konzept des softwaredefinierten Fahrzeugs, bei dem die Fahrzeugmerkmale im Wesentlichen durch Software-Updates definiert oder neu definiert werden, sollte die Hardware der Software folgen. Das bedeutet, dass die Anforderungen an die Fahrzeughardware so definiert werden sollten, dass sie die Möglichkeit der Monetarisierung der Software über einen großen Teil der Lebensdauer des Fahrzeugs nicht einschränken. Folglich muss auch die Hardware stärker kontrolliert werden. Dass die OEMs ihre eigenen Chips bauen, ist aufgrund ihres im Vergleich zum Gesamtmarkt sehr niedrigen Wertes keine reelle Möglichkeit.