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Microsoft und Novell wollen »Interoperabilität« verbessern

Interoperabilität ist eine zentrale Anforderung

Autor:Michael Hase • 4.4.2007 • ca. 1:55 Min

Auf diese Entwicklung setzt der Mainzer ERP-Anbieter Godesys. Im Februar stellte das Mainzer Unternehmen sein »Open Business Framework« vor, das künftig als Systembasis für die kaufmännischen Lösungen der Pfälzer dient. Es beruht auf Open-Source-Technologien wie Eclipse, Apache, Tomcat, Hibernate und Jboss. Wie Godesys-Chef Godelef Kühl erläutert, achten Anwender zunehmend darauf, »die Abhängigkeit von einem System- Anbieter zu vermeiden«. Auf der anderen Seite tobe der Plattformkampf. Dabei sei Godesys aus eigener Kraft nicht in der Lage, »mit proprietären Architekturkonzepten « wie Dot.Net von Microsoft oder Netweaver von SAP zu konkurrieren. »Das kann ich allein nicht stemmen.« Seine Chance sieht der Unternehmer daher in Infrastruktur-Technologien, wie sie die Open-Source-Community bereitstelle.

Eine Chance nicht nur für Godesys, sondern auch für andere mittelständische Hersteller: »Open Source ist ein Schlüsselthema für die Wettbewerbsfähigkeit der mittelständischen Software-Industrie.« Tatsächlich registriert Kühl bei einer Reihe seiner Wettbewerber die gleichen Überlegungen. In jedem Fall werden die Applikationen selbst auch künftig Closed Source bleiben. Interoperabilität stellt deshalb für den ERP-Unternehmer eine zentrale Anforderung dar: Die Infrastrukturen müssen so offen sein, dass Services unabhängig von der Plattform bereitgestellt werden können. Insofern begrüßt der Godesys-Chef die Kooperation von Microsoft und Novell als Signal. Nichtsdestotrotz gibt es Kritik am technischen Teil der Kooperation. Etwa vom Novell- Rivalen Red Hat, der bereits die Patent- Vereinbarung, die den gemeinsamen Kunden einen Schutz vor möglichen Patentklagen zusichert, mit scharfen Worten ablehnt. »Wenn Interoperabilität bedeutet, proprietäre Konnektoren zu entwickeln, die wiederum proprietäre Protokolle miteinander verbinden, habe ich ein Problem damit«, erläutert Jan Wildeboer, Solution Architect bei Red Hat. Ein solches Verfahren wäre überflüssig, »wenn die Hersteller sich konsequent an offene Standards halten würden«. Beispielsweise kritisiert Wildeboer, dass die Treiber, die Novell für die Virtualisierungslösung angekündigt hat, Closed-Source-Produkte sein werden.

Richard Seibt indes nennt eine solche Kritik realitätsfern. Keine Frage, je mehr Open Source, desto besser. Tatsache sei aber auch, »dass Kunden ihre Gründe haben, sich in einigen Bereichen für Windows zu entscheiden«. Für Novell biete sich dadurch die Chance, »als Integrator zwischen den beiden Welten« aufzutreten«. Die Open Source Community habe es gelernt, mit Kompromissen zu leben, stimmt Sernet- Chef Loxen zu. Komponenten-Anbieter etwa weigern sich häufig, den Code für die Treiber ihrer Technologie offen zu legen. »Würde die Community proprietäre Treiber kategorisch ablehnen, wäre die Hardware-Auswahl für Linux deutlich eingeschränkt.« Mit Kompromissen zu leben, hat Loxen aber auch fürs eigene Unternehmen gelernt. So tritt Sernet in Deutschland als rechtliche Vertretung der Samba-Entwickler auf. Vor allem das Samba-Team hat die Patent-Vereinbarung ähnlich wie Red Hat scharf kritisiert. Nichtsdestotrotz arbeitet Sernet weiterhin als Partner mit Novell zusammen – ebenso wie mit Red Hat und Microsoft.