Zum Inhalt springen
Microsoft und Novell wollen »Interoperabilität« verbessern

Neue Liaison verleiht dem Pinguin Flügel

Die Partnerschaft zwischen Microsoft und Novell kommt einer zentralen Anforderung an moderne IT-Infrastrukturen entgegen: In heterogenen Welten müssen Systeme möglichst reibungslos miteinander harmonieren und Services über unterschiedliche Plattformen hinweg unterstützen. Die Allianz der einstigen Rivalen dürfte letztlich dafür sorgen, dass sich Linux weiter im Markt verbreitet.

Autor:Michael Hase • 4.4.2007 • ca. 1:30 Min

Für die IT-Abteilung des Münchner Schul- und Kulturreferats wurde es im vergangenen Spätsommer ernst: Die Techniker übertrugen den zentralen Datei- und Anmelde- Service, der bis dato unter Sun Solaris lief, auf Server mit dem Betriebssystem Suse Linux von Novell. Insgesamt betraf die Migration rund 15.000 Benutzerkonten. Auf den Desktops in 600 Schulen, Kindertagesstätten und anderen Institutionen blieb weiterhin Windows installiert. Dass die Anwender von den PCs auf die Ressourcen des Linux- Systems zugreifen können, stellt die freie Software Samba Enterprise sicher. »Mit Samba lassen sich Dateien auf Linux- Servern für PC-Clients freigeben«, erläutert Johannes Loxen, Geschäftsführer von Sernet. »Dadurch wird Windows gegenüber anderen Systemwelten geöffnet.«

Das Göttinger Systemhaus begleitete die Münchner Migration als Dienstleister. »Das Samba-Protokoll unterstützt ebenso die Datei- und Druck-Freigabe für die Linux- Clients«, ergänzt Loxen, »wenn die Landeshauptstadt auch die Desktops umgestellt hat.« Soweit ist es freilich noch nicht. Auch wenn die Stadtverwaltung im Zuge des Projekts »Limux« langfristig sämtliche PC-Arbeitsplätze auf Open Source umstellen will, müssen Nutzer und IT-Verantwortliche auf absehbare Zeit noch mit heterogenen Strukturen leben. So wie das in Unternehmen, wo Homogenität die große Ausnahme darstellt, üblich ist. Umso wichtiger aus Anwendersicht sind hier wie dort standardisierte Lösungen, die den gemeinsamen Betrieb unterschiedlicher Systeme vereinfachen. »Interoperabilität « lautet das Schlagwort dafür. Mit wachsender Verbreitung von Linux (s. Seite 4) konzentriert sich die Aufmerksamkeit zunehmend auf das reibungslose Zusammenspiel zwischen Windows und dem Open-Source-System.

Die Botschaft ist inzwischen auch bei Microsoft angekommen, wie die überraschende Allianz zeigt, die der weltgrößte Software-Hersteller im vergangenen Herbst mit dem Erzrivalen Novell eingegangen ist. Bei Beobachtern scheint die Einschätzung zu überwiegen, die Gates- Company meine es mit der Zusammenarbeit durchaus ernst. Zu groß ist offenbar der Druck von Kundenseite, als dass Microsoft sich dem verschließen könnte. So sieht Richard Seibt, der einstige Suse-Chef und Novell-Manager, als großen Fortschritt an, »wenn zwei Unternehmen, die sich bisher dauernd in den Haaren lagen, jetzt darüber verständigen, wie sie bestehende Probleme beim Kunden lösen«. Zugleich begrüßt der Open-Source-Experte, dass die beiden Software-Anbieter über Absichtserklärungen hinaus vier konkrete Projekte auf den Weg gebracht haben.