Virtualisierung ist kein neues Thema
- Neue Liaison verleiht dem Pinguin Flügel
- Virtualisierung ist kein neues Thema
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- Windows – das dominierende System auf Volumen-Servern
So arbeiten Microsoft und Novell gemeinsam daran, den virtuellen Betrieb von Linux und Windows auf der jeweils anderen Server-Plattform zu verbessern, die Dokumentenformate Open XML und ODF kompatibel zu machen, die Verzeichnisdienste Active Directory (Microsoft) und EDirectory (Novell) miteinander zu verknüpfen und einen Standard für Web-Services zu etablieren. In ihre Kooperation beziehen die Partner auch Open-Source-Projekte wie Samba, Open Office und Mono ein. Den größten Nutzen für Anwender erwartet Seibt vom Virtualisierungsprojekt. »Dadurch erhalten Kunden mehr Flexibilität, ihre Infrastruktur zu optimieren.«
Andere Vorhaben beurteilt der Vorstand des Linux Business Campus Nürnberg dagegen skeptischer. Beispielsweise gebe es für das Systemmanagement heterogener Server-Landschaften bereits eine Lösung von Centeris, die technisch weit entwickelt sei. Die Centeris-Software Likewise stellt Windows-Administratoren vertraute Werkzeuge bereit, mit denen sie zugleich Linux-Server verwalten können.
Virtualisierung ist ebenfalls kein Thema, das erst von den beiden Partnern entdeckt wurde. Mit VMware oder Xen sind bereits Lösungen verfügbar. Durch die Kooperation lasse sich aber die Performance virtualisierter Systeme schneller verbessern, als das sonst möglich wäre, erläutert Holger Dyroff, Vice President bei Novell. Denn Microsoft stelle Novell bestimmte Spezifikationen zur Verfügung. Aus Sicht von Andreas Hartl, Leiter Plattform Strategie bei Microsoft, profitieren Kunden auch davon, dass die Partner ihr gemeinsames Entwickler- Know-how in einem Labor zusammenführen und eine »eine klare Roadmap« vereinbart haben (s. Interviews auf Seite 18).
Werden die angestoßenen Projekte wie vereinbart umgesetzt, folgert Carlo Velten, Senior Advisor bei der Experton Group, dann sei das »ohne Einschränkung eine gute Sache für Kunden und für Service- Partner«. Standardisierte Formate, Schnittstellen und Konnektoren erleichtern dem Kunden, seine Systeme zu verwalten. Für Dienstleister wird es wiederum einfacher, sich in der Infrastruktur des Kunden zurechtzufinden, wie der Analyst ausführt. Davon profitiere Linux aber tendenziell stärker als Windows, schätzt Velten. »Wenn sich Administration und Wartung der Infrastrukturen durch die Kooperation tatsächlich vereinfachen, werden das mehr Anwender als bisher als Signal verstehen, künftig auch Open Source im Unternehmen einzusetzen.«
Allerdings rechnet der Analyst mit konkreten Auswirkungen bei Anwendern frühestens in 18 bis 24 Monaten. Was den Nutzen der Zusammenarbeit ein Stückweit einschränkt, ist nach Veltens Worten die Tatsache, dass die unterschiedlichen Welten in vielen Unternehmen klar voneinander geschieden sind: Büro-Anwendungen laufen unter Windows, während Linux und andere Open-Source-Technologien in der Internet-Infrastruktur etwa bei Web-Servern oder Content-Management-Systemen zum Einsatz kommen. Der Experte sieht in der Trennung eine Folge der Microsoft-Politik früherer Jahre, sich gegenüber anderen Technologien »mit brutalstmöglicher Härte « abzuschotten. Wo Linux bislang noch selten als Plattform zum Einsatz kommt sind Velten zufolge betriebswirtschaftliche Anwendungen. Dort werde Open-Source aber vermutlich aufholen, wenn auch mit langsamen Schritten.