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Patentstreit spitzt sich zu

Keil in die Open-Source-Bewegung

Autor: Michael Hase • 29.11.2006 • ca. 1:35 Min

Warum unterzeichnet Novell dann aber eine solche Patentvereinbarung? Das fragen sich auch viele Mitglieder der Open-Source- Community. Durch seine nachträgliche Klarstellung gibt Hovsepian – ob gewollt oder nicht – den Kritikern Recht. Aus deren Sicht zielt die Strategie Microsofts allein darauf ab, Zweifel bei Linux-Anwendern zu wecken und mit dem Novell-Deal einen Keil in die Open-Source-Bewegung zu treiben. Anders lassen sich Ballmers Worte tatsächlich nicht interpretieren.

Bestätigt sieht sich somit auch Linux-Distributor Red Hat, der das Patentabkommen zwischen Microsoft und Novell rundweg ablehnt. »Aus unserer Sicht darf es nicht sein, dass durch eine Vereinbarung nur gewisse Open-Source-Produkte – in dem Fall Suse Linux – vor Patentklagen geschützt sind«, sagte EMEAChef Werner Knoblich im CRNInterview (CRN, Ausgabe 46/2006, Seite 24). Ein eigenes Bündnis mit Microsoft lehnt der Novell-Rivale aber genauso entschieden ab (»undenkbar«). Aber auch enge Novell-Partner wie die Göttinger Firma Sernet, ein Suse-Linux- Partner der ersten Stunde, würden »eine Zurücknahme der Softwarepatent- Vereinbarung sehr begrüßen«. Wie Sernet-Geschäftsführer Johannes Loxen betont, hält er diesen Teil des Abkommens für »überflüssig bis schädlich«.

Sernet vertritt zugleich das Samba-Entwicklerteam im deutschen Sprachraum. Die Programmierer des weit verbreiteten Open- Source-Fileservers, der ebenso über Novell distribuiert wird, hadern gleichfalls mit dem Microsoft- Pakt. Novell schließe »eigennützige Verträge ab, die im Widerspruch zu den Zielen und Idealen der Freien Software stehen «, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Entwickler. Diese Sichtweise wird auch vom deutschen Live Linux-Verband unterstützt.

Kein Frage, dass Sernet auf Seiten des Samba-Teams steht. Insbesondere in Europa, wo Software als solche nicht patentierbar ist, gebe es keine Grundlage für mögliche Verletzungen geistigen Eigentums, erläutert Firmenchef Loxen. Die Ansprüche Microsofts hält er deshalb für verfehlt: »Wenn Steve Ballmer meint, dass Linux geistiges Eigentum von Microsoft verletzt, dann soll er doch im Detail darlegen, welcher Code welches Patent berührt.« Eine Position, die auch IBM, unter den internationalen IT-Konzernen der wohl größte Förderer der Open-Source-Bewegung, teilt. Wie Scott Handy, Vizepräsident Open Source bei IBM, darlegt, hat sein Konzern »nie einen Patentschutz für Linux als notwendig angesehen«.

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