Ob und in welchem Umfang IT-Prozesse ausgelagert werden, und wenn ja, in welches nahe oder ferne Land, sollten Unternehmen im Vorfeld also ganz genau bedenken und planen. Vor- und Nachteile gibt es letztlich für jedes der verfügbaren Modelle; und wie schwer diese jeweils wiegen, müssen Unternehmen für sich und ihr individuelles Projekt beziehungsweise ihre Prozesse im Einzelfall entscheiden.
Nur weil in einer globalisierten Welt vieles möglich oder aus Kostengründen überzeugend ist, kann in vielen Fällen trotzdem die naheliegende Wahlmöglichkeit die sinnvollere sein – wie der Expertenkommentar von Avision-CEO Nadine Riederer zu bedenken gibt.
Expertenkommentar |
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Es klingt verlockend: Entwicklungsarbeiten einfach an Offshore-Dienstleister auslagern und dadurch jede Menge Geld sparen. So zumindest die Theorie. In der Praxis zeigt sich aber, dass beim Offshoring nicht immer alles Gold ist, was glänzt. Die spezifischen Herausforderungen und Probleme, die diesem Modell innewohnen, verursachen häufig zusätzliche Ausgaben, die die Kostenvorteile schnell wieder auffressen können. So ist beim Offshoring oft ein immenser und teurer Dokumentationsaufwand nötig. Oder es braucht kostspielige Vorkehrungen und Spezialverträge, um dem hiesigen Datenschutzniveau gerecht zu werden. Von den zusätzlichen Aufwänden und Kosten, die durch Sprachbarrieren und kulturelle Missverständnisse entstehen, ganz zu schweigen. Nennenswerte Kosteneinsparungen sind meist ohnehin nur unter fragwürdigen Bedingungen zu haben. Wirklich kostengünstige Offshoring-Dienstleister finden sich heute nämlich eigentlich nur noch in sozial, politisch und ökologisch prekären Ländern, etwa in China oder Weißrussland. Will man von solchen Umständen wirklich profitieren? In einigen Fällen ist Offshoring ohnehin nicht der Königsweg zu Einsparungen, denn manche Aufgaben in der Softwareentwicklung lassen sich wesentlich kostengünstiger durch Technologie statt durch Manpower lösen. Dazu zählen Softwaretests oder triviale Standardaufgaben, die Unternehmen etwa mit KI-basierten Tools automatisieren können. Unterstützung aus Übersee braucht es dafür nicht. |