Outsourcing

On, Near oder Off?

29. September 2021, 10:00 Uhr | Autorin: Sabine Narloch
© Shanna Korby - Fotolia.com

Im Idealfall kommt Unternehmen das Outsourcing an IT-Dienstleister günstiger, als die IT-Prozesse intern zu bewältigen. Doch durch die Corona-Krise schauen viele Betriebe noch genauer aufs Geld. Kann das Auslagern an IT-Dienstleister in Ländern auf Billiglohn-Niveau eine Lösung sein?

Für das Outsourcing von IT-Prozessen gibt es viele mögliche Gründe – doch deren Priorisierung hat sich im Laufe der Jahre verändert. Comarch, Software-Anbieter sowie IT-Dienstleistungen, fasst diesen Wandel in seinem Whitepaper „Wie IT-Outsourcing zur neuen Normalität wird“ zusammen: So war in der ersten Phase der wachsenden Beliebtheit von Outsourcing die Kostensenkung für CEOs und CFOs das ausschlaggebende Argument. Doch, so heißt es dort weiter, wurde die Technologie im Laufe der Jahre immer relevanter und verdrängte den reinen Kostenvorteil auf den Platz eines Nebenaspekts. Bedingt durch die Corona-Pandemie haben Controller in vielen Unternehmen aber mittlerweile wieder ein noch genaueres Auge auf Kosten und Ausgaben. „Studien aus dem Jahr 2020 zeigen eine Rückkehr zur Kostensenkung – dem Hauptvorteil, den sich viele Unternehmen über Jahre hinweg durch Outsourcing gesichert haben. In den ersten Monaten der Pandemie gab es starken Druck hinsichtlich Kosteneinsparungen“, sagt Bartlomiej Kluska, Consulting Director ICT bei Comarch, gegenüber funkschau. Grundsätzlich beobachtet Kluska ein „gestiegenes Interesse an IT-Outsourcing-Dienstleistungen“, schließlich würden mit diesen größere Flexibilität sowie breitere Innovationsmöglichkeiten einhergehen.

Ist erst einmal die Entscheidung für ein Outsourcing gefallen, stellt sich allerdings die Frage, wo der IT-Dienstleister ansässig sein soll. Oder anders gesprochen: On-, Near- oder Offshoring? Mit Onshoring ist dabei die Inlandsverlagerung gemeint, alles bleibt im gleichen Land. Nearshoring umfasst das nahe, aus deutscher Sicht insbesondere das östliche Ausland; darunter ist beispielsweise ein Nachbarland wie Polen zu verstehen. Offshoring ist hingegen – entfernungstechnisch – die extremste Form des Outsourcings. In diesem Fall werden IT-Vorgänge an Drittanbieter in weit entfernten Ländern wie Indien oder Brasilien vergeben. „Gemeinsam mit IDC gingen wir schon vor einigen Jahren diesem Trend und der Fragestellung nach, wie verbreitet Onshoring und Offshoring sind. Das Ergebnis war deutlich: Jede dritte Firma aus Westeuropa lagert die IT im eigenen Land aus“, so Kluska. Demnach würden 35 Prozent der Unternehmen einen IT-Dienstleister innerhalb der Landesgrenzen bevorzugen. Nearshoring war bei 18 Prozent der damals Befragten die Option der Wahl und „28 Prozent setzen auf eine Kombination der verschiedenen Modelle“, erläutert der Comarch-Experte. Vor- und Nachteile der einzelnen Konzepte hat Comarch in seinem Whitepaper zusammengetragen (siehe Aufstellung).

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Outsourcing Onshoring Nearshoring Offshoring
Ein Überblick von Comarch zu den verschiedenen Outsourcing-Modellen
© Comarch

Nun mag es ein verlockender Gedanke sein, IT-Fachleute in einem womöglich entfernten Land mit deutlich geringeren Lohnkosten mit den auszulagernden Prozessen zu betrauen. Und es mag auch Aufgaben geben, „zum Beispiel im Bereich der Auslagerung von IT-Hardware-Beschaffung oder ähnlichem, wo EU-Recht keine so große Rolle spielt. Dennoch empfiehlt sich auch bei vermeintlich unkritischen Punkten eine genaue Prüfung von Nicht-EU-Dienstleistern“, erklärt Kluska. Die rechtlichen Aspekte dürften wohl für deutsche oder zumindest für in der EU ansässige Unternehmen eine wesentliche Rolle spielen. Stichworte wie DSGVO auf der einen Seite und beispielsweise „US Clarifying Lawful Overseas Use of Data Act“ auf der anderen Seite sind dafür ein klassische Beispiele. „Betreiben US-Firmen eigene Rechenzentren in Deutschland oder im Rechtsraum der EU, so sind sie seit März 2018 durch dieses Gesetz zur Kooperation mit US-Ermittlungsbehörden verpflichtet“, so Kluska im Hinblick auf den US Cloud Act. „Auf Nummer sicher können deutsche Unternehmen also nur gehen, wenn sie einen deutschen oder europäischen Datacenter-Anbieter auswählen.“ Nicht unterschätzt werden sollten zudem etwaige Soft Skills: So können Kommunikationsmöglichkeiten und kulturelle Unterschiede im Zweifel zu Missverständnissen führen, die mitunter Zeit und Geld kosten. Und auch der Aspekt der Zeitverschiebung sollte beachtet werden. Er kann ein Vorteil sein, wenn das beauftragende Unternehmen zum Feierabend To-dos in Auftrag gibt und diese am nächsten Morgen gelöst oder zumindest vorangeschritten vorfindet. Allerdings können die Nachtstunden umgekehrt im Land des Dienstleisters auch zu Verzögerungen führen.


  1. On, Near oder Off?
  2. IT-Outsourcing ins Ausland – aber in welches?
  3. Outsourcen oder nicht?

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