Wachstum über die Fläche

Retailer stellen sich der Herausforderung E-Commerce

8. Juli 2010, 11:57 Uhr | Matthias Hell

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Wachstum nur auf Basis von Neueröffnungen

Eigentlich wäre im Retailgeschäft somit alles in bester Ordnung – wären da nicht auch bereits erste Anzeichen zur Beunruhigung: So erfolgt ein großer Teil des Wachstums der Retailer auf der Basis von Neueröffnungen. Media Markt und Saturn eröffneten im vergangenen Jahr in Deutschland insgesamt neun neue Märkte. Betrachtet man dagegen ausschließlich das organische Wachstum, so ergibt sich für 2009 eine flächenbereinigte Umsatzentwicklung von nur mehr 2,6 Prozent – immerhin für MSH eine positive Ausnahme, lag das organische Wachstum in den Jahren davor doch regelmäßig rund um den Nullpunkt. Ähnliches gilt auch für Promarkt. Die zum Handelsriesen Rewe gehörende Retailkette gewann im vergangenen Jahr durch Neueröffnungen bzw. Übernahmen insgesamt elf Filialen hinzu. Das Umsatzwachstum von 2,4 Prozent nimmt sich demgegenüber eher bescheiden aus.

Frägt man nach den Gründen für die Wachstumsschwäche der Retailer auf gleichbleibender Fläche, landet man schnell bei einer zweiten potenziellen Bedrohung für die Branche: Gerade im Handel mit technischen Gebrauchsgütern läuft ein immer größerer Anteil des Geschäfts über das Internet. So wurden laut dem Bundesverband Technik des Einzelhandels (BVT) 2009 im Bereich Elektrokleingeräte 10,6 Prozent, im CE-Segment 14,9 Prozent und bei IT- und Office-Artikeln sogar ganze 27,2 Prozent des Umsatzes Online erwirtschaftet. Insgesamt betrug der Internetanteil an den Umsätzen mit technischen Gebrauchsgütern in Deutschland 2009 damit 15,8 Prozent – ein Jahr zuvor lag dieser Wert dagegen erst bei rund 10 Prozent. In erster Linie hat das Aufkommen der Etailer aber für eine höhere Transparenz der Preise gesorgt. Gerade bei Trend-Produkten und Aufsehen erregenden Neuigkeiten sind es die Internetanbieter, die die Preispunkte setzen.

Laut der MSH-Sprecherin sei der Gegensatz zwischen Etail und Retail zudem weniger strikt, als dies oft dargestellt werde. »Es gibt immer mehr Kunden, die sowohl im stationären Handel kaufen als auch online.« Konsumenten, die nur einen der beiden Kanäle nutzten, würden dagegen langfristig eher zur Minderheit. Aus dieser Beobachtung heraus plane MSH die Umsetzung einer Multi-Channel-Strategie: »Wir sehen, dass für ein nachhaltiges Wachstum der Onlinehandel wichtig ist.« Das Online-Geschäft solle aber nur eine Erweiterung des Geschäftsmodells und auf keinen Fall eine Abwendung von der bisherigen Erfolgsstrategie darstellen. Konkret bedeutet dies, dass MSH nach dem zwischenzeitlichen Abschied vom E-Commerce mit der Schließung des Onlineshops Media Online 2007 ein Comeback als Etailer plant. In den Niederlanden und in Österreich hat die Retailkette bereits erste Onlineshops eröffnet, die als Versuchsballon für den wichtigen deutschen Markt fungieren sollen. Wie schwer sich der Retail-Riese mit dem Thema Online tut, zeigt sich zum einen daran, dass es nach wie vor kein festes Datum für den Start des deutschen Shops gibt. Wie man an den Beispielen Niederlande und Österreich erkennen kann, sorgt zudem die dezentrale Filialstruktur der Retailkette für ein umständliches E-Commerce-Modell, das Online-Bestellung mit stationären Preisen und Abholmöglichkeiten verbindet.

Mehr über den Retail-Markt lesen Sie in unserer aktuellen Ausgabe CRN 27/2010


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