RFID nutzt weniger als möglich
RFID nutzt weniger als möglich Drei Viertel aller RFID-Projekte in deutschen Unternehmen führen nicht zu dem erhofften Nutzen. Oft werden die technischen und Integrationsanforderungen unterschätzt.

- RFID nutzt weniger als möglich
- Prozess- und IT-Welt rücken näher zusammen
- Komplexität der Projekte steigt und verändert Prozesse
Die technischen Anforderungen bestehender Systeme zu RFID (Radio Frequency Identification) werden oft unterschätzt. Das ergab eine Befragung des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie IPT (im Weiteren: IPT) und der P3 Ingenieursgesellschaft mbH (im Weiteren: P3). So wurde im Vorfeld von RFID-Projekten bei einem Drittel der befragten Unternehmen keine technische Machbarkeitsstudie durchgeführt und das, obwohl es auch heute keine RFID-Anwendungen von der Stange gibt. Dass nicht jedes System für jede Anwendung geeignet ist, bestätigte auch die im Rahmen der Studie durchgeführte vergleichende technische Analyse. Die Material-, Reichweiten- und Anwendungstests verdeutlichten die Komplexität der technischen Bedingungen einmal mehr. Sie zeigten, wie viel Know-how, Planungs- und Testaufwand bei der RFID-Einführung nötig ist. Allerdings ist trotzdem davon auszugehen, dass die RFID-Technologie zukünftig immer mehr technische Hürden überwinden und neue Anwendungsfelder erschließen wird.
Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen häufig unzureichend Zusätzlich zu den technischen Aspekten, die im Vorfeld und während der Einführung bewertet werden müssen, bedarf es detaillierter Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen. Offensichtlich wird derzeit viel Geld in Pilotprojekte investiert, ohne zuvor den wirtschaftlichen Nutzen einer Automatisierung geprüft zu haben. Dass dies nicht sein muss, zeigen Erfahrungen aus RFID-Einführungsprojekten: Häufig lässt sich bereits im Vorfeld feststellen, ob sich der Einsatz von RFID lohnt. Ist dies nicht der Fall, sollten Alternativen wie Barcodes geprüft oder es sollte ganz auf eine Automatisierung verzichtet werden. Laut Unternehmensbefragung war nur für etwa ein Drittel der Teilnehmer ein Business Case der Anstoß zur RFID-Einführung. Lag ein solcher zugrunde, wurden dessen Ziele oft nicht erfüllt. Der eigentliche Sinn von RFID, nämlich Prozesse zu beschleunigen, die Fehleranfälligkeit zu reduzieren und dadurch Kosten zu senken, wurde daher häufig verfehlt. Unternehmen sehen heute die größten Effekte von RFID in relativ einfachen Anwendungen in der Supply Chain sowie der internen Produktions- und Lagerlogistik. Danach folgen die Nutzung von RFID für die Verwaltung von Produktionsmitteln und die Lokalisierung von Betriebsmitteln sowie das Instandhaltungsmanagement im laufenden Betrieb. Dabei profitieren die Unternehmen vor allem davon, eine große Teilevielfalt besser zu beherrschen. Komplexere Anwendungen meiden deutsche Industrie- und Handelsunternehmen bisher. RFID im Product Lifecycle Management, Konfigurations- und Änderungsmanagement einzusetzen, ist ebenfalls eine exotische Vision.