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RFID setzt sich durch (Fortsetzung)

Autor:Redaktion connect-professional • 13.4.2005 • ca. 3:00 Min

Inhalt
  1. RFID setzt sich durch
  2. RFID setzt sich durch (Fortsetzung)

Kostengünstigere Logistik
In Zukunft werden neben den Closed-Loop-Anwendungen zunehmend offene Systeme implementiert werden. Diese sollen die Logistikprozesse in einem Logistiknetzwerk unterstützen und neben dem OEM mehrere juristisch unabhängige Zulieferer integrieren. Offene Systeme sind daher vor allem für folgende Anwendungsgebiete geeignet: Kennzeichnung von Teilen, Sendungen und Behältern für die Teileverfolgung und das Behältermanagement; auf Transpondern basierende Anlagensteuerung bei der Produktion, Einbauunterstützung und Serialisierung in JIT/JIS-Prozessen; Ersatzteilversorgung und Fahrzeugdistribution sowie Fertigungs- und Verbaudokumentation.
Im Gegensatz zum Handel ist im Automobilsektor die Anzahl der Partner in einem offenen RFID-System meist überschaubar. Aufgrund des häufig praktizierten Single-Sourcing und der Lieferbeziehung über sechs bis acht Jahre gibt es offene RFID-Systeme, die bezüglich bestimmter Teile oder Teilegruppen lediglich aus dem Automobilhersteller und einem oder zwei Lieferanten bestehen. Es ist deshalb möglich, offene Systeme schneller zu konzipieren und umzusetzen als dies heute im Handel der Fall ist. Da oft auch die Betriebsstätten der Lieferanten auf einen konkreten Automobilhersteller ausgerichtet sind, nimmt die Komplexität der Projekte deutlich ab: Die Technologie wählt vielfach der stärkste Partner innerhalb der Supply Chain aus. Dies entbindet die Lieferanten aber nicht von der Auseinandersetzung mit dem Thema RFID. Untersuchungen des Marktforschungsunternehmens Meta Group ergaben, dass im Falle des Einzelhandelsriesen Wal-Mart die in das RFID-Projekt einbezogenen Zulieferer in den ersten zwei Jahren keinen positiven ROI erwarten können. Der Grund: Die Anforderungen der die Supply Chain dominierenden Partner wurden nicht in die eigene unternehmensweite RFID-Strategie eingebunden - sofern es eine derartige Strategie überhaupt gibt. Diese Gefahr droht auch den Zulieferern in der Automobilindustrie. Auf alle Fälle sind RFID-Standards, wie sie derzeit auch vom Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) vorangetrieben werden, bei einer Vielzahl an beteiligten Partnern unabdingbar.

Ereignisgesteuertes Planen
Aufgrund des hohen Automatisierungsgrads in Logistik und Produktion hat die Automobilindustrie eine hohe Prozesssicherheit erreicht. Diese Prozesse sind gegenüber Störungen besonders empfindlich. Abweichungen von der Planung, wie sie insbesondere in der Logistik vorkommen, können derzeit nur durch ein hohes Maß an Trouble Shooting kompensiert werden. Denn eine Online-Transparenz über das gesamte Liefernetzwerk ist gegenwärtig noch reine Wunschvorstellung. Neben den bereits vielfach diskutierten Vorteilen von RFID wie Bestands- und Fehlerreduktion sowie Aufwandsminimierung bergen offene RFID-Systeme das Potential, die  Transparenz innerhalb der Supply Chain weiter zu erhöhen. Auch Dezentralisierungspotentiale bestehen. Denn die direkte Kopplung der Informationsträger mit den Informationsobjekten erlaubt es, Informationen schneller, kostengünstiger und vollständiger direkt vor Ort bereitzustellen.

Teuere Labels
Im Gegensatz zu Closed-Loop-Anwendungen bestimmen bei offenen Systemen die höheren Integrations- und Transponderkosten den ROI. Maßgebend dafür sind die meist fehlende Wiederverwertung der Transponder sowie deren erhöhter Speicherbedarf. Je nach Funktionsanforderungen und Speichervolumen sind nach derzeitigem Preisniveau zwischen 3 und 15 Euro pro Anhänger einzukalkulieren. Aufgrund der von allen Beteiligten geforderten hohen Prozesssicherheit wird für eine längere Übergangsphase nicht auf  Smart Labels verzichtet werden können. Der Preis dieser Hybrid-Etiketten beträgt je nach Stückzahl ab 0,30 Euro. Allerdings sind sich Fachleute einig, dass durch die sich explosionsartig ausweitenden Anwendungsfelder die Preise für RFID-Chips und entsprechende Lesegeräte deutlich sinken werden. Lucien Repellin, Chef der RFID-Abteilung von HP, zum Beispiel geht davon aus, dass die Chippreise von zurzeit maximal 0,35 Dollar auf 0,05 Dollar pro Stück fallen werden. Polymere organische Halbleiter sollen Funketiketten zukünftig sogar bis auf einen Cent verbilligen können.

IT gefordert
Noch werden Produkte, Container, Paletten und Lagerbehälter in den einzelnen Stufen der Wertschöpfungskette per Hand in den IT-Systemen erfasst. Dieser Medienbruch ist einer der Hauptgründe für Fehl- und Spätlieferungen, hohe Durchlaufzeiten, Warenverluste und mangelnde Kapazitätsauslastungen. Anders bei RFID: Mit Hilfe dieser Technologie können Teile automatisch identifiziert werden und selbständig Informationen aus ihrer Umgebung aufnehmen oder verarbeiten. Sie überprüfen dann zum Beispiel selbst, ob sie sich am richtigen Lagerort befinden. Damit kommunizieren sämtliche Güter ohne menschliche Intervention untereinander und mit der IT-Welt. Aber genau diese IT-Welt muss zuerst auf die neuen kleinen RFID-Kollegen vorbereitet werden. Eine weitere Reduzierung von Lagerbeständen mit Hilfe intelligenter Chips zur Bestandskontrolle und Steuerung lassen sich jedoch eher mittelfristig realisieren. Insbesondere wenn Logistikketten unternehmensübergreifend mit den neuen Möglichkeiten beschleunigt werden sollen. Jürgen Kraft und Christian Schauler sind RFID- Experten der Softlab Gruppe, die zur BMW Group gehört.