Microsoft testet kurzzeitig das Experiment 30-Stunden-Woche – mit positiven Ergebnissen. Das treibt die Frage voran, ob man in Zeiten der Digitalisierung die Arbeitszeit nicht neu strukturieren muss.
Lassen wir die Zahlen für sich sprechen: 40 Prozent produktiver sollen die japanischen Mitarbeiter im Rahmen des Experiments Vier-Tage-Woche gewesen sein, das Microsoft kürzlich über einen Monat hinweg durchführte. Zwar kommunizierte der IT-Riese nicht im Detail, an welchen Indikatoren das Unternehmen die Steigerung genau festmachte, aber selbst ein weniger starker Effekt wäre immer noch mehr als beachtlich. Ein Experiment, das mit diesem Ausgang nur im als bienenfleißig geltenden Nippon möglich wäre? Mitnichten. Bereits 2018 hatte die neuseeländische Fondsgesellschafft Perpetual Guardian einen zusätzlichen freien Tag zuerst getestet und nach bahnbrechendem Erfolg gleich zur neuen Norm erklärt – bei vollem Lohnausgleich für die Mitarbeiter.
Kürzere Arbeitszeiten, gleichbleibendes Gehalt, höhere Produktivität – die zuletzt frisch entfachte öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema zeigt: Die Vier-Tage-Woche bleibt ein spannendes Gedankenspiel, das nicht zuletzt in eherner Tradition steht. “40 Stunden Arbeit sind genug!” skandierte 1955 der Deutsche Gewerkschaftsbund; und mehr als ein halbes Jahrhundert später – in einer durchtechnisierten, mit jedem Tag effizienteren Unternehmenswelt – muss die Frage erlaubt sein: Können nicht auch 30 Stunden genug sein?
Zumindest die vorliegende, wenn auch bisher durchaus überschaubare Praxiserfahrung spricht für die Reduzierung der Arbeitszeit. So stellten Forscher der Uni Auckland sowie der TU Auckland, die den Testlauf bei Perpetual Guardian begleiteten, nicht nur – analog zu Microsoft – einen enormen Anstieg der Produktivität bei den neuseeländischen Glückspilzen fest. Wenig überraschend legte auch die Work-Life-Balance zu, während der Stress-Level deutlich sank. Und was für den Mitarbeiter gut ist, kann für die Umwelt nicht schlecht sein. So argumentiert Journalist Quentin Lichtblau auf zeit.de und konstatiert, dass die Vier-Tage-Woche ein erster Schritt sei, “um den Erhalt unserer Erde als Konsens zu etablieren”. Immerhin wird an freien Tagen weniger gependelt, weniger gedruckt, weniger telefoniert, weniger am Computer gearbeitet – und wohl auch weniger Kaffee gekocht.