Speicher-Chip-Hersteller Qimonda meldet Insolvenz an
Trotz der Finanzspritzen durch den Staat und den Mutterkonzern Infineon in dreistelliger Millionenhöhe musste der Chip-Hersteller Qimonda jetzt Insolvenz anmelden. Laut Qimonda konnten Verhandlungen über ein weiteres Finanzierungspaket von 300 Millionen Euro nicht mehr rechtzeitig abgeschlossen werden.

Fast ein Jahr lang hat sich der krisengeschüttelte Münchner Speicherchiphersteller Qimonda gegen das bittere Ende gewehrt. Doch am Ende war alles vergebens: Wie eine Sprecherin des Amtsgerichts München mitteilte und auch das Unternehmen selbst bestätigte, hat der Konzern heute Vormittag Insolvenz beantragt.
Damit ist ein Großteil der verbliebenen gut 10.000 Arbeitsplätze an den Standorten München, Dresden und Porto bedroht, rund die Hälfte davon in Deutschland.
Wie Qimonda mitteilt, war der Gang in die Insolvenz unvermeidlich, weil Verhandlungen über ein weiteres Finanzierungspaket in Höhe von etwa 300 Millionen Euro nicht mehr rechtzeitig abgeschlossen werden konnten.
Ein erstes Paket der sächsischen Landesregierung, des Mutterkonzerns Infineon und einiger Banken im Dezember hatte nicht gereicht, um die heutige Insolvenz zu verhindern.
Das Unternehmen sieht die Insolvenz jedoch als Chance und strebt dabei die Rettung und Sanierung wesentlicher Geschäftseinheiten an. »Das deutsche Insolvenzrecht bietet die Chance, unseren bereits begonnenen Restrukturierungsprozess zu beschleunigen und das Unternehmen wieder auf eine solide Basis zu stellen«, sagte Kin Wah Loh, Vorstandsvorsitzender der Qimonda AG. »Wir gehen davon aus, dass wir unseren Geschäftsbetrieb mit Unterstützung des vorläufigen Insolvenzverwalters sowie unserer Mitarbeiter im Sinne unseres Restrukturierungsprogramms fortführen können«.
Große Hoffnungen setzte man dabei insbesondere auf die weitere Entwicklung der »Buried-Wordline«-Technologie, bei der Qimonda führend ist. Diese Technik vereinfacht den Aufbau von Speicherzellen und damit des Fertigungsverfahrens. Ein Vorteil ist der niedrigere Strombedarf der Halbleiter.
Fallstrick volatiler Speichermarkt
Der enorme Abfall der Speicherpreise hatte Qimonda im Verlauf des vergangenen Jahres immer mehr Luft abgeschnürt. Um die Kosten zu senken, vereinbarte der Hersteller deshalb eine Kooperation mit dem japanischen Speicher-Chip-Fabrikanten Elpida. Zudem startete Qimonda ein Restrukturierungsprogramm.
Im Oktober 2008 verkaufte die Firma die Beteiligung am taiwanesischen DRAM-Hersteller Inotera, um weniger abhängig vom PC-Markt zu sein. Außerdem beschloss Qimonda, die 200-mm-Wafer-Fertigung in Richmond (USA) und die Backend-Fertigung für Komponenten und Module in Dresden einzustellen.
Nach Angaben der Marktforschungsfirma iSuppli schrumpfte im vergangenen Jahr der weltweite Absatz von DRAM-Speicher-Chips um 19,8 Prozent von 31,5 Milliarden Dollar (2007) auf 25,2 Milliarden Dollar. Der Hauptgrund waren Überkapazitäten in den Fabriken.
Laut iSuppli hatten viele Speicher-Chip-Hersteller darauf gesetzt, durch eine Ausweitung ihrer Produktion Konkurrenten Marktanteile abnehmen zu können. Diese Rechnung ging jedoch nicht auf.
Mit einem Marktanteil von 30 Prozent, bezogen auf den Umsatz, ist Samsung derzeit der größte Speicher-Chip-Produzent. Zu den Firmen, die am stärksten unter dem Preisverfall litten, gehören - neben Qimonda – Powerchip, Promos und Nanya.