CRN Kopfnuss
Umweltaktivisten unterwandern die Branche
In der IT-Branche ist neuerdings Öko angesagt. Gibts den Arbeitsspeicher bald zum selbstwiegen in Jutesäcken?
Ja sauber – also wortwörtlich. Dell sattelt um und verschickt vom Kleinrechner bis zum Server-Klotz in Zukunft nur noch in umweltfreundlichen Weizenstrohfaser-Verpackungen. Die wertvollen Zerealien aus der Kinder Country-Werbung sorgen also endlich auch in der unsrigen Branche für die Endveredelung der IT-Nahrungsmittel. Dabei ist Dell nicht einmal Vorreiter der Pro Natura-Mentalität. Die Birkenstocklatschen-Träger von Apple sind mal wieder eine angegrünte Nasenlänge voraus und haben gleich ein komplettes Wasserkraftwerk erworben, um das iDatacenter mit erneuerbaren Energien zu beplätschern. Da helfen selbst Bambus und Pilze nichts, die bei Dell nicht auf der Kantinenkarte der kommenden Woche, sondern ebenfalls auf der Verpackungsliste ganz oben rangieren.
Ja, liebe Energie-Lobbyisten. Das war es dann mit dem Atomkern-betriebenen Smartphone inklusive hundertjähriger Standby-Zeit und einer strahlenden Wärmeleistung, die selbst frostige Kellerwohnungen in eine gemütliche Saunalandschaft verwandelt. Und das schöne Dampfmaschinen-Tablet im gusseisernen Retrolook fliegt wohl auch vom Weihnachtswunschzettel. Umweltbewusst liegt eben voll im Trend. Das beweisen nicht zuletzt unzählige Labels wie der Blaue Engel, der Recycle Star und der Baumknutscher Berti, die als schwermetallhaltige Plaketten auf unzähligen Notebook-Kartons prangen.
In Zukunft ist Öko dann auch im stationären Handel angesagt. Denn die gänzlich folienlose Welle des verpackungslosen Konsums macht nicht hinter Biobäuerin Müllers Bioladen Stopp. Dann landet das Kilo Arbeitsspeicher zum selbstwiegen direkt im Jutesäckchen und den Aufschnitt von der groben Cloud gibt es nur noch an der Theke. Und die eingesparten Verpackungen ummanteln nur noch das gute Gewissen der selbsternannten IT-Umweltaktivisten. Hauptsache, mein Access Point kommt ohne braune Stellen.
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