350 Kommentare wurden auf Linkedin zum Brief von Marco S. bis dato abgegeben. Viel Zustimmung „zu dieser geradlinigen Entscheidung“, es sei „gelebter Humanismus und zeigt von wahrer Führungsqualität! [!]“. Ein Yogalehrer gratuliert: „Ihre Saat wird Ihnen und Ihrer Firma eine schöne Ernte hervorbringen“. Nicht lange muss man, wie so oft bei solchen Diskussionen, auf erbitterte Statements warten wie das jenes Erzürnten: „Politiker, die diese Regel verabschiedet haben, gehören eingesperrt. Alle. Ausnahmslos“.
Und weil Corona und die Maßnahmen gegen die Pandemie eine Gesellschaft tief gespalten haben und die verhärteten Fronten wohl noch lange so bleiben, wie sie aktuell sind, wollen Kritiker von Marcus S. ihren Befürwortern in nichts nachstehen: „Mit Typen wie Ihnen hätten wir heute noch Pest und Cholera in Deutschland. Zum Glück gehören Sie einer bedauernswerten Minderheit an, die ‚Freiheit‘ mit totaler Ignoranz und Sozialdarwinismus verwechselt“, kommentiert Wolfgang Z.
Dass ausgerechnet Besim K., dessen Name auf einen nicht aus Deutschland stammenden Hintergrund schließen lässt, Marco S. auf die Bedeutung seiner verwendeten Worte „abartig“ und „asozial“ aufmerksam macht, zeigt, wie schlecht es um das historische Bewusstsein in Teilen der deutschen Unternehmerschaft bestellt ist. Das seien „starke Worte“, so Besim K.: „Ganz so am Rande: ‚Abartig‘ ist im Bezug seiner Geschichte ein Wort, das man wirklich nicht verwenden muss“, so seine sachlich-nüchterne Anmerkung.
Was habe diese Gesellschaft „daraus gelernt, als Ignaz Semmelweis einer Woge der Diskreditierung der Ärzteschaft gegen seine Hygienemaßnahmen ausgesetzt war, die einer unglaublichen Anzahl von Gebärenden das Leben gekostet haben, weil die Ärzte nach Obduktionen mit ihren septischen verunreinigten Händen die Frauen tödlich infizierten?“ fragt sich Helmut K. „Nichts“.
Einmal mehr zeigt die Diskussion um Corona und Wege aus der Pandemie, wie auch in einem bislang recht zivilisierten Business-Netzwerk wie Linkedin die Emotionen hochkochen. „Es ist erschreckend und zeigt sich auch hier leider wieder sehr deutlich, wie die Gesellschaft gespalten wurde“, bringt es Thomas K. auf den Punkt.