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»Wir haben eine SOA-Strategie« (Fortsetzung)

Autor:Werner Fritsch • 1.2.2006 • ca. 3:05 Min

Inhalt
  1. »Wir haben eine SOA-Strategie«
  2. »Wir haben eine SOA-Strategie« (Fortsetzung)
  3. »Wir haben eine SOA-Strategie« (Fortsetzung)

Welche geschäftlichen Erwartungen und Pläne haben Sie für dieses Jahr?
Wir konzentrieren uns auf vier Achsen des Wachstums. Nummer eins: die Fortsetzung des Wachstum unseres Unternehmens. Vor vier Jahren wurde unsere Software vor allem bei der Entwicklung eingesetzt. In die Produktion gingen die Applikationen dann mit Applikationsservern etwa von BEA oder IBM. Vor drei Jahren begannen dann Tests für geschäftskritische Anwendungen mit JBoss-Software im Produktivbetrieb. Und seit dem vorletzten Jahr passiert das in großem Maßstab, wir verkaufen inzwischen Werkzeuge und Support dafür. Wir wollen unsere Stellung in den Unternehmen zu Lasten der Wettbewerber IBM und BEA ausbauen. Achse Nummer zwei: Wir erweitern unsere Produkte. Der JBoss-Applikationsserver ist immer noch unser Kronjuwel, aber heute haben wir JEMS: die JBoss Enterprise Middleware Suite, die acht Produkte umfasst, darunter Tomcat und Hibernate. Außerdem haben wir Software von Arjuna gekauft und werden sie quelloffen zur Verfügung stellen. Diese Firma war führend bei Transaktionssystemen in der Sprache Java. JEMS ist innovativ und geht über das hinaus, was IBM und BEA heute anbieten.

Verfolgen Sie bei der Erweiterung eine übergeordnete Zielsetzung?
Wir liefern im Hinblick auf eine komplette SOA-Strategie, wir bieten eine quelloffene Plattform für serviceorientierte Architekturen. Wir haben mit Arjuna auch fortgeschrittene Transaktionsfähigkeit für Web Services erworben, die mehrere Ansätze unterstützt: sowohl die Spezifikationen von IBM und Microsoft als auch die von Sun und Oracle. Auch gemischte Szenarien sind mit dieser Implementierung möglich.

Welche sind die beiden anderen Achsen in Ihren Wachstumsplänen?
Achse Nummer drei betrifft die geographische Erweiterung. Heute sind wir noch stark auf die USA ausgerichtet. Inzwischen haben wir jedoch Michel Goossens für den Vertrieb in Europa angeheuert. In anderen Regionen versuchen wir mit Partnern voranzukommen. Bei Red Hat steuern Partner 70 Prozent bei, wir wollen mit Partnern 50 Prozent erreichen. Die Partner sind die vierte Achse unseres Wachstums. Wir haben strukturierte Zertifizierungsprogramme: von OEMs über ISVs bis zu Systemintegratoren. An der OEM-Front haben wir große Fortschritte gemacht und kooperieren von IBM abgesehen mit allen wichtigen Hardware-Herstellern: darunter Sun, Dell, HP, Unisys, NEC und Hitachi. Auf der ISV-Seite sind wir Volumen-Marktführer, wir haben da 50 Prozent Marktanteil. Damit verdienen wir jetzt richtig Geld. Bei den Systemintegratoren hatten wir große Erfolge mit Firmen wie Atos Origin. Wie positioniert sich JBoss im Middleware-Wettbewerb?
Bei uns beruht alles auf Standards. Wir unterstützen zum Beispiel JBI (Java Business Integration), während sich IBM und BEA davon abgewendet haben. Die kommerziellen Hersteller wollen die Anwender mit proprietären Mitteln festlegen. Wir machen Open Source und haben das gegenteilige Interesse. Wir gehen mit den Standards, um einen Massenmarkt zu bedienen. Wenn man wie wir Subskriptionspreise ohne Limitierungen bei der Nutzung einführt, löst man außerdem die Probleme mit CPU-basierter Lizenzierung, die eine wahrhafte SOA behindern. Es geht darum, die Hardware-Infrastruktur von der Software-Nutzung zu trennen. Traditionell muss man immer, wenn etwas produktiv gehen soll, Lizenzgebühren bezahlen. Bei SOA geht es aber um eine stetig wachsende Computing-Farm mit Diensten, die zusammenwirken. Open-Source-Preismodelle erlauben es, Hardware- und Software-Funktionen zu trennen.

Was sind dann Ihre Preis-Parameter?
Parameter sind bei uns Service Level Agreements, die Zahl der Anwender, die beim JBoss Operations Network anrufen können, die Zahl der benutzten Module und die Leistungsfähigkeit der CPUs. Auf der Enterprise-Ebene wollen die Leute nichts mehr von den CPUs hören. Bei Computing on Demand muss das Preismodell so aussehen wie unseres. Auch auf der Produktseite sind wir darauf eingestellt: wir sind modular. Die kommerziellen Anbieter dagegen wollen ihren ganzen Stapel verkaufen. Wir basieren auf einem Microkernel. Um im Hinblick auf den Ressourcen-Bedarf sparsam zu bleiben, können die Kunden nehmen, was sie brauchen, und weglassen, was sie nicht brauchen. Auch viele ISVs machen das mit der JBoss-Software so. Hardware-Einsparungen können dann sogar Software-Lizenzeinsparungen übertreffen. Diese Modularität ist wichtig, wenn wir über wahre SOA sprechen.

In Ihrem Middleware-Angebot gibt es eine auffällige Lücke: den Integrationsbereich.
Integration heißt vieles. Wir überspringen traditionelles EAI und verfolgen eine SOA-Strategie. Wir haben eine Lücke im gegenwärtigen Produktangebot JEMS, aber nicht in unserer Vision und Planung. Wir werden noch in diesem Jahr im Hinblick auf SOA liefern. Wir arbeiten auch an einem ESB-Angebot: im zweiten Halbjahr wird diese Software da sein.