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»Wir sind auf die Datenbank ausgerichtet«

»Wir sind auf die Datenbank ausgerichtet« Teradata wird ein unabhängiges Unternehmen, soll aber ansonsten weitermachen wie bisher. Stephen Brobst, CTO von Teradata, erläutert im Gespräch mit InformationWeek-Redakteur Werner Fritsch die Strategie.

Autor:Redaktion connect-professional • 22.7.2007 • ca. 4:05 Min

Stephen Brobst ist seit ­vielen Jahren Chief Technology Officer von Teradata und Experte für Data Warehousing.

Herr Brobst, der designierte CEO von Teradata meint, Geld bekomme man für Leistungen, nicht für Visionen. Ihm geht es offenbar in erster Linie um die Finanzen. Haben Sie als CTO Visionen für Teradata? Da gibt es sicher ein paar zentrale Punkte. Das Enterprise Data Warehouse in unserem Sinn ist ein umfassender konsistenter Datenbestand für Entscheidungen in einer Organisation: die Single Source of Truth. Das betrifft strategische und operationale oder taktische Entscheidungen gleichermaßen. Damit heben wir uns von einigen anderen Anbietern in diesem Segment ab. Unsere Strategie ist es, Daten einmal zu speichern und mehrfach zu verwenden. Wir empfehlen nicht viele unabhängige Data Marts und Operational Data Stores. Dadurch wollen wir die Gesamtkosten minimieren.

Wie grenzen Sie strategische und operationale Entscheidungen ab? Stategische Intelligenz ist traditionelles Data Warehousing mit historischen Daten: Reporting, Analyse, Data Mining. Operationale Intelligenz ist zeitnäher und hat es mehr mit Service Levels zu tun: wie die Daten beschaffen sind und wie man auf sie zugreifen kann.

Wenn man die Wirklichkeit anschaut, dann gibt es aber meist keine Single Source of Truth in einem Unternehmen, stattdessen gibt es oft mehrere Data Warehouses. Das kommt auf den Grad der Reife an. Oft ist eines ausgezeichnet und andere sind als Marts davon abgeleitet. Vielleicht kann man nicht jedes einzelne Data Mart kontrollieren. Aber es gibt zum Beispiel Unternehmen, bei denen dürfen in Konferenzen Zahlen nur dann verwendet werden, wenn sie aus dem Warehouse stammen. Es geht um Technologie, aber eben auch um Governance.

Ihre Vorstellung ist, alles in einem großen Datentopf, einer Teradata-Datenbank zu sammeln. Wird dann für Echtzeitanwendungen in Sekundenbruchteilen aktualisiert? Wir sprechen statt von Real Time von Active Enterprise Intelligence. Da geht es um taktische Entscheidungen, deren Automatisierung und deren Steuerung durch Ereignisse. Außerdem trifft Right Time die Sache besser. Die Zeitspanne wird letztlich nicht technologisch definiert, sondern durch den Geschäftsprozess. Es gibt Implementierungen mit Sekundenbruchteilen, bei der London Stock Exchange zum Beispiel, aber das ist selten. Im Einzelhandel reichen Minuten im einstelligen Bereich. Als Faustregel: Wenn der Kunde seine gekauften Waren verstaut hat, sollten die Daten im Data Warehouse sein.

Und was ist der Nutzen davon? Eine Anwendung ist Demand Chain Management: das heißt, die Regale systematisch wieder aufzufüllen. Ein anderer Zweck ist die Zuordnung von Arbeitskräften auf der Grundlage der Erwartung, wie sich der Verkauf entwickelt. In der Telekommunikationsbranche geht es im Unterschied dazu um Minuten im zweistelligen Bereich. Es ist schwierig, die Verbindungsdaten öfter als alle 15 Minuten vom Switch runterzubekommen.

Welche Aktionen lassen sich daraus ableiten? Wenn das Netzwerk in einem bestimmten Teil überlastet ist, kann man den Verkehr anders lenken, um die Service-Qualität insgesamt zu erhöhen. Es ist wichtig, das Netzwerk gleichmäßig auszulasten und außerdem Betrugsversuche rasch zu erkennen. Wenn man einen Betrug am nächsten Tag entdeckt, hilft das nicht mehr viel.

Auf welchen Gebieten wollen Sie Ihr Unternehmen technologisch voranbringen? Es geht bei Teradata vor allem um die Basistechnologien: um die hochperformante Bereitstellung von Daten zur Unterstützung taktischer und strategischer Entscheidungen, um Skalierbarkeit, auch um die Bereitstellungskosten. Im Wesentlichen geht es um die Kerndatenbankplattform. Dazu gehören dann auch Modelle, um die Daten zu organisieren. Wir haben ferner analytische Applikationen, aber die sollen vor allem den optimalen Einsatz der zugrundeliegenden Plattform voranbringen. Wir sind vor allem auf die Datenbank ausgerichtet.

Wie handhaben Sie bei Teradata die Datenintegration? Haben Sie eigene Werkzeuge oder setzen Sie da auf Partnerschaften? Wir arbeiten da mit Partnern: Informatica, IBM, Oracle, Abinitio. Wir bieten eine Schnittstelle zu unserem Teradata Warehouse Builder, um Zugang zu ermöglichen. Für die Aufbereitung und Integration unstrukturierter Daten, namentlich Texte, haben wir den Partner Attensity. Man kann solche Informationen ebenfalls in ein Teradata-Data-Warehouse laden. Und dann kann man sie mit den dafür verfügbaren Abfrage- und Analysewerkzeugen behandeln.

Unter der Bezeichnung Enterprise Information Integration gibt es einen Ansatz, sich von der Dominanz relationaler Formate zu lösen, um unstrukturierte Informationen besser einbeziehen zu können. Überwiegend ist das relational. EII versucht, verschiedene Informationen mit Middleware zusammenzuführen. Da werden viele Daten über das Netzwerk aus den operativen Systemen gesaugt, was sehr ineffizient ist. Für die Datenvolumina, die wir handhaben, ist EII einfach nicht performant genug.

Und wie berücksichtigen Sie die Auswertung der Daten in Ihrer Strategie? Die gehört zur Lösung, aber wir werden da nicht selber groß entwickeln oder zukaufen. Auch hier arbeiten wir hauptsächlich mit Partnern. Bei Business Intelligence sind das etwa Business Objects, Cognos, Hyperion, Microstrategy, Microsoft und andere. Beim Data Mining sind das KXEN, SAS und SPSS.

Sie sprechen nichtsdestotrotz viel von Advanced Analytics. Was verstehen Sie darunter? Da geht es um Data Mining mit Verfahren aus der Statistik oder der Künstlichen Intelligenz, ferner um Visualisierung. Das Besondere liegt darin, dass man die relevanten Faktoren nicht im Vorhinein kennt. Man schafft einen riesigen multidimensionalen Datenraum und sucht dann nach Mustern, findet die Indikatoren der Vergangenheit und macht Vorhersagen für die Zukunft.

In die Zukunft zu schauen, zu planen und Aktionen einzuleiten ist für die Unternehmen sicher nützlich. Viele Business-Intelligence-Anbieter sprechen in diesem Zusammenhang auch von Business oder Corporate Performance Management. Ja, manche unserer Partner verwenden diesen Begriff, Hyperion und Cognos zum Beispiel. Eine einfache und häufige Fassung von CPM ist Reporting für Key Perfomance Indicators. Wir halten Reporting für wichtig; aber das ist nicht, wo der meiste Nutzen ­herkommt. Wenn man mit CPM proaktiv steuert, statt nur zu reagieren, dann wird es interessanter. Eigentlich ist CPM nur neues Marketing und ­Branding. Unsere Kerntechnologie ist darauf aus­gerichtet, Daten überall dort bereitzustellen, wo sie gebraucht werden. Das kann CPM sein, aber auch etwas anderes.