Aktuell gibt es mehrere LiFi-Pilotprojekte mit Erstanwendern in realen Einsatzumgebungen, die sowohl im kommerziellen Bereich (B2B) aber auch zunehmend im öffentlichen und privaten Umfeld (B2C) zu finden sind. Ausgewählte Projekte im Fokus:
Ein Konsortium, um LiFi-Massenmarktlösungen auf den Weg zu bringen
Im Juli 2019 gab ein EU-Konsortium aus Unternehmen und Partnern aus der Wissenschaft das dreijährige Projekt „ELIoT“ (Enhance Lighting for the Internet of Things) bekannt. Zielsetzung ist es, Massenmarktlösungen für das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) auf Basis von LiFi zu entwickeln. ELIoT begann 2019 als Projekt des größten Forschungs- und Innovationsprogramms der EU, Horizon 2020. Dieses Programm soll wegweisende Erfolge erzielen, indem es gute Ideen aus dem Labor zur Marktreife bringt. Förderung erhält ELIoT in Höhe von sechs Millionen Euro von der öffentlich-privaten Partnerschaft „Photonics21“. Zu den Partnern zählen Signify (ehemals Philips Lighting), Nokia, MaxLinear, Deutsche Telekom, KPN, Weidmüller, LightBee, die Universität Oxford, die Technische Universität Eindhoven und die beiden Fraunhofer-Institute Heinrich-Hertz-Institut HHI und FOKUS. „Mit ELIoT haben wir ein überaus leistungsfähiges Konsortium von Unternehmen und Organisationen der europäischen Licht- und Kommunikationsindustrien etabliert. ELIoT bildet eine geschlossene Wertschöpfungskette mit Partnern ab, die in den Bereichen Komponenten, Chipsätze, Systeme und Applikationen mit Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten, um die LiFi-Technologie für das IoT der Zukunft kommerziell nutzbar zu machen“, sagt Projektkoordinator Dr. Volker Jungnickel vom Fraunhofer HHI. Professor Jean-Paul Linnartz, Mitinitiator von ELIoT und Leiter der LiFi-Forschung bei Signify, unterstreicht das Potenzial von ELIoT: „LiFi bietet interferenzfreie Hochgeschwindigkeitskommunikation mit hoher Zuverlässigkeit. Die verfügbare Bandbreite kann in jedem Raum erneut in vollem Umfang genutzt werden. Die Beleuchtungs-Infrastruktur bietet eine hervorragende Möglichkeit, die rapide wachsende Anzahl von Geräten drahtlos zu vernetzen.“
Vodafone und Signify: Telekommunikation trifft auf Beleuchtung
Vodafone Deutschland und Signify, ehemals Philips Lighting, haben bereits Ende 2019 bekannt gegeben, dass sie ihre Kräfte in Zukunft bündeln wollen, um die beiden Kommunikationstechnologien 5G und LiFi zu verzahnen. Zielsetzung ist es, den Kunden damit noch höhere Geschwindigkeiten und eine bessere mobile Breitband-Konnektivität zu bieten. Die Zusammenarbeit verfolgt das Ziel, Anwendungen und Lösungen zu entwickeln, die sowohl über Funksignale als auch über Lichtwellen eine sichere und zuverlässige drahtlose Zwei-Wege-Kommunikation mit Geschwindigkeiten gewährleisten, die weit über herkömmlichen drahtlosen Technologien wie WLAN und Bluetooth liegen. Gemeinsam wollen beide Unternehmen künftig Möglichkeiten erforschen, wie sich die LiFi-Technologie in lokalen Netzwerken in Verbindung mit 5G sinnvoll einsetzen lässt, damit Vodafone-Kunden noch mehr als bisher vom Tempo kabelgebundener Gigabit-Anschlüsse profitieren können.
Fraunhofer HHI: Sicheres Konferieren und noch mehr
Das Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut (HHI), befasst sich seit einigen Jahren mit verschiedenen Anwendungen der LiFi-Technologie, weshalb man in den letzten Jahren mit Partnern aus der Industrie und der öffentlichen Hand bereits unterschiedliche Projekte mit VLC (Visible Light Communication, auch LiFi genannt) umgesetzt hat. Gemeinsam mit dem Red Bull Media House wurden zum Beispiel 2015 Parameter für Multimedia-Umgebungen bei großen Sportevents entwickelt. Im selben Jahr startete das Projekt VLC Mainau, wo in einem der ersten Feldtests weltweit ein vorhandener Konferenzraum vom Fraunhofer HHI mit VLC ausgerüstet wurde. Seit 2017 engagiert sich das Fraunhofer HHI zudem am Stuttgarter Hegel-Gymnasium in einem Projekt zur Digitalisierung des Klassenzimmers. Hier soll die Technologie langfristig standardmäßig in die Raumbeleuchtung sowie in Endgeräte wie Laptops, Tablets und Smartphones integriert werden. Im Juni wurde das Industrieprojekt OWICELLS erfolgreich abgeschlossen. Dabei wurde eine LiFi Kommunikation zu einem mobilen Roboter in einer 5x5m²-Fertigungszelle demonstriert, der produktionsübliche Vorgänge durchführt. Im Rahmen der Fraunhofer-internen mittelstandsorientierten Eigenforschung (MEF) wurde ein Konferenzraum des Instituts mit einer Pilotinstallation ausgestattet, um das Potenzial von LiFi im Alltag zu demonstrieren. „Die LiFi-Technologie bietet eine spannende Ergänzung zu funkbasierten Systemen an. Das MEF-Projekt hat ausschlaggebend dazu beigetragen, neue LiFi-Module zu entwickeln, die untereinander vernetzt sind und dadurch eine homogene
Ausleuchtung ermöglichen“, kommentiert Projektleiter Dr.-Ing. Anagnostis Paraskevopoulos. Beim diesjährigen „Technology Innovation Day“ des Fraunhofer HHI wurde diese erste Pilotinstallation vorgestellt. Das Institut hat kürzlich auch neue LiFi-USB-Module entwickelt, die Gigabit-Datenraten mit geringem Energieverbrauch ermöglichen. Die LiFi-USB-Module benötigen für Datenaustausch und Energieversorgung nur einen USB-3.0-Anschluss. Nutzerinnen und Nutzer können sich nun mit LiFi frei im Raum bewegen. Beide Entwicklungen zusammen ergeben eine Komplettlösung für sichere Konferenzräume, die das Fraunhofer HHI nun aus einer Hand anbieten kann. LiFi ist vor allem für Anwenderinnen und Anwender interessant, die einen höheren Schutz der Privatsphäre bei der drahtlosen Kommunikation verlangen, wie zum Beispiel Behörden und Banken.