Cable & Wireless mit MPLS-Interconnect-Matrix

Brückenschlag zu fremden Netzen

9. April 2006, 23:35 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

Der britische Carrier Cable & Wireless (C&W) hat jüngst durch die angekündigte Trennung von Group-CEO Francesco Caio und eine grundlegende Umstrukturierung von sich reden gemacht. Für deutsche Unternehmensanwender ist aber viel interessanter, dass C&W heute über eine MPLS-Interconnect-Matrix verfügt und so Partner-Carriern wie Arcor Dienstgüte für IP-Verkehr über verschiedene MPLS-Netze anderer Netzbetreiber hinweg anbieten kann.

Cable & Wireless hat sich zum Jahresanfang in zwei Organisationen gespalten: C&W UK
bedient den heimischen IT-/TK-Markt, in dem C&W ein breites Leistungsportfolio anbietet und als
Gegengewicht zur British Telecom auftritt; C&W International ist zuständig für alle
ausländischen Märkte. Hier konzentriert sich C&W ausschließlich auf das Wholesale-Geschäft,
bietet also Transportdienstleistungen für andere Carrier und Service-Provider. In Deutschland
greift diese Neuorientierung laut Max Harding, Sales Director Carrier Services Germany, bereits
seit zwölf Monaten – allerdings nur zu zirka 80 Prozent, da der deutsche Zweig historisch bedingt
nach wie vor einige große Endanwenderunternehmen direkt betreut.

Seine Wholesale-Dienste bietet C&W in Europa, den USA und Asien in erster Linie auf der
Basis seines IP-/MPLS-over-Fiber-Backbones an. Anschlussknoten betreibt der Carrier in Berlin,
Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg und München sowie in diversen weiteren europäischen Ländern.
Dieses IP-/MPLS-Netz nutzt zum Beispiel Arcor für internationale Verbindungen.

MPLS hat sich in der Carrier-Gemeinde aufgrund seiner Vorzüge für die Verkehrsfluss- und
Dienstgüte-(QoS-) Kontrolle als bevorzugter Transportmechanismus etabliert: Kaum ein Carrier, der
nicht die Vorzüge seines MPLS-Cores preist; manche Anbieter möchten MPLS sogar bis zum
Provider-Netzrand ausdehnen.

Einen Haken hatten die viel gepriesenen MPLS-Szenarien aber bisher: Ein Carrier kann die
Dienstgüte- und Priorisierungsklassen für den IP-Verkehr nur innerhalb seines eigenen
MPLS-Netzwerks garantieren. Denn zu unterschiedlich sind die Regelungsmechanismen der
Netzbetreiber. Und so betonen die Strategen der Carrier nach wie vor neben den QoS-Vorzügen ihres
jeweiligen Netzes vor allem auch dessen Reichweite. Eine Ausnahme boten bislang lediglich die
Betreiber virtueller Netze (Virtual Network Operators, VNOs): Diese VNOs – ein prominentes Beispiel
ist Vanco – nutzen eine Interconnect-Matrix, um die MPLS-Netze mehrerer Carrier zu einem
gemeinsamen Verbund mit einheitlicher QoS-Regelung zusammenzuführen. Dies ist ein enormer Vorteil
für international tätige Unternehmen, die nun nicht mehr so penibel darauf achten müssen, ob ihr
jeweiliger Carrier alle Regionen abdeckt, in denen sie selbst tätig sind oder sein wollen.
Entsprechend erfolgreich war bisher auch Vancos Marktauftritt, jüngst bestätigt durch den Gewinn
eines Großauftrags der schweizer Winterthur-Versicherungsgruppe gemeinsam mit Partner Swisscom.

Zielsetzung globales MPLS-Netz

Eine solche MPLS-Interconnect-Matrix hat nun auch C&W auf die Beine gestellt. Damit verfügt
der Carrier nicht nur über ein umfangreiches eigenes Netz, sondern bietet seinen Wholesale-Partnern
laut Max Harding nun auch "ein nahtloses Netz" über die Grenzen der Carrier-Infrastrukturen hinweg.
C&W habe nach und nach alle wichtigen europäischen Incumbents (nationale Ex-Monopolisten)
angebunden. Die Matrix erlaube somit nun die flexible und schnelle Bereitstellung von
Carrier-übergreifenden Netzverbindungen. Im nächsten Schritt möchte C&W seinen Partnern via
XML-Schnittstelle Zugriff auf die Leistungsdaten seiner Router geben und so ein einheitlicheres
Reporting und eine effiziente Fehlersuche ermöglichen. Da C&W selbst aber (noch) keinen Zugriff
auf die Performance-Werte des Partner-Equipments hat, steht ein End-to-End-Reporting noch aus.
Dennoch ist dieser Ansatz – wie auch der der VNOs – eine sinnvolle Alternative zur "Jagd nach dem
größten Netz".


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