Sabine Bendiek, Geschäftsführerin von EMC Deutschland, spricht mit CRN über den Fortschritt bei der digitalen Transformation in Deutschland und erklärt, warum gerade der Mittelstand noch Nachholbedarf hat und wie man ihm am besten hilft.
CRN: Frau Bendiek, die digitale Transformation der Wirtschaft läuft nun schon seit einigen Jahren. Wie weit ist sie eigentlich mittlerweile fortgeschritten?
Sabine Bendiek: Ich glaube, wir haben eine gemischte Bilanz. Ungefähr zehn Prozent der Unternehmen sind sehr weit, vor allem die Automobilindustrie, die früh reagiert hat. Dort sehen wir viele Ideen, viele Ansätze und inzwischen auch schon viele Umsetzungen. Aber gerade bei der breiten Masse der Unternehmen im Mittelstand gibt es noch einiges an Nachhol- und Aufklärungsbedarf.
CRN: Wo sehen Sie die Gründe dafür?
Bendiek: Das Verständnis, dass eine riesige Umwälzung stattfindet, ist durchaus da. Das Problem im Mittelstand ist aber, dass das Thema dort stärker mit Angst besetzt ist. Angst, die eigenen Geschäftsmodelle zu verlieren und nicht zu wissen, wie die zukünftigen aussehen. Oder die Angst, von Wettbewerbern verdrängt zu werden. Die Unternehmen sehen nicht die große Chance, die sich ihnen bietet.
CRN: Warum können Mittelständler nicht einfach abwarten, sondern müssen die digitale Transformation jetzt angehen?
Bendiek: Weil ihre Geschäftsmodelle unter Druck geraten. Denn die digitale Transformation ist da, ob man will oder nicht. Unternehmen in allen Branchen stehen zunehmend in einem globalen Wettbewerb und haben neue Wettbewerber, die auf Basis digitaler Technologien unterwegs sind. Das lässt sich nicht einfach ignorieren – zu groß sind die Kosten- und die Schnelligkeitsvorteile der digitalen Transformation für die Wettbewerbsfähigkeit.
CRN: Wie geht der Mittelstand das Thema am besten an?
Bendiek: Das ist mit Sicherheit eine große, aus meiner Sicht aber lösbare Aufgabe – zumindest auf Technologieseite. Ebenso wichtig ist jedoch, dass die Unternehmen darüber nachdenken, wie ihre Business-Modelle künftig aussehen, wie sie ihr Geld verdienen werden, wie sie wettbewerbsfähig bleiben können und welche Fähigkeiten sie aufbauen müssen, die sie heute noch nicht haben. Hier geht es darum sicherzustellen, dass sie Ideen generieren und ihre Vertriebs- und Marketingabteilungen sowie die IT eine gemeinsame Sprache finden, gemeinsame Projekte anzugehen. Diese Ideen und Projekte sollten Unternehmen mit den richtigen Technologiepartnern besprechen, um die Risiken zu minimieren.
CRN: Technologiepartnern wie EMC?
Bendiek: Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, die besten Technologien anzubieten – nicht nur im Speicher- und Infrastrukturbereich. Uns geht es darum, dass unsere Kunden in der Lage sind, die steigenden Datenvolumen zu den richtigen Preispunkten zu speichern, zu verwalten und auszuwerten. Doch wir beschränken uns nicht nur auf die Technologie, weil wir gesehen haben, dass die Verunsicherung bei vielen Kunden so groß ist. Darum sprechen wir und unsere Partner mit ihnen sehr intensiv über Prozesse, Fähigkeiten und die Rollen von Mitarbeitern. Wie nehmen wir die Menschen mit? Wie sieht eine Organisation für die IT der Zukunft aus? Wie kann man aus den Technologiesilos, die man heute hat, eine richtige End-to-End-Anwendung machen? Ohne diese Fragestellungen wird man nur einen kleinen Teil der Vorteile der digitalen Transformation ernten können.