In Web-Anwendungen, auf die man selbst Zugriff hat, lässt sich ein Code-Snippet integrieren. Dieses liest die Performance-Werte direkt aus dem verwendeten Browser aus, misst also aus Client-Sicht, wie sich die Leistung oder Qualität einer Applikation verhält. Doch was ist mit Applikationen, über die die Kontrolle gänzlich fehlt? Hier kommt eine Browser-Exten-
sion ins Spiel, die ohne Code-Snippet eine Messung initiieren kann.
Vorab ist einmalig zu konfigurieren, welche Applikations-URLs man über die Extension messen will. Unabhängig davon, ob die Messung über ein Code-Snippet oder eine Browser-Extension erfolgt, lassen sich alle nötigen Informationen aus dem Browser holen, statistisch zusammenfassen und kontinuierlich an einen zentralisierten Reporting-Server schicken.
Informationen im Überblick
Gleichgültig, auf welche der beiden Möglichkeiten die Wahl fällt, in jedem Fall liefert die Lösung eine Vielzahl von Informationen. Messen lassen sich unter anderem die lokale Verarbeitungszeit des Browsers, die DNS-Auflösung, die TCP-TLS-Session-Aufbauzeit und die Zeit, die nötig ist, um die Daten vom Server über das Netzwerk zu übertragen. Hilfreich für eine Analyse ist hier eine Möglichkeit zum Filtern – nach Kriterien wie zum Beispiel Lokation, Provider oder verwendetem Betriebssystem. So kann man beispielsweise die Erkenntnis gewinnen, dass eine Web-Applikation ausschließlich für Android-Systeme zu langsam lädt, und diese Information an die Entwicklerteams zurückspielen. Wer möchte, kann sogar jeden einzelnen Aufruf bis ins kleinste Detail analysieren. Wichtig zu wissen ist, dass dabei niemals der echte Anwender sichtbar ist. Ein Zugriff auf personenbezogene Daten bleibt also aus.
Auch und gerade für Administrationsteams, die eine eigene Web-basierte Anwendung verwalten, liefert dieser Ansatz wichtige Informationen. Zwar hat man Server-seitig Zugriff auf die reguläre Statistik und kennt zum Beispiel die Anzahl der Aufrufe, aber der Server gibt keine Auskunft über die Geschwindigkeit, die beim Anwender angekommen ist. Haben Anwender nun Probleme mit der Leistung einer Web-Applikation, kann der Administrator zielgerichtet handeln. Es liegen ihm schließlich alle Daten vor, die für ein Troubleshooting nötig sind. Möglicherweise stellt er fest, dass das Java-Scripting stellenweise fehlerhaft ist, was zu einer Performance-Beeinträchtigung führt. Dieses Problem ließe sich relativ einfach beheben. Interessant dabei ist, dass die Lösung die Rendering-Zeit am Browser inklusive Content Loading misst. Es erfolgt also nicht nur die Beurteilung der Zeit, die für das Aufrufen einer Web-Applikation nötig ist, sondern auch für das Laden aller Inhalte.
Die Wegeführung aktiv im Auge behalten
Durch das Outsourcing der IT-Services in die Cloud ist es auch nötig, die Wegeführung vom Anwender zum Cloud-Anbieter stärker in das Monitoring aufzunehmen. Eine Möglichkeit, die Qualität und Zuverlässigkeit des Kommunikationswegs zu überwachen, ist eine zyklische aktive Messung. So lassen sich Basisdienste wie zum Beispiel DNS und die Netzwerkpfade auf Layer 3 zwischen Anwender und Cloud-Anbieter aus den relevanten Regionen überwachen.
Somit ist es möglich, Änderungen im Peering/Transitverhalten und geografischen Ressourcen des Cloud-Anbieters proaktiv aufzuzeigen. Weltweit verbreitete Stationen prüfen aktiv den Weg zu vorab definierten Anwendungen. Mit Traceroute ist es auch möglich, den Netzwerkpfad zu visualisieren und die Strecke auf Basis von Laufzeit und Paketverlust zu beurteilen.
Qualität und Zuverlässigkeit der digitalen Transformation absichern
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass für die Verlagerung der Services in die Cloud die Wahl auf einen neuen Messansatz fallen muss. Wenn Unternehmen dabei auf die Überwachung der kompletten Ende-zu-Ende-Kommunikation achten und die Service-Qualität von internen und fremdbetriebenen Infrastrukturen aus User-Sicht global erfassen, erhalten sie die Transparenz, die klassische Werkzeuge nicht liefern können. Komfortabel sind „Out of the Box“-Lösungen, weil sie den Konfigurationsaufwand signifikant reduzieren. Eine spezialisierte Performance-Monitoring-Lösung erfüllt diese Anforderung. So erhalten Administrationsteams eine einfache und komfortable Möglichkeit, Cloud-basierte Anwendungen zu überwachen und zu analysieren.
Henrik Wahsner ist Senior Berater Netzwerkanalyse bei Netcor.