Serviceschnittstellen für das IT-Management

Freie Bahn für Dienste

8. November 2007, 23:00 Uhr | Martin Kuppinger/wg

Im Bereich der Softwareentwicklung ist die Serviceorientierung inzwischen etabliert. Webservices und SOA sind zwei der Trendthemen. Services spielen aber auch für die Softwareinfrastruktur eine immer wichtigere Rolle, wie sich sowohl beim System-Lifecycle- als auch beim Identity-Management zeigt.

Der Begriff der Services taucht dabei in vielen unterschiedlichen Kontexten auf. Ein Beispiel ist die Einbindung von Infrastrukturtechniken in BSM-Ansätze (Business-Service-Management, auch als Business Technology Optimization oder BTO bezeichnet), Managed Services sind ein anderes. Die vielleicht wichtigste Facette ist aber eine stärker serviceorientierte Konzeption von Anwendungen, um diese einfacher in bestehende Infrastrukturen integrieren und mit neuen Anwendungen verknüpfen zu können.

Die unterschiedlichen Serviceansätze stehen in einem engen Zusammenhang: Ansätze wie BSM oder BTO funktionieren nur, wenn die Anwendungen serviceorientiert realisiert sind. Selbst wenn die (Business-)Services, die über BSM und BTO abgebildet werden, auf einer höheren Abstraktionsebene als die konkreten Webservices stehen, so ist doch klar, dass sich Services nur sinnvoll modellieren lassen, wenn Anwendungen über eine definierte Serviceschicht verfügen, über die sich "höherwertige" Services abbilden lassen.

Entwicklungen bei Herstellern

Im BSM-/BTO-Markt sind alle größeren Hersteller aus dem klassischen Systemmanagementumfeld aktiv, beispielsweise BMC, CA, HP oder IBM. Sie positionieren sich mit umfassenden, durchgängigen Servicekonzepten, um eine Verbindung zwischen den Business-Anforderungen und den IT-Services zu schaffen. Dabei handelt es sich zunächst um eine von ITIL (IT Infrastructure Library) geprägte Managementinfrastruktur, aber auch um konkrete Services, die von Infrastrukturkomponenten - und in weiterer Sichtweise von Anwendungen - bereitgestellt werden müssen.

Mehr Serviceorientierung ist aber auch bei den Herstellern zu beobachten, die sich im Kontext solcher Architekturen positionieren oder den Mittelstand mit flexiblen, adäquaten Lösungen bedienen möchten. So hat beispielsweise Enteo in seinem neuen Release 6 konsequent auf Webservices gesetzt, um die Funktionalität der Client-Management-Suite einfacher in bestehende Managementsysteme einbinden zu können. Ein weiteres Beispiel ist Brainware, die inzwischen ebenfalls immer mehr Webservices in ihrer Software abstrahieren und gleichzeitig mit dem Operations Manager eine Komponente geschaffen haben, um diese Services in flexiblen Prozessen zu nutzen und an bestehende Systeme anzubinden.

Auch beim Identity-Management gibt es immer mehr Serviceschnittstellen. Teils basieren diese auf Standards wie beispielsweise im Fall von SPML (Service Provisioning Markup Language), einer definierten Schnittstelle für die Übergabe von Provisioning-Informationen. Darüber hinaus ist aber generell eine starke Serviceorientierung zu beobachten, mit dem Ziel, dass sich konkrete funktionale Services der Anwendungen einfacher nutzen und integrieren lassen. Hersteller wie Oracle oder nun auch SAP verfolgen solche Strategien im Kontext der Integration von Identity-Managementfunktionen in ihre serviceorientierten Anwendungsinfrastruktur-Plattformen.

Nutzen der Serviceorientierung

Serviceorientierung ist kein Modethema, sondern eine längst überfällige Entwicklung. Zwar hatten schon früher einige Hersteller mehr oder weniger gute Schnittstellen für die externe Ansteuerung ihrer Anwendungen, die aber häufig proprietär und wenig flexibel waren und sich zudem durch ihre Machart - teils in Form spezieller APIs, teils über direkte Zugriffe, teils als Befehlszeilenfunktionen - für eine effiziente Einbindung in neue serviceorientierte Anwendungen nur schlecht eigneten.

Eines der Themen, das bei der Serviceorientierung immer wichtiger wird, ist das Zusammenspiel zwischen dem Identity-Management auf der einen und dem System-Lifecycle-Management auf der anderen Seite. Die Idee dahinter ist nicht neu -Völcker Informatik unterstützt dieses Konzept beispielsweise mit seinen Lösungen schon seit Jahren. Eine standardisierte Unterstützung wird aber immer wichtiger, um beispielsweise bei Änderungen im HR-System (Human Ressources, Personalabteilung) automatisch Client-Systeme für die Anwender vorbereiten zu können. Noch weiter gehen Ansätze, bei denen eine automatische Installation und Deinstallation von Anwendungen entsprechend der Rollen eines Benutzers erfolgt. Neben dem geringeren Administrationsaufwand liegt der Reiz solcher Lösungen auch in den potenziell deutlich niedrigeren Lizenzkosten.

Besonders wichtig ist ein automatisiertes Zusammenspiel zwischen Service-Desk-Anwendungen und dem System-Lifecycle-Management. Die Mitarbeiter beim Service-Desk benötigen aktuelle Informationen über Hardware, Software, Anwender und deren Rechte und können viele Fehlerkorrekturen sinnvoll nur bei einer direkten Integration der Systemwelten durchführen. Etliche Unternehmen haben eine solche Integration in den vergangenen Jahren bereits durchgeführt. Der Haken dabei ist, dass der Aufwand ohne eine saubere, umfassende Serviceschicht bei den Systemen für das System-Lifecycle-Management zu hoch ist.

Richtig gemacht sind solche Schnittstellen auch für eine weitere Aufgabenstellung von großer Bedeutung: Sie können als Basis für Anzeigeformen dienen, die aggregierte Informationen über IT-Systeme liefern - sei es für spezifische Dashboards, als Teil von Portallösungen oder für übergeordnete Managementsysteme. Dies stellt dann auch wieder die Verbindung zu den BSM-Konzepten her.

Managed Services

Eine zunächst ganz andere Facette der Serviceorientierung stellen die Managed Services dar. Diese gibt es heute in ersten Ansätzen sowohl für das Identity-Management als auch im Business-Service-Management. Meist handelt es sich dabei aber um das Outsourcing kompletter Infrastrukturen, damit also im eigentlichen Sinne nicht um einen Managed Service, oder aber es handelt sich um extern betriebene virtualisierte Server. Skalierbare, mandantenfähige, modulare Services fehlen hingegen noch weitgehend. Es gibt zwar erste Lösungsansätze beispielsweise von Fischer International im Bereich Identity-Management oder von Brainware in einem Projekt in Japan. Deutlich wird aber, dass für die konsequente Umsetzung solcher Managed Services eine Serviceorientierung der Infrastrukturlösungen erforderlich ist. Nur dann lassen sich Teilfunktionen gezielt auslagern. Bei den klassischen, eher monolithischen Anwendungen ist dies dagegen kaum möglich.

Fazit

Entwicklungen wie die hin zu BSM/BTO verdeutlichen die wachsende Serviceorientierung der IT. Ohne die zu beobachtende stärkere Serviceorientierung auch auf der Ebene der einzelnen Komponenten der Anwendungsinfrastruktur wird man aber nicht zu leistungsfähigeren, flexibleren Konzepten und effizienten Business-Services kommen. Die begonnene Entwicklung weist damit den richtigen Weg - die Festlegung auf eine Serviceorientierung und deren Status muss folgerichtig immer mehr als Messlatte für die Anbieterauswahl dienen. Statt monolithischer Identity- oder System-Lifecycle-Managementanwendungen sind künftig immer mehr flexible "Engines" mit einem breiten Satz einfach nutzbarer Services gefragt.


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