Die Lage im Golf von Mexiko ist ernst und spitzt sich weiter zu: Auch mehrere Wochen - Stand heute: am Tag 40 - nach dem Sinken der Ölbohrplattform Deepwater Horizon hat es der Konzern BP trotz dreitägiger Anläufe mit dem "Topkill?-Verfahren nicht geschafft, das Ausströmen des Erdöls in den Tiefen des Meeres vor der einmaligen Naturlandschaft Louisianas und angrenzender Regionen einzudämmen. BP muss auf immer riskantere Rettungsmanöver setzen.
Wollte BP allerdings versuchen, die Situation auf Twitter schönzureden, so käme der Konzern zu
spät: Ein Twitter-Account namens
@BPGlobalPR, der vorgibt, der offizielle PR-Twitter-Kanal
von BP zu sein, hat diese Rolle schon längst übernommen – und hat damit damit die Schönrednerei,
die nach Katastrophen leider oft Standard ist, schon von vornherein per Karikatur unmöglich
gemacht: Ein unbekannter Tweeter kommentiert hier die anhaltend dramatische Lage mit einem so
schwarzem Humor, dass einem das Lachen im Hals stecken bleibt – bislang nannte man diesen Humor "
rabenschwarz?, aber im Golf trifft diese Bescheibung ja nun vor allem auf die Seevögel zu.
Gerne nimmt der angebliche PR-Tweeter den Tonfall der "Spin Doctors? aufs Korn: "Bitte helfen
Sie uns beim Rebranding. Wir nennen es jetzt nicht mehr ?Ölpest?, sondern ?Südstaaaten-Fun-Party?.?&
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Andere "PR-Tweets? führen BP mit blankem Zynismus vor: "Folgendes: Wir haben im Jahr 2009 45
Millionen Dollar Profit PRO TAG gemacht. Das hier ist wirklich nicht so schlimm. #bpcares?
Weitere dieser Tweets kann man unter
twitter.com/BPGlobalPR am besten selbst
nachlesen.
Gerade weil die Situation im Golf von Mexiko so unglaublich traurig und bedrohlich ist, bietet
sie einem fähigen Satiriker (und ein solcher ist hier offenbar am Werk) eine, nun ja, sprudelnde
Quelle für böse Kommentare. Man sollte die Tweets von @BPGlobalPR unbedingt verfolgen: Sie helfen,
sich für die PR-Schlacht zu wappnen, die dem Kampf gegen die Ölpest mit Sicherheit noch jahrelang
folgen wird.
Die Bloggerin Cat Girl hat übrigens einige dieser Tweets zu einer gelungenen Zusammenstellung
sehenswerter Persiflagen auf BP-Werbeplakate aufbereitet:
www.iridetheharlemline.com/twitter-photos/bpglobalpr-billboards/
– unbedingt anschauen!
? und dann sollten wir bitte nicht in Defaitismus verfallen, sondern überlegen, wie wir unsere
Abhängigkeit von sinnlos eskalierendem Energieverbrauch ernsthaft eindämmen können. Denn man kann
die Schuld an so einem Desaster nicht zu 100 Prozent auf die "böse BP? abwälzen. Und Satire allein
ist auch keine Lösung.
Dr. Wilhelm Greiner/LANline