Gigaspaces ist einer jener Startups, die einen völlig neuen Ansatz bei der Anwendungsinfrastruktur verfolgen. Diese neue Infrastrukturgeneration verlässt die Grenzen hierarchischer Middleware und eignet sich deshalb vor allem als Basis für großvolumige, transaktionsorientierte Grid-Lösungen mit serviceorientierter Architektur (SOA).
Grid Computing hat eine neue Leistungsebene erreicht. Mit Speicher- und Servervirtualisierung lassen sich heute höchst unterschiedliche und komplexe Systemlandschaften zu einem einzigen virtuellen System bündeln. Doch die gegenwärtigen Realisierungen mit hierarchisch angeordneter Middleware stoßen an ihre Leistungsgrenzen: "Die Atomisierung einer Anwendung, um sie dann in Ebenen auf verschiedene Units aufzuteilen, verhindert ein variables Skalieren", sagt Nati Shalom, Cheftechnologe von Gigaspaces.
Seiner Ansicht nach haben sich die Voraussetzungen, die zur Entwicklung der gegenwärtigen Middleware geführt haben, völlig geändert, sodass sich heute eine bessere Anwendungsinfrastruktur abzeichnet. Zwei Grundannahmen stimmen seiner Ansicht nach heute nicht mehr: dass das Netzwerk der Flaschenhals sei und dass der Hauptspeicher teuer und unsicher ist.
"Die neuen Breitbandtechniken wie Infiniband haben die Netzleistung inzwischen so weit erhöht, dass sie als unbegrenzt angesehen werden kann, und beim Hauptspeicher gibt es heute leicht skalierbare Größenordnungen, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen sind", sagt er über den neuen Ansatz. Unter Ausnutzung dieser Möglichkeiten ließen sich dann die Funktionen der Middleware in verteilten Hauptspeichern virtualisieren.
Gartner-Analyst Massimo Pezzini bestätigt den Wandel bei den Grid-Anwendungen: "Die ursprüngliche Idee des Grid Computings war es, durch Bündeln vieler Prozessoren eine größeren Leistungseinheit zu erhalten, doch heute geht es beim Grid Computing hauptsächlich um die Aspekte Skalierbarkeit und Verfügbarkeit." Pezzini zufolge hat sich das Grid Computing bereits derart grundlegend gewandelt, dass es mit den Vorläufern nur noch den Namen gemeinsam hat. "Wir erleben heute eine Art Grid 2.0 ", fasst er seine Einschätzung der Situation zusammen und meint sogar, dass herkömmliche Grid-Anwendungen für Grid 2.0 ungeeignet sind: "Wir sehen einen ungeahnten Ansturm bei den neuen Anbietern Grid-basierter Infrastrukturen wie Gigaspaces, Appistry, Paremus, Aumega Networks und Majitek, weil diese Lösungen nicht einzelne Komponenten, sondern eine komplette Infrastruktur virtualisieren. Das spart Kosten und Bearbeitungszeit und erhöht die Sicherheit der Datenintegrität bei den Transaktionen."
Während ein Upgrade bei normalen Middleware-Anwendungen aus vielen Komponenten besteht, muss bei den neuen Grid-Infrastrukturen nur der Hauptspeicher erweitert werden – und das kann überall im Netz geschehen, denn der Speicher aller Systeme wird als ein Gesamtspeicher verwaltet. Größenbegrenzungen gibt es dafür praktisch nicht.
Nach Aussage von Nati Shalom lässt sich gegenwärtig ein Speicherraum von einigen PBytes managen. Das Unternehmen spricht deshalb bei seiner Lösung von einem Daten-Grid, bei dem die Daten in so genannten Grid-Boxen abgelegt sind. Diese Grid-Boxen sind redundant ausgelegt und werden automatisch auf Festplatten gespiegelt, sodass auch alle Sicherheitskriterien erfüllt sind.
Die neue Architektur spart im Wesentlichen die Zeit, die Daten benötigen, um die verschiedenen Ebenen der Middleware zu durchlaufen.
Alle Unternehmen, die auf die neue Infrastruktur gewechselt haben, darunter das US-Heimatschutzministerium, loben nicht nur den Performance-Gewinn, sondern auch den einfachen Umstellungsprozess. Denn die neuen Grid-Infrastrukturanbieter stellen exakt die gleichen APIs zur Verfügung wie die bestehenden Middleware-Anbieter.
Harald Weiss/ wg