Immer mehr Anbieter surfen auf der "grünen Welle"

Grüne IT-Portale sprießen allerorten

8. November 2007, 23:00 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

Das Streben nach einem energieeffizienten, nachhaltigen RZ-Betrieb - in den USA gerne als "Green Data Center" oder "Green IT" gehandelt - trägt Früchte: Vermehrt rücken IT-Unternehmen auf eigens eingerichteten Webportalen ihre grüne Seite ins rechte Licht. Dabei liefern sie den Informationssuchenden aber auch wichtige Hinweise auf Möglichkeiten der Stromersparnis.

Das Stromsparen ist für die Anwender heute der mit Abstand wichtigste, weil Kosten sparendste
Aspekt der Debatte. So erklärten laut einer Umfrage des Speicheranbieters Onstor unter europäischen
CEOs und CIOs 66 Prozent der Befragten, die hohen Energiekosten seien für sie ein Grund, den
Energieverbrauch senken zu wollen, 76 Prozent führten hohe Kühlkosten ins Feld. Andere zentrale
Nachhaltigkeitsaspekte wie die umweltgerechte Produktion und Entsorgung von IT-Geräten ist in
Europa, anders als in den USA, sowieso schon hochgradig gesetzlich geregelt. Manager und
IT-Fachleute, die sich für den "grünen" RZ-Betrieb interessieren, erhalten nun auf folgenden neuen
Websites Informationen:

www.gruene-it.org: Cisco hat kürzlich ein Öko-Themenportal eingerichtet. Es zielt auf die
Bündelung von Informationen dazu, wie sich IT effizienter einsetzen und wie sich mittels IT der
CO2-Ausstoß senken lässt. Der Netzwerkriese hatte schon auf der letzten Cisco Expo in Berlin den
Bundesumweltminister a.D. und ehemaligen UN-Umweltdirektor Prof. Klaus Töpfer als Keynote-Speaker
an Bord, der nachdrücklich für umweltgerechten IT-Einsatz plädierte (siehe LANline 6/2007, Seite
12). Auf dem Cisco-Portal ist neben diversen Studien auch ein LANline-Beitrag zur Debatte zu
finden: www.gruene-it.org/pdf/gruene-it-lan-line.pdf. www.openeco.org: Serveranbieter Sun
Microsystems, der sich schon seit geraumer Zeit der Energieeffizienz von Serversystemen widmet, hat
Ende September mit dem Portal des Onlinenetzwerks Openeco.org eine Site mit ähnlicher Zielsetzung
aufgesetzt. Anders als das Cisco-Portal ist Openeco.org jedoch in Englisch gehalten. Eine
Besonderheit: Sun will auf der Site ein standardisiertes CO2-Ermittlungs-Tool bereitstellen, das
teure, beratungsintensive CO2-Analysen erübrigen soll. Unternehmen können laut Sun mit dem Werkzeug
ihren CO2-Verbrauch untersuchen sowie Ziele und Verfahren zur Reduktion der Treibhausgase
ermitteln.

www.greendataproject.org: Das Data Management Institute (DMI) und Archive Management.org (AMO)
haben eine gemeinsame Website gelauncht, die sich den strategischen Aspekten umweltverträglicher
RZs widmen soll. "Heute gibt es in der Branche zahlreiche grüne Initiativen," so Jon William Toigo,
der Gründer von DMI und AMO, "aber praktisch alle treiben taktische Maßnahmen voran, die den
Einsatz von Hardwaretechniken erfordern, statt strategische Ansätze mit Fokus auf das Archiv- und
Datenmanagement zu liefern."

"Die Hardwareanbieter reagieren in absehbarer Weise, um aus dem populären Trend Green IT Kapital
zu schlagen", so Toigos Vorwurf an die Branche. "Sie nutzen Bedenken bezüglich Verfügbarkeit und
Kosten von Strom sowie das wachsende Ökobewusstsein vieler Unternehmen aus, um mehr Geräte zu
verkaufen. Ihnen stellen sich viele Softwareanbieter zur Seite, die ihre Ware in eine grüne Flagge
einwickeln wollen, während sie aber tatsächlich – angesichts des 300-Prozent-Wachstums bei
Plattenspeicher, den Analysten für die nächsten drei Jahre voraussagen – kaum mehr als taktische
und kurzlebige Aufschübe beitragen." Heute beliebte "grüne" Maßnahmen wie Datenkompression und
Deduplikation sind laut Toigo zwar nicht falsch, aber begrenzt nützlich und rein taktisch. Toigo –
auch er nicht uneigennützig, leitet er doch ein Beratungsunternehmen – will mit dem Green Data
Project eine Zusammenarbeit zwischen Anbietern und Anwendern etablieren, die das Ziel verfolgt,
Best Practices zu entwickeln, um dem grünen RZ langfristig den Weg zu ebnen.


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