HP-Produktoffensive rund um Virtualisierung
Hewlett-Packard (HP) hat eine Fülle neuer Produkte für die Server-, Speicher- und Client-Virtualisierung sowie für die Verwaltung virtualisierter Infrastrukturen vorgestellt. Die Breite der nun präsentierten HP-Lösungen zeigt: Der IT-Konzern will sich von der Konkurrenz dadurch abheben, dass er als Anbieter von Ende-zu-Ende-Lösungen für die Virtualisierung auftritt.
Mit den neuen Managementlösungen liegt HP im Trend: Alle großen Anbieter von IT-Managementlösungen haben sich inzwischen dem Virtualisierungs-Layer gewidmet. So hat BMC, Spezialist für und Marktführer im Business-Service-Management (BSM) jüngst sein Lösungsportfolio für das Virtualisierungsmanagement aktualisiert: Für die Inbetriebnahme gibt es nun Capacity-Management- und Planungsservices. Der Leistungskontrolle virtueller Maschinen (VMs) dienen die Lösungen Performance Management, Application Performance and Analytics sowie Capacity Management. Die Discovery Solution unterstützt das automatische Aufspüren und Aufsetzen von VMs unter Vmware ESX, Solaris 9/10 und IBM AIX LPARs und bindet diese Informationen in die CMDB (Configuration Management Database) Atrium mit ein. Für Sicherheit und Compliance sollen BMCs Bladelogic Virtualisierungsmodul für Server sowie die Bladelogic Operations Management Suite sorgen. So genannte Run-Book-Automation-Lösungen zielen zudem auf möglichst hochgradige Automation der Change-Managementprozesse im Rahmen von VM-Umgebungen.
Auch Remote-Managementspezialist Raritan will mit dem neuen Commandcenter Secure Gateway die RZ-Administration vereinfachen: Version 4.0 der Lösung verwaltet nicht nur die physischen Server inklusive deren Stromversorgung, sondern nun auch die mithilfe von Vmware virtualisierten Umgebungen.
Im Rahmen einer breiten Virtualisierungsoffensive schlägt HP softwareseitig in die gleiche Kerbe: Der Hardware- und Softwareriese hat seine Lösungsfamilie für das BSM in Richtung einer durchgängigen Verwaltung für virtuelle und physische Ressourcen aufgebohrt. Ziel ist es hier, die Verwaltung der IT-Landschaft zu vereinfachen, Ausfallrisiken zu minimieren und die Planung der virtualisierten Infrastruktur zu erleichtern. Die Überwachungslösung HP Operations Manager umfasst nun Performance-Agenten für diverse Virtualisierungsplattformen: neben dem obligatorischen Vmware ESX Server auch für IBM AIX LPARs, Sun Solaris Zones und natürlich HPs hauseigene Integrity VMs (Virtual Machines).
Das Tool Sitescope bietet ein agentenloses Monitoring für Vmwares Hypervisor. Dazu gesellen sich weitere Lösungen aus HPs umfangreichem Portfolio wie der Asset Manager. Er bietet Autodiscovery und Nutzungsmessung für VMs - HP spricht hier von einer "Komplettlösung für den Virtual Asset Lifecycle", will also den gesamten Nutzungszeitraum virtueller Instanzen zentral steuern.
Laut Aussagen von HP sind Informationen über die Virtualisierungsschicht auch für das Application Dependency Mapping vollständig nutzbar. ADM dient dazu, die Korrelation von IT-Infrastruktur und Applikationen abzubilden, um die Abhängigkeiten der Geschäftsprozesse von IT-Komponenten analysieren zu können. Der HP Network Node Manager wiederum deckt - wichtig, aber wenig überraschend - die Verwaltung von VLANs, VPNs und Redundanzmechanismen wie VRRP (Virtual Router Redundancy Protocol) ab.
HPs Unix-Variante HP-UX 11i v3 umfasst nun Integrity VM 4.0. Diese Software unterstützt jetzt acht statt bisher vier CPU-Cores, soll einen deutlich beschleunigten I/O ermöglichen und via CPU Capping auch die dynamische Zuweisung virtueller CPU-Kapazität erlauben. Zudem bietet HP-UX nun Stromspareinstellungen für nicht genutzte CPUs.
Blade für virtuelle Instanzen
Mit dem HP Proliant BL495c bietet HP erstmals ein Blade, das speziell auf Virtualisierungsszenarien ausgelegt ist. Da VMs sehr hohe I/O-Ansprüche stellen, soll es insbesondere hier Engpässe vermeiden.
Der Proliant BL495c nutzt zwei AMD Dual-Core-Chips und lässt sich mit bis zu 128 GByte RAM ausrüsten, außerdem optional mit SSD-Festplatten (Solid-State Disk), die gegenüber herkömmlichen Platten deutlich weniger Strom schlucken (laut HP unter zwei Watt). Zudem bietet er acht Ethernet-Anschlüsse. Eine mit 16 BL495c- Einschüben voll bestücktes Blade-System c7000 soll damit bis zu 512 VMs unterstützen. Der BL495c ist ab Mitte September 2008 zu Preisen ab 2023 Euro zu haben.
Vorkonfiguriertes NAS-Bundle
Viele Unternehmen schrecken vor dem Thema Speichervirtualisierung noch zurück. Für die Speicherbedürfnisse insbesondere kleinerer und mittelständischer Unternehmen bietet HP mit dem Storageworks EVA 4400 Scalable NAS deshalb nun ein vorkonfiguriertes Bundle, bestehend aus drei Servern im Cluster mit Clustered File System, vorinstallierter Managementsoftware und einem Einstiegsspeichervolumen von 4,8 TByte, erweiterbar auf bis zu 89 TByte. Mit der Polyserve Software für Microsoft SQL Server will HP eine Alternative zur Konsolidierung von SQL Servern liefern (da Microsoft SQL Server auf Vmware-Basis nicht unterstützt). Ein dynamisches Re-Hosting soll dabei das Management erleichtern.
Außerdem widmet HP nun dem Thema Client-Virtualisierung - auch Virtual Desktop Infrastructure (VDI) genannt - verstärkte Aufmerksamkeit. "Client-Virtualisierung ist gerade ein brandheißes Thema", erklärte Klaus Rumsauer, Director Enterprise Server and Storage bei HP. HPs Ziel ist es, ganzheitliche Lösungen für die Desktop-Virtualisierung zu liefern, während die meisten Anbieter am Markt sich entweder auf die Serverseite (Citrix, Vmware, Microsoft) oder auf die Client-Seite (Thin-Client-Anbieter wie Wyse oder Igel) konzentrieren.
Nachdem der Konzern im Sommer letzten Jahres den Thin-Client-(TC-)Spezialisten Neoware geschluckt hatte, stellte er nun eine Reihe von Neuerungen vor, die teils auf der mit Neoware übernommenen Technik beruhen. Zunächst präsentierte der Anbieter diverse neue TCs: das Einstiegsgerät t5145 mit dem Betriebssystem HP Thinconnect, das Mainstream-Produkt t5540 mit Windows CE, den t5545 mit dem neuen Betriebssystem HP Thinpro - einer Weiterentwicklung des von Neoware angestoßenen Projekts eines genau auf TC-Anforderungen abgestimmten Linux-Derivats - und den leistungsstärkeren t5630 auf Windows-XPe-Basis. Sie ergänzen HPs Portfolio von stationären (t5730, t5735) und mobilen (6720t) Geräten auf Debian- oder XPe-Basis. Mit den neuen Modellen hat HP damit einen beachtlichen Zoo an unterschiedlichen Betriebssystemen im Sortiment: Thinconnect, Thinpro, Debian, Windows CE sowie Windows XPe.
Alle neuen TCs kommen in einem aufgefrischten, modernen Design, bieten Dual-Monitor-Support (VGA und DVI), unterstützen die gängigen Desktop-Broker für virtualisierte Desktops - also Citrix Xendesktop 2.0 und Vmware VDM - und sind über eine Auswahl unterschiedlicher Tools verwaltbar: via HP Device Manager (das ehemalige Neoware-Verwaltungswerkzeug), Altiris Deployment Solution, HP Thinstate sowie HP Client Automation. Außerdem ist HPs Remote Graphics Software (RGS) - eine ursprünglich für den Fernzugriff auf Workstations entwickelte Grafikbeschleunigungslösung - nun auch für VDI- und Blade-PC-Szenarien nutzbar.
Für hohe Ansprüche an Rechenleistung und Grafikdarstellung des Clients bietet HP spezielle Blade-PCs und Blade-Workstations. Der Zugriff läuft hier über eine 1:1-Zuordnung von virtuellem Client und zentral gehosteter Hardware. Die HP Proliant xw460c Blade Workstation gibt es nun mit einem Graphics Expansion Blade, die Blade-PCs sind optional mit Unterstützung für Citrix Xendesktop erhältlich.
Außerdem bietet HP nun zusätzliche Schulungen und projektbezogene Services für die Einführung der Client-Virtualisierung mit Citrix Xendesktop - eine sehr nützliche Erweiterung des Serviceportfolios, da die Unternehmen bislang kaum Erfahrung mit VDI-Infrastrukturen haben.
Um den Bedarf an solchen Virtualisierungslösungen zu dokumentieren, verwies der Anbieter auf eine im Sommer 2008 von Coleman Parkes im HP-Auftrag durchgeführte Studie unter 500 europäischen IT-Entscheidern, darunter allerdings nur 38 in Deutschland. Laut dieser Studie haben die europäischen Unternehmen den strategischen Wert von Virtualisierung bereits erkannt, allerdings besteht eine Lücke zwischen Anspruch und tatsächlicher Umsetzung: 87 Prozent der Befragten sehen in Virtualisierung einen strategischen Ansatz statt einer reinen taktischen Maßnahme. Allerdings geben nur 18 Prozent an, eine Virtualisierungsstrategie definiert und implementiert zu haben. Insbesondere deutsche Unternehmen konzentrieren sich stark auf die Servervirtualisierung (81 Prozent, Durchschnittswert der Studie: 73 Prozent). Storage- und Client-Virtualisierung hingegen stehen mit je 12 Prozent nur bei relativ wenigen Befragten auf der Agenda. Zu den größten genannten Problemen auf dem Weg zur virtualisierten Infrastruktur zählen laut der Studie die Komplexität bei der Planung virtualisierter Infrastrukturen, die hohen erforderlichen Investitionen sowie Probleme beim Gewinn der Zustimmung durch das Management.