Im Gespräch mit CRN erklärt Christian Winterfeldt, Director Sales Modern Datacenter bei Dell EMC Deutschland, wie das Datenwachstum und die Cloud zum Aufschwung im Storage-Markt beitragen und wie NVMe und 3D Xpoint die Speicherlandschaften verändern werden.
CRN: Herr Winterfeldt, seit gut einem Jahr wächst der Storage-Markt wieder sehr stark. Allein an den schnell wachsenden Datenmengen in Unternehmen kann es nicht liegen – die legen schon seit Jahren zu, doch lange stagnierte der Markt oder hatte nur geringe Zuwächse zu verzeichnen. Was treibt den Markt Ihrer Einschätzung nach derzeit an?
Christian Winterfeldt: Ich sehe mehrere Gründe für das Wachstum im Storage-Markt. Ein Grund ist tatsächlich das Datenwachstum der traditionellen Unternehmensanwendungen. Die Strategie vieler Kunden, diese Daten und Anwendungen in Public Clouds zu verlagern, wurde korrigiert beziehungsweise justiert. Vor dem Hintergrund dieser Strategie wurden auch einige Investitionen zurückgehalten. Wir sehen jedoch nun eine konsequente Umsetzung von Hybrid- und Muti-Cloud-Konzepten. Diese erfordern auch eine zielstrebige Modernisierung des Rechenzentrums. Damit wird auch verstärkt in Storage-Lösungen investiert, die solche Konzepte unterstützen. Ein weiterer Grund für das Wachstum des Storage-Marktes ist die zunehmende Digitalisierung von analogen Geschäftsmodellen sowie neue Technologien und Prozesse in verschiedensten Branchen. Beispiele hierfür sind: Autonomes Fahren, IoT-Lösungen, Robotik, künstliche Intelligenz. In diesen Bereichen sehen wir das größte Wachstum im Speicher-Markt.
CRN: Handelt es sich nur um einen temporären Effekt, der womöglich endet, wenn die meisten alten Systeme durch neue ersetzt sind?
Winterfeldt: Das Datenwachstum hört mit Sicherheit nicht auf. Der digitale Wandel führt in fast jedem Unternehmen zu neuen digitalen Geschäftsmodellen. Analoge Angebote werden digital ergänzt. Die Menge an digitalen Transaktionen in klassischen sowie auch in neuen Workloads wird sich drastisch erhöhen. Dadurch werden mehr Daten gespeichert.
CRN: All-Flash ist das große Hype-Thema, doch es werden auch große Mengen hybrider Systeme verkauft. Selbst reine Disk-Arrays finden noch Käufer – auch wenn der Absatz stetig sinkt. In welchen Bereichen sollte man Ihrer Erfahrung nach besser auf hybride Arrays setzen als auf All-Flash?
Winterfeldt: Wir haben weiterhin eine große Nachfrage nach Hybrid-Systemen, besonders wenn »kalte« und »heiße« Workloads in einem System untergebracht werden sollen. Dennoch ist All-Flash aus meiner Sicht das große Hype-Thema, denn wir haben inzwischen den Break-Even-Punkt überschritten, ab dem All-Flash-Systeme in der Gesamtkostenbetrachtung wirtschaftlicher sind als Hybrid-Systeme. Technologien wie Inline-Datenreduktion unterstützen dabei die Wirtschaftlichkeit. In fast allen Produktionsumgebungen werden heute All-Flash Lösungen eingesetzt.
CRN: Und sehen Sie Anwendungsszenarien, in denen man noch zu Disk greifen kann? Die Technik entwickelt sich ja auch in diesem Bereich weiter, sodass die Kapazitäten steigen und die Preise sinken…
Winterfeldt: Dort wo Datenreduktion wie Kompression und Deduplizierung in Produktivsystemen aufgrund verschiedener Faktoren – etwa Encryption – nicht den gewünschten Erfolg bringt und / oder die Performance-Anforderungen nicht so hoch sind, werden heute hybride Systeme eingesetzt. Für Anwendungsbereiche wie Datensicherung oder Speicherung von großen Datenmengen, auf die selten zugegriffen werden muss und bei denen die Anforderungen an die Latenz viel geringer sind, kommen auch weiterhin Hybride- oder sogar reine HHD-Systeme zum Einsatz.