True Image von Acronis dient der Erstellung von Images für Festplatten und Partitionen sowie - neu in der aktuellen Desktop-Version 9.0 - auch dem Backup von Dateien. Das Werkzeug, das wir einem ersten Praxistest unterzogen haben, weist außerdem einige weitere interessante Neuerungen auf.
Das Imaging von Festplatten ist der schnellste Weg, um Inhalte zu sichern und zurückzuspielen.
Es eignet sich für gesamte Platten ebenso wie für deren Subsets, die Partitionen. Die Inhalte
spielen jedoch für das Imaging keine Rolle. Ob Benutzerdateien, Betriebssysteme oder Datenbanken:
für das Imaging sind sie alle nur ein Bit-Strom in den Sektoren der Platten. Dies ist der Grund für
die flotten Übertragungsvorgänge bei der Sicherung und Wiederherstellung. Daneben stehen die
dateiorientierten Sicherungsabläufe, die immer das Dateisystem einbeziehen und die Granularität der
Dateien berücksichtigen. Acronis hat nun mit Version 9.0 seines Tools "True Image Desktop" – die
ursprüngliche Funktionalität trägt das Produkt im Namen – sein Werkzeug just um jene Komponente
erweitert, die auch ein Datei-Backup ermöglicht.
Wir haben die aktuelle Version in drei Multi-Boot-Szenarien mit Windows 98, Windows NT, Windows
2000 und Suse Linux 9.2 getestet. Die verwendeten Rechner reichten vom alten Pentium-166-PC bis zur
Maschine mit AMD-3700+-CPU; die Festplatten fassten 160 MByte bis drei GByte.
Als Systemvoraussetzungen für die Desktop-Variante gibt der Hersteller an, alle Betriebssysteme
ab Windows 98 zu unterstützen; ausgenommen sind dabei die Servervarianten (siehe Kasten). Das
verwendete Gerät sollte mindestens einen Pentium 133 MHz und 64 MByte RAM sowie 70 MByte freien
Plattenplatz aufweisen. Bei den Angaben handelt es sich aber um eher theoretische Werte, denn
Geräte mit derart schwacher Ausstattung bieten kaum das Potenzial, um weitere Sicherungsdaten
aufzunehmen.
Geliefert wird das Tool entweder als CD mit einem 60-seitigen Booklet oder als reine
Download-Variante mit dem Handbuch als PDF-Datei. Der versierte Benutzer, der mit den Konzepten von
Imaging-Tools sowie dem Aufbau von Festplatten und Dateisystemen vertraut ist, wird das Handbuch
ohnehin kaum benötigen. Sollte dies doch der Fall sein, dann dürften die im Handbuch getroffenen
Aussagen nicht detailliert genug ausfallen und mitunter Fragen offen lassen, die man besser mit dem
Support klärt.
Die Installation der MSI-Datei ist schnell vorgenommen und sogar von einem Video-Clip begleitet.
Das Setup klinkt das Programm wie gewohnt in das Startmenü des Betriebssystems ein. Daneben besteht
die Möglichkeit, im Fehlerfall direkt von der CD des Herstellers zu booten und eine Reparatur
anzustoßen. Hat der Anwender die Software aus dem Web geladen, so kann er sich nach der
Installation selbst eine CD oder einen Satz von acht Disketten erzeugen.
True Image Desktop präsentiert sich mit zentralen Funktionen zum Sichern und Wiederherstellen
von Dateien, Dateigruppen und Verzeichnissen sowie Partitionen und Festplatten. In der Darstellung
heißen diese zusammengefassten Sicherungsblöcke "Abbilder". Eine Abbildarchivdatei kann eine
komplette Kopie der Festplatte und Partitionen inklusive aller Daten, des Betriebssystems und der
Programme umfassen. In den Programmgruppen finden sich Funktionen zum Erstellen, Prüfen und
Wiederherstellen von Abbildern sowie zum Klonen und Hinzufügen vollständiger Festplatten. Hierbei
ist anzumerken, dass das Klonen zwar eine identische Kopie der Daten inklusive Betriebssystem
erzeugt, die neue Platte jedoch durchaus ein abweichendes Fassungsvermögen aufweisen darf. True
Image unterstützt die Plattenmigration in verschiedenen Modi: automatisch, proportional und im
gleichen Verhältnis wie bei der bestehenden Platte oder als vollständig individuelle Einrichtung
der neuen Festplatte.
Neu in der vorliegenden Version ist die Möglichkeit, Daten und Dateigruppen zu sichern oder
wiederherzustellen. Dadurch erweitert True Image sein Einsatzfeld vom reinen Imaging-Tool in
Richtung eines dateibasierten Backup-Werkzeugs. Es unterstützt dabei neben dem vollen auch ein
inkrementelles und differenzielles Backup. Diverse Optionen erlauben den Ausschluss von
Systemdateien oder bestimmten Dateien mit einstellbaren Erweiterungen.
Assistenten unterstützen sämtliche Vorgänge: Sie sammeln in mehreren Einzelschritten alle
benötigten Parameter über die anstehende Aktion ein und führen sie in einem als "Task" bezeichneten
Ablauf durch. Bezüglich des Zeitpunkts der Ausführung sind die Tasks flexibel: Sie können
periodisch zu bestimmbaren Tagen, Wochen, Monaten etc. und ferner bei der An- oder Abmeldung sowie
bei Start oder Ausschalten des Computers ablaufen. Ein Task-Planer unterstützt die Koordination. Er
ermöglicht auch die zusätzliche Ausführung weiterer Kommandos vor oder nach der Sicherung.
Angenehm ist, dass das Tool Schätzungen über die Dauer der bevorstehenden Maßnahmen abgibt, zum
Beispiel bei der Erzeugung einer Sicherungskopie mit Datenkompression. Die Kompression selbst lässt
sich – wie viele weitere Aktionen – in unterschiedlichen Varianten durchführen. So bietet das Tool
vier Kompressionsstufen und eine Priorisierung des Sicherungsprozesses. Zudem kann der Anwender die
gesicherten Dateien mit einem Passwortschutz versehen. Damit auch Medien mit kleineren Kapazitäten
für Backups zum Einsatz kommen können, ist die Image-Datei in kleine Abschnitte teilbar. Die
Sicherung der Daten und des Betriebssystems erfolgt online und eignet sich damit auch für ein
laufendes System.
Die Sicherungsdaten sind auf einem beliebigen lokalen oder über das Netz verfügbaren Laufwerk
sowie wahlweise auf CDs zu speichern. Ferner offeriert True Image einen als "Secure Zone"
bezeichneten Ablageplatz. Dabei handelt es sich genaugenommen um eine von True Image verwaltete
FAT-32-Partition. Da diese nicht als Windows-Partition markiert ist, erhalten die
Windows-Dateioperationen keinen Zugriff darauf. Der Hersteller spricht von einem "erweiterten
Schutz" der Daten; dies ist nicht falsch, wenngleich zu beachten ist, dass das Ändern und Löschen
der Partition mit geeigneten Werkzeugen natürlich möglich ist. Auch bei Hardwaredefekten der Platte
ist die Secure Zone machtlos. Der Einsatzzweck ist darin zu sehen, einen von regulären
Windows-Abläufen geschützten Bereich zu liefern, aus dem sich das System im Fehlerfall schnell
wiederherstellen lässt ("Bare Metal Restore"). In Verbindung mit dem Recovery Boot Manager kann ein
Rechner auch aus der Se- cure Zone booten. Dies überschreibt allerdings den Master Boot Record
(MBR) der Festplatte.
Eine weitere Neuerung stellt in dem Zusammenhang das "Snap Restore" dar. Diese Funktion
ermöglicht die Arbeit mit einem PC bereits dann, wenn die Rücksicherung noch nicht vollständig
abgelaufen ist. Ausgefeilte Mechanismen sichern dabei die zuerst benötigten Dateien auch als erstes
zurück.
Um die Situation bei fehlerhaften Systemen nicht durch eine ebenso fehlerhafte Sicherung zu
verschlimmern, kann der Anwender das Werkzeug anweisen, das Archiv vor der Wiederherstellung zu
überprüfen. Nach dem Restore lässt sich ferner das Dateisystem auf Konsistenzfehler testen.
Hilfreich ist sicher auch die Möglichkeit, ein Abbild zu durchsuchen. Hierbei erscheint die
Backup-Datei als Laufwerk und steht mit ihrem ursprünglichen Dateibaum für eine Suche zur
Verfügung.
Die Arbeit mit Acronis True Image Desktop verlief ohne Fehler und besondere Ereignisse. Das
Werkzeug ist angenehm und flott zu bedienen. Es ist hilfreich bei der Verwaltung von Partitionen
und Festplatten; ferner ist es nun auch zum Sichern von Dateigruppen insbesondere im LAN
einsetzbar. Es geht aber nicht so weit wie spezielle Werkzeuge in diesem Segment. Solche Tools
können Änderungen an Dateien automatisch verfolgen und diese komprimiert sowie bandbreitenoptimiert
über beliebige Verbindungen übertragen. True Image Desktop verhält sich wie vom Hersteller
angegeben, wenngleich die Beschreibung etwas detaillierter ausfallen könnte. Durch die
Zeitsteuerung in Verbindung mit dateibasierten Backups lässt sich das Tool sogar zur Sicherung der
täglich anfallenden Daten heranziehen. Der Preis liegt bei 49,95 Euro pro Client.
Info: Acronis Tel.: 08031/94147-0 Web: www.acronis.de