Unter dem Markennamen H3C hat Netzwerk-Urgestein 3Com sein Portfolio seit 2004 runderneuert. H3C ist aus dem 2004 gegründeten Joint Venture mit Huawei hervorgegangen, das 3Com 2007 komplett übernommen hat. Da 3Com nun auch wieder Enterprise-Core-Equipment im Angebot führt, sieht Präsident und COO (Chief Operating Officer) Ron Sege das Unternehmen gut aufgestellt.
Laut den Zahlen der Dell’Oro Group zum ersten Quartal 2009 ist 3Com bei den Gigabit-Ethernet-Switches nach Cisco und HP Procurve die Nummer 3 im Weltmarkt. Bei den Lowend-Geräten - den "Smart"- oder "Web-Managed"-Switches - ist 3Com/H3C nach verkauften Ports gerechnet sogar Marktführer vor Netgear, HP Procurve, D-Link und dem Cisco-Ableger Linksys. Mit einer neuen Gerätegeneration, die nun auch auf Highend-Enterprise-Netze ausgelegt ist, macht sich 3Com nun erneut auf, Cisco die Pole Position streitig zu machen.
Letzten Monat hat 3Com die globale Vermarktungsstrategie für das H3C-Portfolio vorgestellt, die nun eben auch wieder verstärkt Großkonzerne ins Auge fasst. Laut Sege hat 3Com massiv in eine "Direct-Touch"-Strategie für große Unternehmen investiert und damit auch in Europa bereits erste Erfolge erzielt, die er aber noch nicht nennen wollte. Die Erfolge zeigen aber laut Sege, "dass unser End-to-End-Portfolio auch im Westen verkaufbar ist" - und nicht nur im Huawei-Heimatmarkt China, wo H3C laut Sege rund 35 Prozent Marktanteil hält und somit dort vor Cisco die Marktführerrolle innehat. "Die Rezession setzt in den Unternehmen die Budgets unter Druck", so Sege. "Das bietet uns gute Voraussetzungen, um Marktanteile zu gewinnen." Auch in Deutschland befinde man sich deshalb in Diskussionen "mit unseren größten Accounts".
Auf technischer Seite sieht Sege 3Com auf dreierlei Weise gegenüber der Konkurrenz im Vorteil. Da seien erstens die niedrigeren Anschaffungskosten, denn, so Sege: "Es besteht für uns keine Notwendigkeit für aufwändige Rückwärtskompatibilität, da das gesamte H3C-Portfolio aus neuen Plattformen besteht, die von Grund auf neu entwickelt wurden." Günstig wirke sich auf den Preis auch aus, dass H3C ausschließlich auf Standard-Silizium von Marvell und Broadcom setze statt auf individuell angefertigte ASICs. "So können wir das R&D ganz auf die Software und das Management konzentrieren", kommentiert Sege. Als zweiten Vorteil sieht er das im Mai in Form der Management-Lösung IMC (Intelligent Management Center) zusammen mit der H3C-Datacenter-Convergence-Switching-Plattform S12500 vorgestellt. Sege betont, mit der via APIs offenen Verwaltungsplattform erhalte der Administrator den Überblick über seine Ressourcen, Anwender und Applikationen, statt lediglich Daten auf Geräteebene zu sehen.
Als dritte Säule setzt 3Com auf seinen Geschäftsbereich Tipping Point, den 3Com noch kürzlich als Spin-off abstoßen wollte, jetzt jedoch laut Sege als Business Unit beibehalten wird. Tipping Point gilt als führend im IPS-Markt (Intrusion Prevention Systems). Diese IPS-Funktionalität will 3Com künftig in Richtung Multi-Layer-Sicherheit ("Defense in Depth") ausbauen.
Im Rahmen von 3Coms "Open Systems Networking"-Ansatzes ist es laut Sege heute schon möglich, virtualisierte Infrastrukturen in die Netzwerkverwaltung einzubinden, wie dies einige große Anbieter, darunter Cisco, kürzlich vorgestellt haben.
Sege sieht hier noch enorme Notwendigkeit einer weit reichenden Automation. Er vergleicht die IT dazu mit der Automobilindustrie: "Die IT befindet sich immer noch in der Phase der Batch-Verarbeitung. Dieser Ansatz wird nun durch die Virtualisierung und steigende Anforderungen der Anwender an seine Belastungsgrenze geführt. Die IT muss sich von der Batch-Verarbeitung zur industriellen Produktion weiterentwickeln." Doch er musste eingestehen, dass auch bei 3Com noch Automations- und Integrationsschritte anstehen. So erfolgt die Verwaltung der Tipping-Point-Geräte nach wie vor über eine separate Oberfläche. "Hier ist es unser Ziel, eine einheitliche Ansicht für den Administrator zu schaffen", so Sege. Zur derzeit heiß diskutierten Integration von LAN und SAN äußert sich Sege zurückhaltend: "Die Probleme im Data Center sind in aller Regel Management-Probleme, keine Probleme des Netzwerkprotokolls."
Sege sieht einen sehr großen Markt für H3C-Equipment: "Die Unternehmen werden es künftig generell vermeiden wollen, Netzwerkprodukte von nur einem Anbieter zu beziehen, und stattdessen auf eine Zwei-Anbieter-Strategie setzen."