Mit dem Blade-System Primergy BX400 zielt Fujitsu auf den Markt der kleineren bis mittleren Unternehmen. Als Datacenter in a Box bietet es zahlreiche Konfigurationsmöglichkeiten, die die meisten Anforderungen erfüllen dürften. Im Test gefiel die Lösung durch einfache Inbetriebnahme und übersichtliche Verwaltungs-Tools.
Das Blade-System BX400 von Fujitsu ist der kleine Bruder der BX900-Lösung. Es ist als Rack-Version oder als Tower mit Rollen erhältlich, wodurch es sich auch in Büroumgebungen bequem einsetzen lässt. Das BX400-Chassis misst sechs Höheneinheiten und bietet Platz für bis zu acht Server-Blades. In der Tower-Ausführung ist das Chassis hochkant gestellt. Die BX900-Version kann mit zehn Höheneinheiten maximal 18 Server-Einschübe aufnehmen und benötigt im Gegensatz zur BX400 eine 380-Volt-Stromversorgung.
Modulare Systemarchitektur
Die Blade-Architektur bietet den Vorteil, dass sich die verschiedenen Module flexibel miteinander kombinieren lassen. Zur Wahl stehen mehrere Server-Blade-Versionen, die sowohl in der BX400 als auch in der BX900 laufen können. Das Testsystem war mit zwei Einschüben vom Typ BX920 S2 bestückt, die über eine Xeon-Quad-Core CPU E5620 und 24 GByte RAM verfügten. Das Blade war mit zwei als RAID-1 konfigurierten 146-GByte-SAS-Festplatten und vier Gigabit-Ethernet-Onboard-NICs ausgestattet. Alternativ ist es auch mit SATA- oder SSD-Laufwerken lieferbar. Mit der optional erhältlichen zweiten CPU lassen sich bis zu neun DIMM-Riegel einbauen, wodurch 144 GByte RAM möglich sind. Die Modelle BX922 mit bis zu zwölf DIMM-Steckplätzen und BX924 mit maximal 18 DIMM-Modulen für bis zu 288 GByte RAM und zwei Onboard-10-Gigabit-Ethernet-Ports runden die Leistungspalette nach oben ab.
Die Netzwerkanbindung der BX-Server-Blades ist über zwei PCI-Express-2.0-Mezzanine-Steckplätze erweiterbar. Erhältlich sind diese Karten wahlweise mit vier Gigabit-Ethernet-Ports, zwei 10-Gigabit-Ethernet-Ports, zwei 8-GBit/s-FC-Ports oder zwei 40-GBit/s-Infiniband-Ports. Damit sind pro Blade zum Beispiel bis zu zwölf Gigabit-Ethernet-Verbindungen möglich.
Auf der Gehäuserückseite sind standardmäßig zwei redundante Management-Blades und zwei Netzteile verbaut. Im Vollausbau ist das Chassis mit vier Netzteilen bestückt. Für die so genannten Connection Blades stehen insgesamt vier Einschübe zur Verfügung. Die Kommunikation der Onboard-Ports und der Mezzanine-Karten der Server-Blades mit den Connection Blades erfolgt über die drei IO-Fabrics in der BX400-Midplane.
Das Testsystem war mit einem LAN-Switch-Blade mit sechs Gigabit-Ethernet-Ports ausgerüstet, über das die Server mit der Außenwelt kommunizierten. Intern bietet der LAN-Switch zu den Blade-Servern 18 Gigabit-Ethernet-Verbindungen. Das Gigabit-Ethernet-LAN-Switch-Modul ist auch mit zwölf externen und 36 internen Ports lieferbar. Das Modell 36/8+2 verfügt extern über acht Gigabit-Ports und zwei Ports mit 10-GBit/s-Ethernet. Des Weiteren gibt es eine Variante mit acht 10-Gigabit-Ethernet-Ports und 18 internen 10-GBit/s-Verbindungen zur Midplane. Zudem ist ein Pass-Through-Modul mit 18 externen und 18 internen Ports erhältlich, das den LAN-Traffic der Server-Blades mit 1 oder 10 GBit/s weiterleitet. In Verbindung mit einem FC-over-Ethernet Switch können die Blade-Server über ihre Ethernet-Anschlüsse direkt in ein FC-SAN integriert werden.
Zur SAN-Anbindung per Fibre-Channel dient das FC-Switch-Modul. Es bietet acht externe 8-Gbit/s-Ports, die den SAN-Verkehr von bis zu 18 internen FC-Ports weiter leiten. Auch für FC ist ein Pass-Through-Modul mit 18 internen und 18 externen Ports erhältlich. Das 40-GBit/s-Infiniband-Modul verfügt ebenfalls über 18 externe und 18 interne Ports. Für die Verbindung der Server-Blades mit dem neuen SAS-Storage-Modul SX980 bietet Fujitsu zudem einen SAS-Switch mit sechs externen und 18 internen 6-GBit/s-Ports an.
Um den Blade-Servern zusätzliche Speicherkapazitäten bereit zu stellen, bietet Fujitsu mehrere Storage-Einschübe mit einfacher und doppelter Bauhöhe an. Das schlanke SX940-Blade nimmt bis zu vier 2,5-Zoll-SAS-Platten auf. Die Disks kann der Administrator entweder einem benachbarten Blade-Server fest zuordnen, oder je zwei Disks an die zwei Server in den Nachbar-Slots zuweisen.
Die doppelte Bauhöhe weist das SX960-Modul auf. Es bietet Platz für bis zu zehn SAS- oder SATA-Festplatten oder -SSD-Laufwerke im 2,5-Zoll-Format. Über die Midplane ist das Storage-Modul per PCI-Express-Anschluss fest mit dem benachbarten Server-Blade verdrahtet. Damit sich der Speicherplatz auch von anderen Servern nutzen lässt, muss er entweder als Freigabe oder als iSCSI-Target über das Netzwerk bereit gestellt sein. Eine weitere Möglichkeit, das SX960-Storage-Modul für alle Server nutzbar zu machen, bietet die VSX-Lösung für Virtual Storage von Fujitsu. Die Appliance basiert auf Data Ontap-V von Netapp und läuft als virtueller Server auf einem VMware ESX-Host. VSX stellt die Speicherkapazitäten des Storage-Moduls allen Blade-Servern eines BX400-Chassis zur Verfügung.
Vor Kurzem hat Fujitsu zudem mit dem SX980 ein SAS-Storage-Modul vorgestellt, das sich von allen Blade-Servern nutzen lässt. Es nimmt ebenfalls bis zu zehn SAS-Platten auf. Die Kommunikation der Server mit diesem Modul erfolgt über eine interne SAS-Mezzanine-Karte, die mit einem oder zwei SAS-Connection-Blades verbunden ist. Für Backup-Lösungen ist das SX910-Blade konzipiert, das mit einem LTO-Laufwerk der Generation 3, 4 oder 5 ausgestattet ist. Es verfügt über einen integrierten SAS-Controller und wird dem Server im danebenliegenden Slot fest zugeordnet.
Einfache Inbetriebnahme
Bei der Erstkonfiguration des BX400-Chassis unterstützt ein Setup-Assistent den Systemverwalter. Der Wizard wird über das Frontpanel auf der Gehäuseoberseite bedient. Sobald die Stromversorgung hergestellt ist, lässt sich das Chassis über den Start-Button hochfahren. Im Frontpanel, das durch eine PIN-Eingabe vor unbefugten Zugriffen geschützt ist, erscheint automatisch der grafische Setup-Assistent. Über Pfeiltasten und eine Eingabetaste nimmt der Administrator die Grundeinstellungen vor. Mithilfe eines Hardware-Checks kann er überprüfen, ob die im BX400-Chassis verbauten Komponenten korrekt konfiguriert sind.
Wenn ein DHCP-Server im Netzwerk vorhanden ist, holt sich das primäre Management-Blade automatisch eine IP-Adresse. Wir stellten über den Wizard eine feste IP-Adresse ein und gaben für die Namensauflösung den DNS-Server des Testnetzes an. Sobald die IP-Adresse zugewiesen wurde, lassen sich die weiteren Konfigurationsschritte über die Browser-basierenden Serverview-Management-Tools durchführen. Die zwei redundanten Management-Blades teilen sich dieselbe IP-Adresse. Sollte das Master-Blade ausfallen, übernimmt automatisch das Slave-Modul dessen IP-Adresse und agiert ab diesem Zeitpunkt als Master.
Für die weitere Konfiguration des BX400-Systems meldeten wir uns über einen Webbrowser am Management-Blade an. Über die GUI kann der Administrator sowohl das Chassis als auch die Server-Blades und die Connection-Blades herunterfahren und neu starten. Der Zugriff auf das Management-Blade ist auch dann möglich, wenn das Chassis ausgeschaltet ist. Alle Komponenten verfügen für die Verwaltung über eine eigene grafische Oberfläche. Die jeweilige GUI lässt sich vom Management-Blade aus öffnen. Um auch direkt auf die Blades zugreifen zu können, wiesen wir den beiden Server-Blades und dem Switch-Blade jeweils eine eigene IP-Adresse zu.
Das BX400-System lässt sich stromsparoptimiert oder leistungsoptimiert einstellen und steuert sich automatisch abhängig von der jeweiligen Last. Ein Low-Noise-Modus für Büroumgebungen ist ebenfalls verfügbar. Sobald der Administrator alle Komponenten des BX400-Chassis konfiguriert hat, kann er die vorgenommenen Einstellungen auf einem USB-Medium speichern. Sollte die Konfiguration aufgrund eines Defekts oder einer Fehlbedienung verloren gehen, lässt sie sich mithilfe der Sicherungsdatei per USB schnell wieder einlesen.
Assistent für die OS-Installation
Um Software zu installieren, verfügt das BX400-Chassis über ein DVD-Laufwerk, das der Administrator einem oder mehreren Blade-Servern gleichzeitig zuordnen kann. Die Server lassen sich auch direkt vom SAN oder von einem Storage-Blade aus booten. Für den LANline-Test verbanden wir eine ISO-Datei mit dem Serverview Installation Manager über die Remote-Konsole mit dem ersten Blade-Server. Dann starteten wir den Server neu und wählten beim Bootvorgang F12 für die Betriebssysteminstallation. Die Serverview-Setup-Routine startet eine Windows-PE-Umgebung und lädt die benötigten Treiber sowie zusätzliche Komponenten wie den Serverview-Agenten. Sobald dieser Ladevorgang abgeschlossen ist, verlangt der Assistent nach dem Medium für die Betriebsssysteminstallation. Für das erste Blade wählten wir einen Windows-2008-Server. Während des Installationsvorgangs muss der Administrator noch einmal die Serverview-ISO-Datei anbinden. Serverview legt während der Installation eine Konfigurationsdatei im XML-Format an, die sich für weitere Server-Installationen verwenden lässt. Fujitsu bietet auch Werkzeuge für ein zentralisiertes Server-Deployment wie zum Beispiel den Remote Image Server an, die allerdings kostenpflichtig sind.
Beim Setup wurde die vorhandene RAID-1-Konfiguration zunächst nicht übernommen. Nachdem wir das RAID-1 über das LSI-Controller-Menü neu angelegt und den Serverview-Manager noch einmal gestartet hatten, lief die OS-Installation automatisch weiter. Als der Server fertig installiert war, wollten wir uns per RDP verbinden. Dies klappte zunächst nicht, weil das Switch-Blade noch nicht vollständig konfiguriert war. Wir stellten den Switch auf den so genannten Intelligent Blade Panel Mode (IBP) um, der zusätzliche Funktionen wie Uplink-Sets, Port-Gruppierungen und VLAN-Support bietet. Anschließend war auch der RDP-Zugriff über das Netz möglich. Danach installierten wir auf dem zweiten Blade-Server ebenfalls ein Windows-2008-System.
Für größere Umgebungen bietet Fujitsu den so genannten Virtual I/O Manager an. Mit diesem Tool lassen sich sowohl die MAC-Adressen von Ethernet-Adaptern als auch die WWNs von SAN-Karten hardwareunabhängig verwalten. Die Software virtualisiert diese Adressen, sodass sich die darunter liegende Hardware austauschen lässt, ohne dass sich die vom Chassis nach außen gereichten Adressen ändern. Das Tool speichert zudem die IO-Parameter und die Netzwerkpfade in einem Profil, das sich beliebigen Server-Blades zuweisen lässt.
Für die Überwachung und Verwaltung der Blade-Server liefert Fujitsu die Management-Software Serverview mit. Wir installierten das Tool auf einem Windows-2003-Server. Beim ersten Start fügt der Administrator in der Konsole die vorhandenen BX400-Systeme hinzu. Dadurch liest die Software automatisch alle Blade-Server ein. Anschließend kann der Administrator über Serverview den Status der Blade-Server überwachen und auch Aktionen wie Ein- und Ausschalten durchführen oder DVD-Laufwerke zuordnen. Über die Serverview-Oberfläche sind zudem Remote-Zugriffe auf die Server-Konsole und Server-Installationen möglich. Um von Serverview aus auf den RAID-Manager eines Blade-Servers zugreifen zu können, muss ein zusätzliches Tool installiert sein. Nachdemes eingerichtet war, funktionierte auch dieser Zugriff.
Fujitsu bietet mit dem Resource Coordinator zudem ein übergreifendes Werkzeug für eine zentrale Verwaltung von physischen und virtuellen Servern an. Die kostenpflichtige Software erlaubt den Zugriff auf alle Serverview-Einzel-Tools über eine einheitliche Oberfläche. Eine Integration mit Verwaltungswerkzeugen wie dem Systems Insight Manager von HP ist ebenfalls möglich. Die BX400-Lösung unterstützt eine rollenbasierende Benutzerverwaltung, die per LDAP zum Beispiel das Active Directory von Microsoft nutzen kann. Damit ist es möglich, die Rechte beispielsweise so einzuschränken, dass ein Benutzer nur auf bestimmte Server-Blades zugreifen darf, aber nicht auf die zentralen Management- und Connection-Blades.
Ausfalltests
Um die Ausfallsicherheit des BX400-Systems zu testen, zogen wir zunächst das primäre Management-Blade aus dem Gehäuse. Nach wenigen Sekunden konnten wir über dieselbe IP-Adresse auf das zweite Management-Blade zugreifen, das nun die Master-Rolle übernommen hatte. Dann steckten wir das ursprüngliche Master-Blade wieder ein. Es übernahm daraufhin automatisch die Rolle des Slave-Blades. Das Entfernen eines der zwei Netzteile verkraftete das System ebenfalls ohne Probleme. In der grafischen Management-Oberfläche wurde dieses Netzteil als nicht mehr vorhanden angezeigt. Der RAID-1-Verbund der beiden Blade-Server funktionierte ebenfalls erwartungsgemäß, als wir aus jedem Server eine Festplatte entfernten. Die Management-GUI zeigte an, dass eine Platte defekt ist. Nachdem wir die zweite Platte wieder hinzugefügt hatten, startete automatisch der Rebuild des RAID-1. Wie weit die Rekonstruktion fortgeschritten ist, kann der Administrator über den RAID-Manager verfolgen.
Fazit
Das BX400-System bietet auf wenig Platz eine Vielzahl an Konfigurationsmöglichkeiten. Mit Support für 10-Gigabit-Ethernet, 8-GBit/s-FC, FC-over-Ethernet und Infiniband sowie mit den verschiedenen Storage-Optionen sollten sich die meisten Anforderungen abdecken lassen. Für größere Umgebungen ist das etwa doppelt so große BX900-System vermutlich die bessere Wahl. Der Einstiegspreis für ein BX400-Chassis in der getesteten Konfiguration mit zwei Server-Blades liegt bei 14.000 Euro und dürfte damit auch für kleinere Unternehmen im Bereich des finanziell Machbaren liegen.