Ordnung und kurze Wege sind das A und O für eine wirtschaftliche Lagerhaltung – auch im Miele-Lager in Oelde. Mit dem Fraunhofer IEM entwickelte der Hersteller ein KI-basierendes Ordnungssystem und kann nun – zunächst im Rahmen eines Pilotprojekts – Aufträge flexibler und effizienter bearbeiten.
Pro Jahr liefert das Miele-Werk in Oelde etwa 400.000 Miele-Geräte in die ganze Welt. Vom Scharnier für die Backofentür bis zur kleinsten Schraube lagert das Werk dafür mehr als 1.800 unterschiedliche Bauteile ein. „Gerade durch die enorme Variantenvielfalt unserer Produkte müssen wir flexibel auf neue Aufträge reagieren können. Das erfordert eine perfekte Organisation unserer Prozesse“, erläuterte Michael Bansmann, Manager Supply Chain Engineering bei Miele.
Um die Lagerhaltung künftig weiter dynamisch und kostengünstiger zu steuern, setzt das Unternehmen auf ein intelligentes Ordnungssystem: Es weist neu angelieferten Schrauben, Kabeln und anderen Bauteilen automatisch den optimalen Lagerplatz zu – abhängig von ihrem geplanten Einsatz in der Produktion. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen von kürzeren Laufwegen profitieren und ihre Kolleginnen und Kollegen in der Fertigung flexibler und effizienter beliefern können.
„Das Ordnungssystem befindet sich im Pilotbetrieb. Erste Testergebnisse zeigen, dass sich die Transportwege um circa sieben Prozent verringern. Das macht unsere Prozesse entsprechend effizienter“, so Michael Bansmann.
Für das dynamische Ordnungssystem im Miele-Lager erarbeitete das Fraunhofer IEM ein intelligentes Datenmodell aus Kundenaufträgen, Zulieferer- und Produktionsplanungsdaten. Einige Daten wurden bereits vor Projektstart von Miele ermittelt. Andere hat das Projektteam neu erschlossen. Die Beschäftigten im Miele-Lager greifen ab sofort über ein Tablet auf das Ordnungssystem zu. „Der Algorithmus identifiziert Bauteile, die häufig zusammen ausgelagert wurden und zeigt den Lagermitarbeiterinnen und -mitarbeitern mit Hilfe eines Tablets bei der Einlagerung an, wo das Bauteil am besten gelagert werden sollte, um die Fahrwege der Stapler zu verkürzen. Das System wird kontinuierlich mit neuen Daten ergänzt. So kann es dynamisch auf neue Kommissionieraufträge reagieren“, erläuterte Silke Merkelbach, Data-Science-Expertin des Fraunhofer IEM.
Im it's OWL-Forschungsprojekt Imagine (Juni 2020 bis Mai 2023) erarbeiteten Forschungseinrichtungen und Unternehmen Methoden und Hilfsmittel für eine KI-gestützte Intralogistik. Prozesse in Lagerhaltung, Transport und Auftragsabwicklung sollten weiter optimiert werden. Das Fraunhofer IEM und das Fraunhofer IOSB-INA setzten mit Unternehmen Pilotanwendungen für die Produktion von Hausgeräten (Miele), Separatoren (GEA) und Gebäudepumpen (WILO) um.