KI-Guru (Künstliche Intelligenz) Marvin Minsky vom MIT und Hitech-Prophet Ray Kurzweil präsentierten auf dem World Science Forum in New York ihre Vorstellungen über die kommenden Jahre der Informationstechnologie.
Minsky meint, dass sich die Erfolge der Informatik auf dem Gebiet der KI und der Entwicklung neuer Anwendung abflachen werden, weil es bislang nicht gelungen sei, Computer zu emotionalisieren. "Menschen handeln nie rational, sondern immer nur emotional; die Logik dient nur der anschließenden Begründung". Computer müssten mehr Fantasie in ihren Lösungen erreichen, bevor sie den Mensch nachhaltig unterstützen könnten.
Minskys Bild ist relativ pessimistisch. Er scheint frustriert über den vermeintlichen Stillstand in der IT-Forschung: "Es gibt praktisch keine Grundlagenforschung mehr, die heutigen Programmiersprachen wie C++ sind nicht geeignet, komplexe KI-Aufgaben anzupacken, und die begabtesten Studenten büffeln heute Recht, BWL oder Management."
Ray Kurzweil dagegen extrapoliert die gegenwärtigen Trends. Er baut seine Prognosen auf zwei Aussagen: Die Leistung der Informationstechnologie verdoppelt sich jedes Jahr, und eine effektive Informationsverarbeitung basiert auf geschickter Mustererkennung. In diesem Punkt erwartet er die größten Verbesserungen in den kommenden Jahren. Seine Kernaussage, dass sich die IT-Leistung sich jedes Jahr verdoppelt, leitet er nicht nur aus Moores Law bei den Prozessoren ab, sondern addiert hier auch die Verbesserungen bei den Netzen, der Speichertechnik und der Softwaretechnologie. Bei dieser dramatischen Leistungszunahme werden seiner Meinung nach Computer schon in einigen Jahren das Niveau der menschlichen Intelligenz erreicht haben und anschließend eine deutliche Überlegenheit besitzen: "Die Evolution lehrt uns, dass die Entwicklungsgeschwindigkeit von biologischer Intelligenz sehr langsam ist. Sobald Automaten das Niveau des Gehirns erreicht haben, werden sie sich weiterhin rasant entwickeln und schon wenige Jahre später dem Menschen um ein Vielfaches überlegen sein." Außerdem prognostiziert er das Aussterben der Großdisplays: "Bilder werden in Zukunft direkt auf der Retina erzeugt, das ist viel billiger, schafft eine bessere Qualität und spart Platz und Energie."
Harald Weiss/wg