Digitalkommissar Günther Oettinger hat in seiner Rede auf dem »Digital4EU Stakeholder Forum« mit kruden Vergleichen von Napoleon, seinen Brieftauben und der digitalen Kommunikation für Aufsehen gesorgt. Im Nachgang wurden die Passagen jedoch aus dem Transkript gestrichen.
Günther Oettinger sorgte schon öfters für Furore. Ende Februar machte der EU-Digitalkommissar bei der Vorstellung seiner Pläne zur europäischen Digitalunion auf dem »Digital4EU Stakeholder Forum« mit interessanten Vergleichen aufmerksam. So stellt er mit allerlei bildhaften Beispielen fest, dass wir uns in einer digitalen Revolution befinden. Der IT-Sektor sei ein Kleinfeld-Turnier mit sechs Fußballspielern, bei dem die Europäer gegen die Amerikaner verloren haben. Jetzt gehe es aber um die Weltmeisterschaft auf großem Feld mit elf Spielern, wo Europa neu ins Spiel kommen müsse. Oettinger lässt in seiner Rede nichts unversucht, zu beschreiben, was die digitale Revolution ist und wie sich diese auf unser Leben auswirkt.
So erläutert Oettinger beispielsweise, dass man einen Bordeaux in der heutigen Zeit ohne Zoll und Transportprobleme in Brüssel kaufen und in Helsinki trinken könne. Im Gegenzug könne man aber nicht Karten für die Fußballpartie Liverpool gegen Chelsea in London buchen und in Brüssel sehen.
Besonders interessant ist sein Vergleich, dass Napoleon, der für die heutigen Grenzen in Europa verantwortlich sei, nicht viel von digitaler Kommunikation und Dienstleistungen gewusst habe. »Seine Kommunikation war die Brieftaube«, hält der Digitalkommissar in der Rede fest und appelliert daran, dass die Bürger in der Digitalunion nicht von geographischen und kulturellen Grenzen wie dem Rhein getrennt werden dürfen.
Unter dem Strich sorgte der Digitalkommissar mit der Rede für schmunzeln in der Netzgemeinde. So blieb auch nicht verborgen, dass das Transkript der Rede von der EU nachträglich geändert und frisiert wurde. Ein kompletter Absatz, in dem Oettinger über Bankfilialen, Apple Pay und die gesammelten Daten philosophiert, fehlt sogar ganz. Ebenso fielen die Fußballvergleiche und der historische Rückblick auf Napoleon in der offiziellen Version der Zensur zum Opfer. Eine grafische Übersicht, welche Textpassagen original, welche geändert und welche gestrichen wurden, finden Sie hier. Das Video seiner Rede gibt es auf YouTube zusehen, denn das Internet vergisst nie.