Die Triple Play Alliance (TPA) hatte sich im April 2006 bei der Eröffnung des Democenters im Triple Play Lab noch als loser Verbund von Netzwerkausrüstern und IT-Equipment-Herstellern präsentiert. Inzwischen aber hat sich die TPA zum Komplettausrüster für Netzbetreiber gemausert.
Die Hauptzielgruppe sind laut TPA-Sprecher Ralf Pütz derzeit die kommunalen Stadtwerksbetreiber. Hinzu gesellen sich aber auch Unternehmen wie zum Beispiel Hotels. Dieser Zielgruppe will die TPA den Einstieg in Triple-Play-fähige Netze der nächsten Generation (Next Generation Networks, NGNs) erleichtern. Triple-Play-Netze erlauben den Bezug von Daten, Sprache und Video-/Multimediainhalten über die gleiche Zugangsleitung. Während die Deutsche Telekom hierzu VDSL bevorzugt, gehört die TPA zum Kreis der Anbieter, die gleich den Sprung auf Glasfasernetze anraten (Fiber to the Home/Building, FTTH/FTTB). Dies erlaubt dann die Anbindung von Haushalten und Unternehmen mit 100 MBit/s – und mittels WDM (Wavelenght Division Multiplexing) ist für Skalierung gesorgt.
Seinen Kunden kann die TPA laut Heiner Kahmann, Geschäftsführer des Herstellerverbunds, für den Umsteig auf solche Triple-Play-FTTH-Netze je nach Bedarf alles aus einer Hand liefern: von der Business-Case-Berechnung über Netzkonzeption und -planung, den Aufbau einer Vertriebsstruktur für das Triple-Play-Netz und die Systemintegration bis zum Rollout der Netzwerkinfrastruktur. Zurzeit sei man in Gesprächen mit einem MSP (Managed Service Provider), der dann zusätzlich noch das Monitoring des Netzbetriebs im Outsourcing übernehmen kann.
Kahman legt Wert auf die Feststellung, dass die TPA eine starke Investorengruppe hinter sich weiß. Damit, so der TPA-Chef, könne die Alliance einem Stadtwerksbetreiber sogar ein Geschäftsmodell anbieten, das ihn praktisch vom gesamten Risiko der Netzumstellung befreit: Wenn eine Gemeinde die Rohre bereitstelle und eine gewisse Mindestteilnehmerzahl garantiere, könne die TPA das gesamte Triple-Play-Projekt als Outsourcer übernehmen. Die Stadtwerke erhielten dann fünf Prozent des erzielten Gewinns. "Mit dem Geld, das die Deutsche Telekom für den Anschluss einer Gemeinde an das DSL-Netz verlangt," so Pütz, "kann die Gemeinde auch eine Leerrohrverlegung finanzieren – nur dass sie mit dem TPA-Angebot damit dann Gewinn erwirtschaften kann."
Neben der Reproduktion bestehender Services (Telefonie, Internetzugang, TV) sind mit einem Triple-Play-Netz auch zahlreiche innovative Zusatzdienste möglich. Auch hier hat die TPA einige interessante Ideen, darunter Services wie die Fernsteuerung der Straßenbeleuchtung oder energienahe Dienstleistungen (Fernablesung von Strom und Gas). Weitere denkbare Dienste wären zum Beispiel die temporäre Lichtsteuerung für Haushalte, deren Bewohner im Urlaub sind (als Einbruchsabwehrmaßnahme) oder die Umsetzung von Marketing-Maßnahmen (am Geburtstag Strom gratis etc.). Neben dem Monitoring des laufenden Betriebs sind dann aber noch einige weitere Fragen zu klären: Wie kann eine Gemeinde auch als Content-Provider auftreten und die angeschlossenen Haushalte kontinuierlich mit neuen Inhalten versorgen? Wer entwickelt für die Kommune neue Services, damit die Stadtwerke für die Konsumenten als zentraler Service-Provider interessant bleibt? Hier eröffnen sich den Kommunen neue Geschäftsfelder, aber es stehen damit auch ungekannte Probleme im Raum, da die Stadtwerke sich mit Triple Play auf Terrain weit jenseits ihres bisherigen Kerngeschäfts begeben.
Ein wichtiges Referenzprojekt der TPA ist das FTTH-Netz der Stadtwerke Schwerte: Nach einem Piloten mit 129 Haushalten hat Schwerte zunächst 400 Kunden mit FTTH angebunden. Das näcshte Ziel ist nun der Fiber-Anschluss von 24.000 Wohneinheiten innerhalb von fünf Jahren. Dazu sind Tiefbauarbeiten von 12 km Länge erforderlich, 110 km LWL-Kabel sind zu verlegen.
Zur TPA gehören heute 16 Unternehmen unterschiedlicher Ausrichtung. Das Spektrum reicht vom Switch-Hersteller Extreme Networks über Adva Optical Networking, Avaya, CA, Fluke, Leoni-Kerpen und Schroff bis zu Zyxel, aber auch Dienstleister wie AND.
Dank der Zusammenarbeit der Hersteller und Dienstleister und der Verstärkung durch die Investoren hat die Triple Play Alliance einen sehr interessanten Weg gefunden, um den Kommunen den Einstieg in das Glasfaser-Zeitalter deutlich zu erleichtern. Dies dürfte für Stadtwerksbetreiber bald von großer Bedeutung sein, wenn durch Marktderegulierung Umsätze aus dem klassischen Kerngeschäft mit der Strom- und Gasversorgung wegbrechen sollten.
LANline/Dr. Wilhelm Greiner