Zwei Mega-Allianzen bei den Telekommunikationsausrüstern, namentlich Alcatel-Lucent und Nokia Siemens Networks (NSN), geraten nach Einschätzung der Marktforscher der Experton Group derzeit weiter unter Druck. Davon scheine unter anderem Ericsson zu profitieren, so eine Mitteilung der Analysten. Peter Löscher, der neue Vorstandsvorsitzende bei Siemens, zeige sich mit Blick auf die Entwicklung von NSN unzufrieden. Als hemmend für das Joint Venture hätten sich im Frühjahr unter anderem die Ermittlungen gegen Siemens im Korruptionsskandal ausgewirkt. Die Wachstums- und Effizienzziele des Gemeinschaftsunternehmens wurden bislang verfehlt. Gerüchte aus dem Siemens-Umfeld schlössen gar einen vorzeitigen Ausstieg von Siemens aus dem Joint Venture nicht mehr aus. Allerdings wäre hierfür vor dem Jahr 2013 das Einvernehmen beider Parteien notwendig.
Alcatel-Lucent wiederum leide unter anderem unter Ericssons Fähigkeit und Bestreben, bei GSM- und 3G-Infrastrukturen einen aggressiven Preiswettkampf zu führen. Ericsson könne dies durch sein Engagement bei höhermargigen Managed-Services und durch Skaleneffekte ausgleichen. Die im Rahmen des Alcatel-Lucent-Mergers geplanten Einspareffekte würden nun durch sinkende Preise – und durch Mitbewerber aus China – getilgt. Die Zukunft von Alcatel-Lucents CEO Pat Russo werde von den Aktionären bereits in Frage gestellt. Seit Jahresbeginn hat der Aktienkurs um 30 Prozent an Wert verloren. Dies entspricht einen Rückgang der Marktkapitalisierung um 12 Milliarden Dollar – ungefähr der Wert von Lucent vor dem Zusammenschluss mit Alcatel.
LANline/jos