Open-Source-Software als Weg zu Netzwerkstandards

ONF-Prognose: 2015 ist offenes SDN gefragt

24. Oktober 2014, 6:30 Uhr | LANline/Dr. Wilhelm Greiner

Open-Source-Software wird im nächsten Jahr das vorherrschende Mittel für die Entwicklung branchenweiter Netzwerkstandards sein, prognostiziert Dan Pitt, Executive Director der Open Networking Foundation (ONF), einer Non-Profit-Organisation für die Förderung offener SDN-Infrastrukturen (Software-Defined Networking). Laut Pitt wird ein offenes SDN eine Voraussetzung in Carrier-Ausschreibungen sein, und Openflow-Lösungen werden zum Standard für die Southbound-Kommunikation im SDN.

„Die SDN-Branche hat im vergangenen Jahr bei der breiten Akzeptanz bemerkenswerte Fortschritte gemacht“, erklärt ONF-Direktor Dan Pitt. „Wir haben erste Anzeichen dieser Voraussagen bereits im vergangenen Jahr gesehen. Ich glaube, dass diese Trends im Jahr 2015 abheben.“

Pitt geht davon aus, „dass Open-Source-Software 2015 nicht nur der legitime, sondern der erwünschte Weg zu Netzwerkstandards“ sein wird. Denn die Hersteller sehen laut dem ONF-Manager Open-Source-Software als Möglichkeit, Entwicklungskosten für nicht geschäftsentscheidende Funktionen zu senken.

Die Netzbetreiber wiederum werden laut Pitt ein offenes SDN statt eines herstellerbezogenen fordern. „Zum einen werden Netzbetreiber den Wert von SDN erkennen und nicht nur den von Network Virtualization oder Network Functions Virtualization (NFV), die beide ihren potenziellen Wert ohne ein darunterliegendes SDN nicht entfalten können“, so Pitt. „Zweitens werden Netzbetreiber und einige Unternehmen beginnen, herstellerspezifische Lösungen, die als SDN angepriesen werden, zu durchschauen, weil sie in Wirklichkeit proprietäre Protokolle enthalten, die zu einer Herstellerabhängigkeit führen und in vielen Fällen nicht einmal die physische Trennung von Forwarding und Kontrolle beinhalten.“

Da derzeit viele Netzbetreiber neue softwaregesteuerte Netze auf der grünen Wiese entwickelten, so Pitt weiter, bestehe die perfekte Möglichkeit, ein wirklich offenes SDN durchzusetzen. „Viele Hersteller sind darauf vorbereitet, andere nicht, und das wird ihre Fähigkeit, um das Geschäft mit cleveren Betreibern zu konkurrieren, im nächsten Jahr und in den folgenden nachteilig beeinflussen“, so der ONF-Mann.

Er sieht künftige Open-Flow-Lösungen als „De-facto-Standard bei Southbound“ (also bei der Kommunikation zwischen SDN-Controller und Netzwerkgeräten). „Ich habe Leute sagen hören, dass Openflow seinen Höhepunkt bereits überschritten hat, dass es nicht verfügbar sei oder nicht benötigt würde“, so Pitt. „Das ist nur Wunschdenken von Herstellern, die Netzwerkbetreibern ein offenes Ökosystem für entsprechende Hard- und Software vorenthalten wollen.“

Breite Hardwareunterstützung für Openflow habe eine Weile gedauert, aber sie komme. „Wir verzeichnen bereits eine bemerkenswerte Unterstützung für Openflow 1.3“, betont er.

Als Wachstumsbereich sieht der ONF-Mann die Ausbildung von Fachleuten für den SDN-Betrieb: „Bis heute gab es keine klare Vorstellung davon, welches die neue Rolle der IT-Professionals tatsächlich sein wird. Aber sowohl Arbeitgeber als auch Angestellte sind brennend daran interessiert, wie sie sich an die SDN-Welt anpassen können – Arbeitgeber wegen der Vorteile für ihre Unternehmen, Angestellte wegen ihrer eigenen Karrieren.“ Im Jahr 2015 werde die Ausbildung für offene softwaregesteuerte Netzwerke auf Touren kommen.

Openflow ist insbesondere bei den Herstellern von Netzwerkgeräten umstritten, zumal die Entkopplung der Kontrollintelligenz von der Netzwerk-Hardware bestehende Geschäftsmodelle zu untergraben droht. Netzwerkgröße Cisco hat vor diesem Hintergrund SDN zur hauseigenen „Application-Centric Infrastructure“ (ACI) erweitert, während andere Hersteller wie zum Beispiel Juniper betonen, Openflow skaliere nicht ausreichend, weshalb sie für SDN auf Netzwerk-Overlays setzen, im Fall von Juniper mittels XMPP (Jabber).

Weitere Informationen zur ONF finden sich unter www.opennetworking.org.

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"Die SDN-Branche hat im vergangenen Jahr bei der breiten Akzeptanz bemerkenswerte Fortschritte gemacht", so ONF-Direktor Dan Pitt. Bild: ONF

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