Imagecast 6.0 im Praxistest

Phoenix aus der Platte

5. November 2006, 23:00 Uhr | Johann Baumeister/wg

Das Kopieren ganzer Festplatten oder Partitionen ist die schnellste Variante, um Rechner einzurichten. Die kalifornische Phoenix Technologies kann hier mit Imagecast auf eine lange Tradition blicken. Version 6.0 wartet mit nützlichen Funktionen und Erweiterungen auf.

Ein mit Imagecast zu erstellendes Image kann eine vollständige Festplatte einschließlich der Boot-Inhalte oder aber lediglich eine Partition sein. In jedem Fall schließt das Image das Betriebssystem, die Applikationen samt aller Registry-Einträge und die Daten ein. Das erzeugte Image lässt sich auf einem beliebigen Datenträger, zum Beispiel einem Netzlaufwerk, einem Wechselmedium oder einer CD/DVD hinterlegen und bei Bedarf auf die Zielgeräte verteilen.

Mit der aktuellen Version 6.0 hat Phoenix unter anderem die Geräteunterstützung erweitert: Imagecast unterstützt nun auch Geräte, die mittels S-ATA und USB angeschlossen sind, sowie Platten-Arrays mit RAID 0 und RAID 1 bis ein TByte.

Im Fall einer 1:1-Abbildung auf die ursprüngliche Rechnerhardware lässt sich das Tool auch für Backups eines Rechners verwenden. Sein Haupt- einsatzzweck liegt allerdings in einer 1:n-Verteilung, bei der das einmal erzeugte Image mehrfach auf unterschiedliche Rechnersysteme ausgebracht wird.

Ein typisches Einsatzszenario findet man beispielsweise in der Schulung oder Ausbildung: Hier werden in der Regel zu Beginn des Unterrichts jeweils spezielle Systemumgebungen benötigt. Das Werkzeug eignet sich aber ebenso für den Massen-Rollout von Rechnern mit einer vorkonfigurierten Umgebung. Bei der parallelen Verteilung eines Images auf mehrere Rechner kommt ein Multicast-Modus zum Einsatz, der die Netzwerkbandbreite schont.

Architektur

Imagecast besteht aus mehreren Modulen: der Steuerkonsole, dem Clientbuilder, den Client-Modulen, einem PXE-Server (Pre-boot Execution Environment) und dem Post Configuration Injector. Für den Bezug eines Images muss der betreffende Rechner zunächst ein durch Imagecast erzeugtes Betriebssystem samt Client-Modul starten. Das Betriebssystem ist eine abgespeckte Linux-Variante, die als Phoenix Always bezeichnet wird. Die Client-Module übernehmen alle Funktionen zum Erstellen und Einrichten eines Images. Sie werden ebenso wie Phoenix Always durch den Imagecast Clientbuilder erzeugt und liegen nun in einer 32-Bit-Version vor. Phoenix Always und das Client-Modul sind dann entweder auf einem Boot-tauglichen Wechselmedium oder auf einem PXE-Server zu hinterlegen.

Das Booten via PXE erfordert natürlich eine entsprechend konfigurierte Netzwerkkarte. Der PXE-Server selbst gehört zum Lieferumfang von Imagecast. Der Clientbuilder generiert ein für den jeweiligen Rechner spezielles Boot-Image. Dies ist nötig, denn erstens können sich die Clients in der verwendeten Netzwerkkarte unterscheiden und somit unterschiedliche Treiber benötigen, zweitens ist die Anbindung der Clients auf unterschiedliche Weise möglich, so anhand einer statischen oder dynamischen IP-Adresse oder des Rechnernamens.

Nach dem Ausbringen eines Images auf mehrere Rechner haben die Zielsysteme zunächst die gleichen Konfigurationen bezüglich IP-Adresse und Rechnername. Um diese und weitere spezifischen Einstellungen zu korrigieren, stellt Phoenix den Post Configuration Injector zur Verfügung.

Installation und Inbetriebnahme

Die Systemanforderungen sind im Vergleich zu den hier meist anzutreffenden Werten relativ hoch: Für die Steuerkonsole und den Clientbuilder, der in das Extra-Menü der Konsole eingeblendet ist, setzt das Tool einen Intel Pentium 4 mit einem GByte RAM und Windows 2000, Windows XP oder Win-dows Server 2003 voraus. Die Anforderungen für die Client-Module sind etwas bescheidener: mindestens Intel Pentium 4, 256 MByte RAM, Windows 2000, XP oder 2003. Für unseren Test installierten wir das Werkzeug auf einem Windows 2000 Server. Geliefert wurde es als Webdownload mit einer zirka 82 MByte großen Setup-Datei. Dazu gehören ferner diverse Handbücher, die sowohl in englischer Sprache als auch auf Deutsch verfügbar sind. Diese lassen durchaus Fragen offen, was der lokale Distributor Sinn und sein Support-Team allerdings wettmachten.

Setup schnell durchgeführt

Das Setup ist schnell durchgeführt und benötigt lediglich eine Lizenzdatei sowie die Auswahl der zu installierenden Module. Für den Test entschieden wir uns, die Steuerkonsole und den PXE-Server auf dem gleichen Gerät auszuführen. Nach der Installation startet das Setup beide Module. Im ersten Schritt sind die Boot-Module für die Clients zu erstellen. Der Clientbuilder erlaubt hier die assistentengestützte Erstellung von PXE-Boot-Images oder -CDs. Diese ersetzen die bis dato verwendeten Boot-Disketten – wenngleich im Handbuch und den Dialogen noch von Disketten die Rede ist.

Im Test erprobten wir beide Varianten, jeweils unter Einbezug der Steuerkonsole. Die abgefragten Parameter sind für den kundigen Anwender sicher selbsterklärend: Festzulegen sind unter anderem der Typ der Netzwerkkarte, die Verwendung von DHCP oder einer statischen IP-Adresse, der Rechnername des Clients während der Installation, die Bildschirmauflösung und die Sprache. Eine weitere Einstellung betrifft den Kommunikationsmodus zwischen Client und Steuerkonsole: Hier unterstützt das Tool die Punkt-zu-Punkt-Verbindung, Broadcast und Multicast sowie einen Selbstankündigungsmodus, bei dem der Client die Erkennung initiiert. Das ISO-CD-Image ist mit einem beliebigen Brenner auf eine CD zu packen oder wahlweise dem integrierten PXE-Server zu übergeben.

Mit diesem Image ist der Client zu starten. Er baut dann eine Verbindung mit der Steuerkonsole auf. Dies erscheint in der Konsole farblich in einem eigenen Fenster, in einem zweiten sind die durchzuführenden Aufgaben zu hinterlegen, also die Prozesse für die Erzeugung oder Wiederherstellung der Images. Ein dritter Bereich beschreibt die nachlagerten Aktionen, die per Post Configuration Injector erfolgen. Diese durchaus nicht überall anzutreffende Funktion hilft bei der Personalisierung eines Rechnersystems mit den benutzer- oder abteilungsspezifischen Einstellungen.

Standalone Client

Neben der Steuerung der Aktionen über die zentrale Konsole besteht die Möglichkeit des Betriebs als Standalone Client. Hier nimmt der Anwender die durchzuführenden Maßnahmen direkt am Client-Gerät vor. Das Booten kann auch hier von einem PXE-Server oder der CD erfolgen. Anschließend erhält der Anwender eine Auswahl zur Sicherung oder Wiederherstellung der Festplatten oder Partitionen. Der Post Configuration Injector führt dann die notwendige Personalisierung der Geräte durch.

Fazit

Imagecast bietet alle Maßnahmen, um schnell Sicherungen von Festplatten oder Partitionen zu erstellen und Images auf weitere Geräte zu verteilen. Automatismen ermöglichen eine benutzerlose Abwicklung der Vorgänge. Im Test überzeugte das Tool in unterschiedlichen Konfigurationen und Varianten. Einziger Wermutstropfen ist die manchmal etwas holprige Dokumentation, der eine Überarbeitung sicher nicht schaden würde. Der versierte Administrator kann dies aber wohl verschmerzen. Mit 16 Euro pro Rechner bei bis zu 100 Geräten sollte der Preis kein Einsatzhindernis sein.

Info: Sinn Tel.: 08124/5318-0 Web: www.s-inn.de


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