Dr. Bernd Kotschi von Kotschi Consulting erläutert im Interview, welche Smart-Home-Geschäftsmodelle er für tragfähig hält und vor welchen Problemen die Unternehmen stehen.
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Herr Dr. Kotschi, Sie haben gerade die Marktstudie »Smart Home Monitor 2014« abgeschlossen, in dem 204 Unternehmen aus Industrie und Handel befragt wurden. Wie würden Sie die Stimmung der Branche in wenigen Worten zusammenfassen?
Dr. Bernd Kotschi: Die Stimmung ist grundlegend optimistisch geprägt, auch wenn der Smart Home Markt erst noch die kritische Marktphase überwinden muss. Nach Ansicht von 40 Prozent der befragten Unternehmen befinden wir uns aktuell in dieser Phase. Lediglich ein Drittel sieht Smart Home noch in einer frühen Einführungsphase.
Auch in Bezug auf die erwartete Marktentwicklung hat sich die Stimmung aufgehellt. So glaubt bereits knapp die Hälfte der Unternehmen, dass Smart Home ab 2016 der Durchbruch zum Massenmarkt gelingt und beim Handel sind es sogar 60 Prozent der Unternehmen. Beachtlich ist generell, dass mittlerweile Unternehmen aus mehr als acht Branchen in den Smart Home Markt drängen.
Was bedeutet kritische Phase?
Nun, in der kritischen Phase trennt sich Spreu vom Weizen und es wird sich zeigen, welche Art von Marktangeboten von der zunehmend breiteren Käuferschaft angenommen werden. Reine funktionengetriebene Produkte der Single Use case oder Multi Use Case Anbieter führen dann entweder ein Schattendasein in der »Techi-Nische« oder müssen sich im Preiswettbewerb der Me-too Anbieter einfacher Heizungssteuerungen oder Zwischensteckerlösungen beweisen. Hingegen werden die innovativen Smart Home Spezialisten den wenigen modular aufgebauten All-in-One Smart Home Generalisten und Partnerplattformen in den Massenmarkt folgen, wo Skalierung bessere und günstigere Produkte für die Endverbraucher ermöglicht.
Sind die Systeme, die heute angeboten werden, nicht tauglich für den Massenmarkt?
Eine Vielzahl der heute am Markt befindlichen Systeme sind eher noch der Kategorie Smart Home 1.0 zuzuordnen: Es geht um einfaches Schalten von Licht, Heizung an/aus, wenig intelligente Sensoren, mindere Wertigkeit und anspruchsloses Design der Hardware, separate Gateways etc.. Zudem ermangelt es den Angeboten an echten, nutzenstiftenden Diensten. Ein generelles Manko ist, dass viele Systeme immer noch aus der Branchendenke heraus entwickelt werden und dann eben nur spezifische Teilbereiche im Smart Home abdecken. Für manche Zielgruppen passt das, nicht jedoch für den Massenmarkt.