Das klingt eher nach Resignation als nach Aufbruch?
Wie gesagt, wir befinden uns in einer kritischen Marktphase und viele Marktplayer haben bereits Erfahrungen gesammelt: Einige ringen mit Resignation und halten an ihren Konzepten fest. Dann gibt es diejenigen, die auf der Grundlage finanzieller Spielräume ihre Geschäftsmodelle anpassen, getroffene Plattformstrategien überarbeiten und sich für den Massenmarkt neu rüsten – also ihre Smart Home Aktivitäten auf Kurs bringen. Nicht zuletzt bereitet ein Großteil der Unternehmen aber erst noch den Marktangang vor. Fast die Hälfte verspürt einen hohen bis sehr hohen Handlungsdruck, jetzt tätig zu werden, bestätigen die Ergebnisse der Studie. Man kann also durchaus von Aufbruch sprechen.
Gilt dies auch für die traditionellen Anbieter von Haustechnik?
Hier lässt sich ein besonders hoher Handlungsdruck verzeichnen, was sich in den Angaben zu deren geplanten Investitionen bestätigt: Über 60 Prozent der Unternehmen erhöhen 2014 ihre Investitionen in Smart Home. Die Haustechnikbranche erwacht somit langsam aus ihrer Schockstarre und wendet sich dem Thema nun verstärkt zu.
Mehr investieren zu wollen, das hat ja ein großer Teil der Befragten Ihrer Studie angegeben. Also wenden sich die Firmen jetzt dediziert dem Thema Smart Home zu, es entstehen massenmarkttaugliche Produkte und alle freuen sich. Ist es so einfach?
Eigentlich ja, wenn da nicht die besonderen Herausforderungen des Smart Home Marktes wären. Es mag jetzt etwas paradox klingen, aber es gibt einerseits die Bereitschaft zu Investitionen aufgrund des Handlungsdrucks und der sich klarer abzeichnenden Marktchancen. Andererseits lässt sich bei den Unternehmen aufgrund der hohen Entscheidungskomplexität aber eine deutliche Lähmung der Aktivitäten feststellen.
Was lähmt da genau?
Es sind Entscheidungen – etwa zu Funktechnologien und Plattformoptionen – zu treffen, deren Konsequenzen ohne eine intensive Auseinandersetzung mit den branchenübergreifenden Marktmechanismen nicht überblickt werden können. Hinzu kommen Herausforderungen in Bezug auf die Entwicklung einer zukunftsfähigen Positionierung und daraus abgeleitet die Erarbeitung tragfähiger Geschäftsmodelle. Dabei geht es um mehr als nur die Kombination aus Gateway, Aktoren/Sensoren, Software und Service. Jedoch sind Mitarbeiter, die sich dediziert mit Weitblick um das Thema kümmern können, in der Organisation häufig noch nicht verankert. Das führt dann trotz der Investitionsbereitschaft dazu, dass das Thema Smart Home nur halbherzig angegangen und nebenbei bedient wird oder generell ins Stocken gerät.
Man hat doch den Eindruck, dass die Hersteller von Brauner und Weißer Ware sich durchaus stark um das Thema kümmern?
Anbieter dieser Branche sind in einer ganz anderen Ausgangslage, denn sie können Smart Home inkremental aus dem Kerngeschäft heraus entwickeln. So werden viele Haushaltsgeräte zunächst remote steuerbar und über die Integration weiterer Sensoren intelligent gemacht, bevor sie sich in einem nächsten Schritt mit anderen Geräten und Systemen im Smart Home vernetzen und Informationen austauschen. Das ist klassische Produkt-Weiterentwicklung.
Die anderen Mitspieler müssen dagegen erst tief in ein neues und komplexes Produktfeld einsteigen.
Es gib doch einige sehr stark engagierte und wie man gesehen hat auch durchaus hoch bewertete Smart-Home-Start-ups?
Ja, die Start-ups sind davon ausgenommen, die können sich natürlich zu 100 Prozent auf ihr Thema konzentrieren. Hier gibt es Anwendungsspezialisten, die auch künftig gute Chancen haben, wenn es ihnen gelingt, neben der Differenzierung ihrer Angebote auch die notwendige Vertriebspower zu entfalten. Und für Produkte der Hausautomation braucht es andere Vertriebskanäle als den eigenen Web-Shop oder sonstige Online-Channel. Letztendlich entscheidet auch der Kundenzugang über den Markterfolg.