Der Spitzen-Cluster Cool Silicon hat die Förderbescheide bekommen: In drei Leitprojekte wird nun für rund 140 Millionen Euro über fünf Jahre die Energieeffizienz in Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) verbessert. Es entstehen Technik für die Green IT, ein robustes E-Paper und autark arbeitende Sensoren. Nachdem nun auch das technische Leitprojekt Coolreader den Großteil seiner Förderzusagen bekommen hat, liegen die wesentlichen Förderbescheide für die drei Hauptprojekte des Spitzen-Clusters Cool Silicon - Energy Efficiency Innovations from Silicon Saxony vor.
"In der ersten Phase verfügen wir über eine Summe von über 20 Millionen Euro", berichtet
Professor Gerhard Fettweis, Koordinator des Forschungsprojektes und Inhaber des
Vodafone-Stiftungslehrstuhls für mobile Nachrichtensysteme an der TU Dresden. Insgesamt hat das
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Bescheide von elf Millionen Euro ausgegeben. Dem
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben gehören mehr als 60 Unternehmen und Forschungseinrichtungen
an. Ziel des Spitzen-Clusters ist die Steigerung der Energieeffizienz in den Informations- und
Kommunikationstechnologien (IKT).
Im Mittelpunkt stehen drei technische Leitprojekte:
Bei Coolcomputing geht es um die Senkung des Energieverbrauchs bei Chips und Computern, und zwar
bereits in deren Entwicklungsphase. Die Experten haben vor allem die riesigen Serverfarmen von
Google, Telekom oder Microsoft im Blick.
Coolreader beschäftigt sich mit der Entwicklung eines leichten und robusten E-Papers, dass mit
einer speziell entwickelten, energieeffizienten Mobilfunkschnittstelle Daten und Dokumente
empfangen und versenden kann. Mit Solarzellen soll das Produkt nahezu energieautark arbeiten. 2012
soll ein Demonstrator vorliegen.
Coolsensornet forscht an autark und kabellos über 30 Jahre lang arbeitenden Sensoren, die quasi
als mitfliegende Engel die Materialermüdung bei Flugzeugen ständig messen und die Messergebnisse
per Funk übertragen. Einmal in die Leichtbauflügel eingebaut sollen die Sensoren eigenständig
arbeiten. Die notwendige Energie erzeugen sie selbst aus den Schwingungen der Flügel. Die
Forschungsergebnisse lassen sich auch auf andere Bereiche übertragen – zum Beispiel auf
Schienenfahrzeuge, Brückenbauwerke oder beim Häuserbau in erdbebengefährdeten Gebieten.
Funktionsfähige Prototypen der neuartigen Sensoren sollen bis Ende 2011 vorliegen.
Spitzen-Cluster forscht damit an Lösungen zu Weltproblemen – der diesjährige Zukunftsbericht der
Denkfabrik Millennium Report listet auf 6000 Seiten die 15 größten Herausforderungen der Menschheit
auf, unter anderem die Informationsgesellschaft für alle und die Auseinandersetzung mit dem
globalen Klimawandel auf.
"Im Jahr 2020 werden wir 40 Prozent der heutigen Kraftwerksleistung nur für den Betrieb der
Kommunikationstechnik einsetzen müssen", erklärt Fettweis. Die Herausforderung liegt demnach in der
massiven Steigerung der Energieeffizienz – und genau das ist das Ziel des Spitzen-Clusters Cool
Silicon. Die Wissenschaftler wollen weltweit die Branche noch mehr als heute auf Energie schonende
Technologien und auf sich selbst versorgende Systeme trimmen. In Sachsen werden in den nächsten
fünf Jahren Technologien entwickelt, die den Energieverbrauch bei Mikrochips und in der IT deutlich
senken helfen.
Rochus Rademacher/pf