Das Jahr 2010 wird den Microsoft-Mitarbeitern aus der System-Center-Gruppe sicher als ein sehr produktives in Erinnerung bleiben: Selten gab es so viele neue Versionen, Updates und Veränderungen bei einer Produktgruppe des Softwareherstellers innerhalb eines derart kurzen Zeitraums. Dieser Eindruck wurde durch die vielen Vorträge auf dem System-Management Summit letzte Woche in München bestätigt.
Glaubt man den Aussagen der Microsoft-Referenten, so steht mit dem System Center Service Manager
2010 nun endlich auch ein übergreifendes Werkzeug zur Verfügung, mit dessen Hilfe die
Administratoren den gesamten Lebenszyklus ihrer IT betreuen und verwalten können. Sie gaben dabei
auch zu, dass es zwar schon bisher möglich war, mithilfe der Microsoft-Tools aus dieser
Produktfamilie die verschieden Bereiche zu verwalten, dass aber eine übergreifende Lösung zu
Abbildung und Steuerung von ITIL-Prozessen wie zum Beispiel Incident- und Problem- oder auch
Change- und Asset-Lifecycle-Management bisher von Microsoft nicht zu bekommen war. Mit diesem
Werkzeug können IT-Abteilungen nun sogar ein Self-Service-Portal für die Anwender anbieten.
Als wichtiger Teil dieses Produkts wurde eine zentrale CMDB (Configuration Management Database)
vorgestellt. Sie soll eine nahtlose Anbindung der bereits vorhandenen Module wie den Configuration
Manager, den Operations Manager und auch des Verzeichnisdienstes Active Directory ermöglichen. Dies
geschieht durch Konnektoren, die automatisch die Daten abfragen und an die Datenbank
übermitteln.
Mithilfe dieser Daten wird dann eine so genannte Baseline-CMDB erstellt, in der auf diese Art
wichtige Informationen zum Bestand, die entsprechenden Leistungen und natürlich auch die Daten aus
der Konfigurationsverwaltung zentralisiert gespeichert werden. Alarme aus dem Operations Manager
können dann beispielsweise automatisch Incidents im Service Manager generieren und die gewünschten
Workflows anstoßen.
Der System Center Service Manager 2010 steht in einer 180-Tage-Version zum Download unter der
URL
technet.microsoft.com/en-us/evalcenter/ee348897.aspx
bereit.
Ein weiteres Produkt, das auf dieser Veranstaltung in einer stark überarbeiteten Version
vorgestellt wurde, war der Data Protection Manager 2010 (DPM). Diese Software ist darauf
ausgerichtet, die Windows-Server-Produkte zu sichern, wie beispielsweise den Exchange-, den SQL-
oder auch den Sharepoint-Server. Aber auch Virtualisierungs- und File-Server sowie alle
Windows-Betriebssysteme vom Server bis zum Laptop sollen damit zu sichern sein.
Zu den Neuerungen dieser Version gehört wie schon bei den anderen Mitgliedern der
System-Center-Familie auch hier die Möglichkeit, direkt mit Diensten aus der Cloud
zusammenzuarbeiten. So soll der DPM neben den klassischen Medien wie Festplatten und Bändern
Sicherungen auch direkt in Repositories in der Cloud ablegen können.
Die breite Unterstützung der verschiedenen System- und Anwendungs-Server aus der Windows-Familie
erreicht der DPM durch Agenten, die auf allen zu sichernden Systemen zum Einsatz kommen. Durch
diese Softwareagenten "weiß der Data Protection Server genau", wie die einzelnen Systeme mit ihren
Eigenarten zu sichern sind", erläuterte ein Microsoft-Mitarbeiter die Arbeitsweise. Dadurch sei der
DPM nun auch in der Lage, beispielsweise beim Sharepoint-Server eine Sicherung auf Objektebene
wiederherzustellen. Das bedeutet, dass Administratoren direkt aus der Sicherung heraus auch
einzelne Dokumente, die sich in einer gesicherten Sharepoint-2010-Farm befanden, wiederherstellen
können.
Auch bei der Zusammenarbeit zwischen dem Exchange Server 2010 und dem Data Protection Manager
hat Microsoft Neuerungen zu vermelden: War es bis zum Exchange Server 2007 noch unbedingt
notwendig, eine so genannte "Recovery Farm" zu betreiben, um dann aus ihr heraus auf Objektebene
die einzelnen Postfächer wiederherzustellen, so kann nun eine Wiederherstellung direkt aus der
Sicherung ohne Installation einer zusätzlichen Exchange-Farm ablaufen.
Allerdings bleibt dabei das einzelne Postfach das kleinste Objekt, das zurückgesichert werden
kann – was unter den versammelten Fachleuten im Münchner Publikum die Frage auslöste, warum
Microsoft hier keine Rücksicherung einzelner Nachrichten ermöglicht, wie dies diverse Drittanbieter
durchaus zur Verfügung stellen.
Hier zogen sich die Microsoft-Mitarbeiter auf die Aussage zurück, dass dieses Verhalten in der
API von Exchange begründet liege, bei der immer das Postfach das kleinste Objekt sei: "Solange die
Exchange-Gruppe keine veränderte Schnittstelle einführt, wird das auch so bleiben", fasste es ein
Microsoft-Mitarbeiter zusammen.
Frank-Michael Schlede/wg