Auswahl einer Thin-Client-Lösung

TCs elegant dirigieren

17. Dezember 2006, 23:00 Uhr | Thomas Ahlemeyer/wg Thomas Ahlemeyer ist Country Manager Central Europe bei dem Thin-Client-Hersteller Chip PC.

Thin Clients (TCs) eignen sich gut als Ersatz für herkömmliche PCs. Durch ihren geringen Stromverbrauch, schlanke Bauweise und zentrale Verwaltbarkeit sparen sie einem Unternehmen unter den richtigen Voraussetzungen viel Arbeit und Geld. Es stellt sich somit lediglich die Frage: Unter welchen Voraussetzungen bietet eine Thin-Client-Lösung den größten Mehrwert?

Als Ausweg aus der Administrations- und Kostenfalle ist das Server-based- und
Thin-Client-Computing seit vielen Jahren erfolgreich. Das Synonym für und gleichzeitig der Erfinder
des Server-based Computings (SBC) ist Citrix. Mit einem mittlerweile umfassenden Portfolio ist
Citrix fast jedem IT-Manager und Systemadministrator nicht nur ein Begriff, vielmehr setzen gerade
größere Unternehmen mit einer Vielzahl an Standardarbeitsplätzen strategisch auf SBC. Der
Hauptgrund für diese Entscheidung ist zugleich eine der Voraussetzungen für den Erfolg einer
SBC-Architektur: Eine Vielzahl von EDV-Arbeitsplätzen nutzen identische Standardapplikati-onen wie
Office-Suiten, ERP-Systeme, Host-Emulations-Clients, Datenbank-Clients und weitere Programme, die
sich für die Installation auf Microsoft-Terminalservern oder Cit-rix-Servern eignen. Ist diese
Voraussetzung gegeben oder durch Applikationskonsolidierung erreichbar, ebnet dies den Weg zu
Administrationserleichterung und Kostensenkung.

Es bleibt die Frage nach den passenden Endgeräten für jene zentralen, serverbasierten
Applikationsumgebungen. In vielen SBC-Umgebungen wurden und werden in den ersten Monaten oder sogar
Jahren nach der (Re-)Zentralisierung der Applikationen bestehende PCs zu SBC-Clients
umfunkti-oniert. Die überdurchschnittlichen Wachstumszahlen der Thin-Client-Branche lassen aber
erkennen, dass es eine bessere Alternative für jene Arbeitsplätze gibt.

Unter TCO-Gesichtspunkten (Total Cost of Ownership, Gesamtbetriebskosten) besteht eine
TC-Umgebung jedoch nicht nur aus Hardwareeinzelstücken. Die Hardware, die im Vergleich zum PC auf
bewegliche Teile wie Lüfter und Festplatten verzichtet und somit nicht nur lautlos, sondern
zugleich auch bedeutend Strom sparender ist, stellt lediglich einen der drei Hauptbestandteile
einer professionellen Lösung dar. Eine TC-Lösung, die alle TCO-Vorteile abdeckt, umfasst zudem ein
solides, schnelles und sicheres lokales TC-Betriebssystem und vor allem eine durchdachte
Thin-Client-Verwaltung.

Anforderungen an TC-Hardware

In puncto Thin-Client-Hardware werben praktisch alle Hersteller mit einer besonders niedrigen
Ausfallquote, resultierend aus der kompakten, lüfter- und festplattenlosen Bauweise. In der
Realität lassen sich dennoch Unterschiede feststellen. Der Blick unter die TC-Haube lohnt sich
durchaus: Kabelgewirr, große Kühlkörper als Lüfterersatz oder drittklassige Komponenten führen
schnell dazu, dass sich die Ausfallquote der TCs gefährlich den (schlechten) PC-Erfahrungen nähern.
Hat der Hersteller bei der Hardware auf Qualität und durchdachte Bauweise geachtet, sollte die
Ausfallquote der Thin Clients deutlich unter einem Prozent liegen – und zwar weitaus länger als die
üblichen drei Jahre.

Die subjektive Leistungsfähigkeit der TC-Hardware definiert sich in der Regel maßgeblich durch
Art und Taktung des Prozessors sowie durch die Grafikleistung. Vorteile von niedrig getakteten
Prozessoren (wie RISC-Prozessoren) sind die geringe Wärmeentwicklung und der niedrige
Stromverbrauch (unter fünf Watt). Eine Grafikleistung bis in den Bereich von 1600 mal 1200
Bildpunkten erzielen Thin Clients mit einem entsprechend guten Grafikchip und durch eine
Non-Shared-Memory-Architektur. Bei diesem Konzept wird Video-Memory nicht vom Hauptspeicher (RAM)
abgezwackt, sondern dediziert und ausschließlich für die Grafikleistung zur Verfügung gestellt.

Die benötigte Größe des Flash-Chips und des Arbeitsspeichers – meistens angegeben im Format "
MByte Flash/MByteRAM" – sind abhängig von der Wahl des TC-Betriebssystems. Linux- und
CE.Net-betriebene Thin Clients arbeiten in der Regel mit 32/64 MByte oder 64/128 MByte,
XPe-Varianten (XP Embedded) benötigen mindestens Kombinationen von 256/256 MByte oder 512/512
MByte. Letztere machen sich leider oft im Preis des TCs bemerkbar. Wurden diese überschaubaren
Hardware-aspekte eruiert und für gut befunden, obliegt es oft nur dem Geschmack des Entscheiders,
welcher Formfaktor zum Zuge kommt: die "Pizza-Box" neben oder unter dem Monitor, die
zigarettenschachtelgroße Auf- oder Untertischvariante oder der TC in Steckdosenformat (Bild Seite
12).

Auswahl des Betriebssystems

Windows XPe bietet einerseits zwar Flexibilität beim Einsatz von PCI-Karten und kleineren
lokalen Applikationen, andererseits birgt diese Flexibilität ihre Nachteile, denn sie geht einher
mit oftmals kritischen Einbußen in Sachen Sicherheit vor Viren und anderen Gefahren. Zudem benötigt
XPe wie erwähnt weitaus größere Flash-/RAM-Chips und kann die TC-Hardware somit schnell
verteuern.

Die Zahl der Linux-basierten Thin Clients hat in den letzten Jahren durchaus zugenommen. Der
Hauptgrund dafür ist sicher die Möglichkeit, das Betriebssystem für kundenspezifische Lösungen
anzupassen, ohne Einbußen bei der Sicherheit hinnehmen zu müssen. Wer allerdings glaubt, Linux im
TC-Umfeld sei Open Source und dadurch kostenlos, wird enttäuscht werden: Die herstellerspezifischen
Linux-Varianten sind weder frei zugänglich, noch hat sich gezeigt, dass deren Entwicklung und
Beschaffung günstiger sind als die oft weit überschätzten Windows-Lizenzgebühren an Microsoft.

Mit Windows CE.Net betankte Thin Clients bieten sowohl hohe Standardisierung, geringe Größe und
preiswertere Flash-Chips als auch überzeugende Performance, die sich hauptsächlich in Form kurzer
Boot-Zeit bemerkbar macht. Zudem sind mittlerweile fast alle gängigen beziehungsweise sinnvollen
Treiber für Peripheriegeräte wie Drucker, Barcode-Scanner oder Smart-Card-Reader integriert. Sollte
ein spezifischer Treiber nicht vorhanden sein, so sind die Entwickler-Teams der führenden
TC-Hersteller heute in der Lage, diese in das OS-Paket zu integrieren. Die lokale Sicherheit gegen
bösartige Software (Malicious Code) lässt sich im CE.Net-Umfeld steigern, indem zwischen dem Kernel
und den lokalen Softwarepaketen wie ICA-Client, RDP-Client, Emulationen etc. eine virtuelle
Sicherheitsebene integriert wird, die Prozessanfragen an den Kernel ohne passendes Zertifikat erst
gar nicht zulässt.

Für alle drei Betriebssystemvarianten ist jedoch eines gemeinsam gültig und wichtig: Updates
oder das Hinzufügen oder Entfernen einzelner Softwarekomponenten – wie zum Beispiel beim Update des
Cit-rix-Clients oder Aktivieren einer Emulation – sollten ohne den Austausch des gesamten
Betriebssystems vonstatten gehen. Dies erfordert vom jeweiligen TC-Hersteller eine Modularisierung
des Betriebssystem-Images. Ohne die Möglichkeit, Softwarepakete einzeln auszutauschen, im besten
Fall via Managementkonsole, kann sich ein Update-Vorgang schnell als Netzwerkkiller erweisen, wenn
neue Muster-Images von zum Beispiel 256 MByte an jeden TC zu transferieren sind. Neben der
Bandbreitenproblematik ist der Austausch des Betriebssystem-Kernels ein weiterer Nachteil von
Gesamt-Image-Updates: Unterläuft hier ein Fehler, ist der entsprechende TC meist komplett
zurückzusetzen oder gar einzuschicken.

KO-Kriterium Managementsoftware

Gerade in größeren Umgebungen entscheidet insbesondere die Managementsoftware über die
Produktauswahl. In diesem Bereich des Thin-Client-Computings gibt es ohne Zweifel die größten
Unterschiede zwischen den Herstellern. In kleineren Netzen von zehn bis 30 Arbeitsplätzen lassen
sich Thin Clients ohne Weiteres noch manuell und vor Ort konfigurieren. Mit Blick auf größere
Umgebungen jedoch definieren der Roll-out, die Konfiguration für unterschiedlichste
Benutzer(-gruppen) und das zentrale Verwalten einer Vielzahl von Thin Clients die
Unterscheidungsmerkmale der führenden TC-Lösungsanbieter. Hier reicht die Auswahl von einfacheren,
zumeist kostenlosen Lösungen bis hin zur Active-Directory-basierten Managementsuite.

Grundsätzlich sollte es eine TC-Managementlösung dem Administrator ermöglichen, den aktuellen
Status der im Netzwerk befindlichen Thin Clients zu sehen, grundlegende Parameter wie
Betriebssystem-Build und aktivierte Softwarekomponenten zu erkennen und diese auf den jeweils
gewünschten Versionsstand zu bringen. Zudem sollte die Managementsoftware die Konfiguration des
TC-Verhaltens – zum Beispiel Display-Auflösung, Keyboard-Sprache, Startmenüdarstellung,
veröffentlichte Applikationen etc. – einfach gestalten und zudem zeitlich steuerbar machen. Das
Verwalten der Thin Clients erfolgt je nach Anbieter auf Geräte- und/oder Gruppenebene. Muss der
Administrator bei den meisten Managementlösungen Benutzer und Gruppen neu definieren, angelegen und
konfigurieren, so sind die führenden Lösungen in der Lage, sämtliche relevanten Informationen aus
dem Unternehmens-Active-Directory (AD) zu übernehmen und mit diesem ständig abzugleichen.

Die Oberflächen (GUIs) der TC-Managementsuiten sind oft sehr einfach und ähneln einander. Die
Arbeit der Administratoren lässt sich hier vereinfachen durch den Einsatz der vertrauten MMC
(Microsoft Management Console) und der AD-Strukturen sowie durch die TC-Konfiguration anhand von
Gruppenrichtlinien (Group Policies). Somit wird das Verwalten selbst umfangreicher und vielfältiger
TC-Umgebungen ohne großen Einarbeitungsaufwand schnell zur Selbstverständlichkeit.

Das "Tüpfelchen auf dem i" bieten Lösungen, die die gesamte Konfiguration der TC-Umgebung noch
vor der ersten Inbetriebnahme der Thin Clients ermöglichen. Hier werden Parameter wie Standort,
Konfiguration und Verhalten der Endgeräte zum Zeitpunkt der ersten TC-Aktivierung auf dem
entsprechenden Gerät ausgeführt. Eine aufwändige und zeitintensive Konfiguration der Thin Clients
vor oder während des Roll-outs erübrigt sich somit. Unternehmen sollten deshalb bei der Auswahl der
passenden Thin-Client-Lösung auf keinen Fall an der nötigen Zeit für eine umfassende Evaluierung
der Thin-Client-Hardware, Betriebssystemarchitektur und Managementsoftware sparen.


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