Wie das Backup bei RAID-Systemen vernachlässigt wird
Trügerische Sicherheit: Die in vielen Unternehmen eingesetzten RAID-Systeme führen offenbar dazu, dass die Anwender das Backup vernachlässigen. Eine gefährliche Praxis, warnt jetzt das Datenrettungsunternehmen Attingo.

- Wie das Backup bei RAID-Systemen vernachlässigt wird
- Sparen, selbst retten und online erweitern
Die als vermeintlich sicher geltende RAID-Technologie kommt nach Branchen-Schätzungen heute in mehr als 95 Prozent der Betriebe mit eigenen Servern zum Einsatz – dies beginnt schon bei KMU ab wenigen Mitarbeitern bis hin zu Konzernen. Mehrere Festplatten werden dabei zu einem Verbund zusammengefasst, wodurch Leistungssteigerungen und erhöhte Sicherheit erzielt werden. RAID-Systeme werden für Datenspeicherung, Datenbanken, Dokumentmanagement und Archivierung als auch für Mail- und Web-Server verwendet. Selbst bei Ausfall von ein oder zwei Festplatten ist der Betrieb immer noch über die verbleibenden Datenträger möglich. »Viele Unternehmen rechnen nicht damit, dass mehrere Festplatten gleichzeitig ausfallen können und vernachlässigen die unbedingt erforderlichen Datensicherungen«, sagt Nicolas Ehrschwendner, Geschäftsführer des Datenrettungsspezialisten Attingo. Die aktuellen Zahlen seines Unternehmens sprechen jedoch eine alarmierende Sprache: Demnach hat sich die Anzahl der in den firmeneigenen Labors in Wien, Hamburg und Amsterdam bearbeiteten Datenrettungsfälle bei RAID-Systemen vom Jahr 2009 auf 2010 verdreifacht. Dabei sind immer größere Speicherkapazitäten betroffen. Während die eingelieferten RAID-Systeme im Jahr 2009 durchschnittlich noch rund ein Terabyte aufwiesen, waren es 2010 schon drei Terabyte. Eindrucksvoll ist die Anzahl der Festplatten in defekten RAID-Systemen: Im Vorjahr hatten die »krankenhausreifen« RAIDs durchschnittlich acht Hard Disks, in 30 Prozent der Fälle sogar mehr als zehn.
Das Argument, dass mehrere Festplatten nicht gleichzeitig ausfallen, hält der Attingo-Geschäftsführer für pauschal nicht haltbar: »Simple Spannungsspitzen können zum System-Crash führen. Auch Produktionsfehler, Überhitzung oder Stoßeinwirkung beim Transport sind häufige Gründe«. Eine weitere Fehlerquelle ist die integrierte Firmware der RAID-Controller. »Wir beobachten einen Anstieg an Ausfällen aufgrund fehlerhafter oder schlecht programmierter Controller-Software«.
Besonders brisant ist der steigende Anteil an virtualisierten Systemen, die verschiedene Dienste wie Mail-, File- oder Datenbank-Server auf derselben Hardware betreiben. Ihre Anzahl im Rahmen der Datenrettungsfälle hat sich von 2009 auf 2010 verdoppelt. »Viele Unternehmen glauben, wenn man in teure RAID-Systeme investiert, kann bei der Datensicherung gespart werden. Dies ist ein fataler Irrtum«, mahnt Nicolas Ehrschwendner. »Damit bereits bei der IT-Planung die richtigen Weichen gestellt werden, beraten wir Unternehmen im Vorfeld bei der Erarbeitung von Notfallplänen. Dadurch passieren weniger Fehler und Abläufe sind klar definiert«.
Immerhin sind auch bei RAID-Systemen die verlorenen Daten fast immer zu retten. Die Rekonstruktionsrate liegt Attingo zufolge auch bei diesen Systemen deutlich über 90 Prozent. Auch nach missglückten Rebuilds sei eine professionelle Datenrettung möglich. Dies sei unabhängig von Anzahl, Typ der Datenträger und Betriebssystem.